Seit geraumer Zeit rühmt sich die Republik Singapur damit, eine der wenigen verbliebenen Anti-Korruptions-Oasen der Welt zu sein. Über 37 Jahre ist der letzte Korruptionsfall her und die Regierungsvertreter sollen durch ein enorm hohes Salär erst gar nicht in die Versuchung kommen, über mögliche illegale Zahlungen nachzudenken. Dieser Ruf erhielt nun allerdings einen herben Dämpfer durch einen Korruptionsskandal, der sich bis in die höchsten Kreise der Regierung erstreckt und sogar den Großen Preis der Formel 1 im Stadtstaat betrifft.

Konkret handelt es sich um den mittlerweile ehemaligen Verkehrsminister Singapurs, Subramaniam Iswaran. Dieser ist nach seiner Anklage unter anderem wegen Korruption und Behinderung der Justiz am vergangenen Donnerstag (18. Januar) von seinem Amt zurückgetreten. Dem 61-Jährigen wird vorgeworfen, vom malaysischen Milliardär Ong Beng Seng laut Nachrichtensender 'CNN' mehr als 160.000 Singapur-Dollar (110.000 Euro) an Bestechungsgeldern in Form von Geschenken erhalten zu haben, um seine Geschäftsinteressen zu fördern.

Zu diesen Geschenken gehörten angeblich Flüge in der Business Class, Aufenthalte in Luxushotels, Spiele der englischen Premier League, Tickets zu West End Musicals, aber auch Eintrittskarten für den Großen Preis der Formel 1. Iswaran plädierte auf nicht schuldig und befindet sich derzeit gegen Kaution auf freiem Fuß.

Singapur-GP-Veranstalter: Vorwurf der Bestechung

Doch warum ist der Korruptionsverdacht relevant für die Formel 1? Ein Blick auf den zweiten Verdächtigen im Prozess, Ong Beng Seng, liefert die Antwort auf diese Frage. Der Milliardär (laut 'Forbes' ein Gesamtvermögen von 1,5 Milliarden Euro) ist neben seiner Position als geschäftsführender Direktor der Hotelkette 'Hotel Properties' zusätzlich Vorsitzender des Rennveranstalters des Singapur GP, der die Rennen im Stadtstaat organisiert und als alleiniger Anteilseigner des Grand Prix fungiert. Der heute 80-Jährige war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Formel 1 vor 16 Jahren das erste Mal in Singapur einen Grand Prix veranstaltete.

Einer der zentralen Punkte in der Gerichtsverhandlung ist, dass der ehemalige Verkehrsminister Iswaran einst als Berater von Ong diente. Beide Parteien wurden im Juli 2023 verhaftet und später gegen Kaution freigelassen. Gegen Ong wurde bisher noch kein Gerichtsverfahren eingeleitet. Die Behörden wollen laut der Generalstaatsanwaltskammer Singapurs erst das Urteil und die Entwicklungen des Iswaran-Prozesses abwarten.

Korruptionsskandal: Was passiert mit dem Singapur GP 2024?

Vom 20. Bis zum 22. September 2024 soll die Formel 1 wieder in den Stadtstaat südlich von Malaysia reisen. Der Vertrag zwischen der Formel 1 und dem Veranstalter Singapur GP wurde erst im Januar 2022 bis einschließlich 2028 verlängert - mit dem Verdächtigen Ong als seinem Vorgesetzten. Ist in Anbetracht der drohenden Ermittlungen gegen den Hotelmogul das bei vielen Fans beliebte Nachtrennen nun in Gefahr?

In einer Erklärung des Ministeriums für Handel und Industrie gab die Regierung von Singapur eine erste Entwarnung. Es gebe "bisher keine Anhaltspunkte dafür, dass entweder die F1-Verträge oder andere Verträge zum Nachteil der Regierung strukturiert wurden. Die Bedingungen aller Vereinbarungen wurden von der Regierung sorgfältig geprüft", so das Ministerium, das zusätzlich auf eine "unabhängige Beratungsstudie" verwies.

Stand Januar 2024 wird der Große Preis von Singapur weiterhin wie geplant stattfinden. Einen Überblick über den restlichen Rennkalender, der 2024 eine Rekordzahl von 24 Rennen umfasst, findet ihr hier: