Die Formel 1 kommt in den letzten Tagen aus Schlagzeilen abseits der Rennstrecke nicht heraus. Ein Whistleblower belastet nun FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem schwer. Laut einer Meldung der BBC soll der Chef des Automobil-Weltverbandes mit allen Mitteln versucht haben, das Formel-1-Rennen in Las Vegas zu verhindern.

Demnach habe Ben Sulayem die Aufforderung erteilt, den Stadtkurs in Las Vegas bei der verpflichtenden Streckenabnahme nicht durchgehen zu lassen. Nicht vorhandene Sicherheitsprobleme sollten demnach notfalls auch erfunden werden, um die Lizenz für die Strecke entlang des berühmten "Strips" zu verweigern. Ohne eine Zulassung durch die FIA wäre die Austragung eines Formel-1-Rennens auf der Strecke in der US-Metropole nicht möglich gewesen.

Compliance-Bericht gegen Ben Sulayem: Die FIA untersucht

Die Vorwürfe sind Teil eines Compliance-Berichts beim Ethik-Komitee der FIA. Die Verantwortlichen für die Erteilung der Lizenz kamen den Forderungen von Ben Sulayem nicht nach. Bei der Inspektion, welche die Verantwortlichen aufgrund von anhaltenden Arbeiten erst kurz vor dem Rennen durchführen konnten, wurden keine Sicherheitsmängel beanstandet.

Zu Problemen kam es rund um das Formel-1-Wochenende im November 2023 trotzdem. Beim Training auf der 6,2-Kilometer langen Strecke kollidierte Carlos Sainz mit einem Gullydeckel, nachdem sich der Betonrahmen, welcher diesen ihm Boden verankerte, gelöst hatte. Ein Problem, das bei der Streckenabnahme laut Expertenmeinungen aber nicht absehbar gewesen sei.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr. nach Kanaldeckel-Crash
Foto: LAT Images

Untersuchung gegen Ben Sulayem: Wollte er ein Formel-1-Ergebnis verändern?

Es ist nicht der einzige Vorwurf, gegen den sich der FIA-Präsident dieser Tage verteidigen muss. Am Montag berichtete ebenfalls die BBC, dass gegen den Emirati eine Untersuchung läuft, da Ben Sulayem versucht habe, Einfluss auf das Rennergebnis des Saudi-Arabien-GPs 2023 zu nehmen. Demnach habe sich Ben Sulayem dafür stark gemacht, dass die Strafe von Fernando Alonso aufgehoben werde.

Fernando Alonso erhielt in Jeddah 2023 seinen dritten Platz nach einer zwischenzeitlichen Strafe wieder zurück., Foto: LAT Images
Fernando Alonso erhielt in Jeddah 2023 seinen dritten Platz nach einer zwischenzeitlichen Strafe wieder zurück., Foto: LAT Images

Der Spanier hatte ursprünglich beim F1-Rennen in Jeddah eine Strafe erhalten, da beim Absitzen einer Strafe vor seinem Boxenstopp bereits am Auto gearbeitet wurde. Ben Sulayem soll telefonisch den FIA-Vizepräsidenten Sheikh Abdullah bin Hamad bin Isa Al Khalifa mitgeteilt haben, dass die Strafe rückgängig gemacht werden solle.

Die Strafe wurde schließlich revidiert, nachdem Aston Martin eine Reihe von Präzedenzfällen aufführen konnte, in denen ein ähnlicher Vorgang straffrei geblieben war. Ob der Anruf des Präsidenten einen Einfluss auf diese Entscheidung hatte, ist nicht bekannt.

Whistleblower belastet Ben Sulayem doppelt

Die Berichte über diese mögliche Verfälschung eines Rennergebnisses gehen auf denselben Informanten zurück, der auch die Las-Vegas-Vorwürfe gegen den FIA-Boss ins Rollen gebracht hatte. Warum Ben Sulayem das Formel-1-Rennen in Nevada verhindern hätte wollen, ist nicht bekannt.

Der Grand Prix in der Zocker-Metropole ist ein Prestigeprojekt des F1-Rechteinhabers Liberty Media. Im Gegensatz zu allen anderen GPs wird er nicht über einen lokalen Promoter abgewickelt, sondern wird direkt von der Formel 1 geplant und durchgeführt.

Seitdem Ben Sulayem an der Spitze der FIA steht, befindet er sich regelmäßig im Clinch mit den Verantwortlichen der Königsklasse. Vor allem in der Causa rund um die Bewerbung von Andretti-Cadillac als elftes Team in der Formel 1 standen sich der FIA-Präsident und die Königsklasse auf verschiedenen Fronten gegenüber.