Platz 5: Tyrrell P34 - Mehr Achsen ist nicht gleich mehr Erfolg

Der Tyrrell P34 aus dem Jahr 1976 ist eines der bekanntesten Formel-1-Autos überhaupt. Der Grund ist klar: Als einziger Bolide der Geschichte der Königsklasse setzte er auf drei Achsen. Statt einem großen waren an der Front zwei kleine Slicks hintereinander montiert. Die gewünschte Wirkung ist leicht erklärt: Weniger Luftwiderstand bei gleichem Grip.

Zunächst schien das Konzept gut aufzugehen. Im schwedischen Grand Prix holten Jody Scheckter und Patrick Depaillier sogar einen Doppelsieg. Insgesamt wurde Tyrrell mit dem Wagen WM-Dritter. Das erste Jahr verblieb aber der Höhepunkt. Der Wagen litt an starkem Übergewicht und Reifenlieferant Goodyear tat sich schwer, die kleinen Pneus an der Vorderachse weiterzuentwickeln.

Der Tyrrell P34 machte mit sechs Rädern auf sich aufmerksam, Foto: Sutton
Der Tyrrell P34 machte mit sechs Rädern auf sich aufmerksam, Foto: Sutton

Aus den 71 Punkten des Vorjahres wurden nurmehr 27 in der Saison 1977. Tyrrell schwenkte um und brachte 1978 wieder ein konventionelles Auto an den Start. Ab 1983 wurde dann ohnehin per Reglement vorgeschrieben, dass ein Formel-1-Bolide maximal vier Reifen haben darf.

Platz 4: Williams FW26 - Das Walross strandet

Williams hatte 2003 beide Titel knapp verfehlt und wollte 2004 endlich wieder die WM-Pokale nach Groove holen. Da der BMW-Motor ohnehin zu den stärksten im Feld gehörte, musste die Verbesserung vom Auto kommen. Das Team um Sir Patrick Head experimentierte bei dessen letztem Boliden mit der Frontpartie des Wagens. Aus einer breiten Stummelnase wuchsen zwei lange Frontflügel-Aufhängungen.

Das sogenannte Walross konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, Foto: Sutton
Das sogenannte Walross konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, Foto: Sutton

Die Presse verglich die Halterungen mit den Stoßzähnen eines Walrosses. Durch das Design sollte der Luftstrom unter dem Auto verbessert werden. Der Bolide zeigte sich jedoch als inkonstant und schwer abzustimmen. Dem dominanten Ferrari war er auch an guten Wochenenden unterlegen.

Ab dem Ungarn GP rüstete Williams wieder auf eine konventionelle Nase zurück. Juan Pablo Montoya konnte damit zwar noch ein Rennen gewinnen, aber Platz Vier in der Konstrukteurswertung blieb eine herbe Enttäuschung.

Platz 3: Lotus E22 - Doppelt auf die Nase gefallen

Lotus hatte in den Jahren 2012 und 2013 mit reifenschonenden Autos gut abgeschnitten, aber der Titel war außer Reichweite gewesen. Mit der Regelrevolution von 2014 sollte der Angriff auf die F1-Krone mit einem radikalen Konzept erfolgen.

Der asymmetrische Lotus E22 enttäuschte die Ingenieure in Enstone, Foto: Sutton
Der asymmetrische Lotus E22 enttäuschte die Ingenieure in Enstone, Foto: Sutton

Der Wagen war asymmetrisch designt und umging so eine neue Nasenregelung, indem nur die längere der beiden Aufhängungen des Fronflügels regeltechnisch als Nase des Autos galt. Die Lücke zwischen den Aufhängungen sollte die Luftströmung zum Unterboden verbessern. Laut den Daten der Ingenieure aus Enstone hätte die 'Doppelnase' das Auto zum Sieger machen sollen, doch es wurde ein kompletter Flop.

In der Realität funktionierte die Aerodynamik bei weitem nicht so gut wie zuvor berechnet. Aus 315 Punkten im Jahr 2013 wurden 10 in der Saison 2014. Lotus gab den E22 schon Mitte der Saison auf und konzentrierte sich auf ein konventionelles Modell für das nächste Jahr.

Platz 2: Lotus 63 - Allrad ist keine Allzweckwaffe

Was Audi in der Rallye-WM in den 1980ern zum Sieg verhalf, hatte Lotus-Ikone Colin Chapman in der Formel 1 schon wesentlich früher auf dem Schirm: Allradantrieb. Insgesamt vier Boliden in der Geschichte der Königsklasse versuchten sich an der Antriebsart, doch kein Projekt war so ehrgeizig wie der Lotus 63 aus dem Jahr 1969.

Das Auto sollte die Stärken der weltmeisterlichen Lotus aus den 1960ern beibehalten, aber die Leistung des Cosworth-Motors besser auf den Asphalt bringen. Der Bolide erwies sich jedoch als schwer zu fahren und abzustimmen. Doppelweltmeister Graham Hill bezeichnete den Wagen sogar als 'Todesfalle'.

Dem Lotus 63 konnte Doppelweltmeister Graham Hill nur wenig abgewinnen, Foto: Sutton
Dem Lotus 63 konnte Doppelweltmeister Graham Hill nur wenig abgewinnen, Foto: Sutton

Der Vorteil beim Beschleunigen glich die Handlingnachteile und das Mehrgewicht nicht aus. Chapman wollte dies zunächst nicht wahrhaben und setzte den Lotus 63 wiederholt bei Grand Prix ein, doch holte er nie Punkte. Nach zahlreichen Fehlschlägen musste auch der Teamchef das Scheitern eingestehen und das Projekt wurde aufgegeben.

Platz 1: McLaren MP4-18 - Adrian Newey schlägt sich selbst

In der Saison 2003 startete McLaren zunächst sehr erfolgreich mit zwei Siegen, obwohl das Team nur mit einer überarbeiteten Version des Vorjahreswagens fuhr. Der Tenor aus Woking klang wie eine Drohung: Wartet nur, bis unser neuer Wagen kommt!

Es blieb eine leere Drohung, denn der MP4-18 ging nie an den Start. Das radikal schlanke Design von Adrian Newey war zu viel des Guten. Die Kühlung konnte nicht in den Griff bekommen werden und die Aerodynamik war instabil. Testfahrer Alex Wurz und Stammpilot Kimi Räikkönen erlitten bei Testfahrten schwere Unfälle.

Der MP4-18 ging nicht einmal bei einem Rennen an den Start, Foto: xpb.cc
Der MP4-18 ging nicht einmal bei einem Rennen an den Start, Foto: xpb.cc

McLaren machte gezwungenermaßen mit dem MP4-17D weiter und Räikkönen verpasste die Weltmeisterschaft mit dem eigentlichen Interimsauto nur um zwei Punkte. 2004 kam dann das neue Design-Konzept mit dem MP4-19 auf die Rennstrecke. Die Ergebnisse sprachen eine deutliche Sprache: Das Auto war unzuverlässig und wurde von Ferraris F2004 in Grund und Boden gefahren.

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