Fernando Alonso will es einfach nicht lassen. Er will nicht aufhören, und nachlassen will er schon gleich zweimal nicht. Mit seinem Wechsel zu Aston Martin ging er im Alter von 42 Jahren wieder einmal ein Risiko ein, doch das lohnte sich endlich. Mit dem zu Saisonbeginn überraschend starken AMR23 geigte der Matador ganz groß auf. Nur auf den ersehnten Sieg Nummer 33 muss der zweifache Weltmeister weiter warten. Das hindert Motorsport-Magazin.com aber nicht daran, die Saison des Altmeisters zu würdigen.

Fernando Alonsos Qualifying-Statistik 2023

Qualifying/Shootout2023
Bestes Ergebnis2 (2x)
Q3-Teilnahmen23
Ø Ergebnis7,3
Ø Vorsprung auf Teamkollegen-0,481
Siege im Quali-Duell23 von 26

Fernando Alonso im Qualifying: Dass Lance Stroll noch nie ein guter Qualifyier war und das wohl auch nie werden wird, ist hinlänglich bekannt. Dementsprechend lag die teaminterne Messlatte für Fernando Alonso sehr niedrig. Alles andere als eine einseitige Qualifying-Bilanz wäre eine Überraschung gewesen, und der Spanier lieferte genau entsprechend dieser Erwartung ab. Fast eine halbe Sekunde brannte er dem Kanadier im Durchschnitt auf. Nur dreimal musste er sich in der Zeitenjagd geschlagen geben.

Highlight war mit Sicherheit der Auftritt in Monaco, als Alonso nur ein überragender Max Verstappen die Pole-Position streitig machen konnte. Grobe Schwächen gab es hingegen wenige zu sehen. Als er schlechte Ergebnisse holte, war dies auch bei Stroll der Fall. In der zweiten Saisonhälfte hatte sich Aston Martin des Öfteren mit dem Setup vergriffen. Das Ausscheiden in Q1 in Austin war der negative Höhepunkt dieser Durststrecke. Trotz des klaren Sieges über Stroll bleibt aber der Eindruck, dass Alonso vor allem am Sonntag seine Klasse zeigt.

Fernando Alonsos Renn-Statistik 2023

Grand PrixSprint
Bestes Ergebnis2 (3x)5 (1x)
Ø Zielankunft5,68,6
Ausfälle21
Punkte206
WM-Platz4

Fernando Alonso im Rennen: Der Sonntag ist der Tag, an dem Fernando Alonso seine ganze Klasse und Erfahrung ausspielt. Mit einem reifenschonenden Auto ausgestattet, kam er so gut wie immer vor seiner Startposition ins Ziel. Herausragend war sicher sein Auftakt als Dritter in Bahrain. Diesem ließ er noch satte sieben weitere Podestplätze folgen. In Zandvoort bewies er, wie er in chaotischen Bedingungen den Überblick bewahren kann. Das Highlight packte er aber nach Aston Martins Formkrise aus. In einem fantastischen Zweikampf mit dem überlegenen Red Bull von Sergio Perez zog Alonso in Interlagos alle Register und erkämpfte sich einen umjubelten dritten Rang. Was Alonso in den letzten Runden abzog, war nichts anderes als pure Weltklasse.

Dem gegenüber stehen nur ein paar Aussetzer. Ausgerechnet beim Heimrennen in Barcelona musste er sich Lance Stroll geschlagen geben. Als Aston Martin im Setup-Dschungel verirrt war, konnte auch der große Meister aus Spanien nicht mehr zaubern. Besonders der Auftritt in Mexiko war eine Enttäuschung. Die einzigen Fehler der Saison zeigte er bei den Nachtrennen. Dreher in Singapur und Las Vegas verhinderten gute Punktechancen. Diese Ausreißer nach unten stehen aber in keinem Verhältnis zu Alonsos größtenteils starken Auftritten.

Fernando Alonsos Entwicklung: Bei einem Fahrer wie Fernando Alonso stellt sich nicht die Frage nach einer Weiterentwicklung, sondern ob er das Niveau in seinem Alter weiter halten kann. Die Frage kann zu 100% mit 'Ja' beantwortet werden. Schon zu Saisonbeginn trumpfte er mächtig mit seinem besten Auto seit den Ferrari-Jahren auf. Als Aston schwächelte, da ging auch dem Ex-Weltmeister ein bisschen die Puste aus. Im Schlussspurt, insbesondere bei seinem Husarenritt in Brasilien, zeigte der Spanier aber wieder, dass er nichts verlernt hat.

MSM-RankingNote (Platz)
Gesamtnote2,11 (2.)
Redaktionsnote1,94 (2.)
Lesernote2,28 (2.)
Bestes RennenBahrain (1,09 - 1.)
Schlechtestes RennenSingapur (3,84 - 15.)

Das sagt Fernando Alonso: "Ich bin zufrieden mit meiner persönlichen Leistung. Ich denke, das war zusammen mit 2012 meine beste Saison. Es war fahrerisch meine Beste. Ich war mit allem zufrieden. Ich war motiviert, ich war fit und ich habe auch unter schwierigen Umständen Leistung gebracht."

Das sagt MSM: Dass Fernando Alonso sich gerne einmal selbst lobt und seine Saison 2023 sogar mit seinem Fabeljahr 2012 vergleicht, sollte uns nicht überraschen. Lob hat der Spanier dennoch auf jeden Fall verdient. Er scheint in einen ewigen Jungbrunnen gesprungen zu sein. Lance Stroll zu schlagen war sicher keine schwere Aufgabe, das schaffte auch Sebastian Vettel deutlich. Alonso hat den Kanadier aber nicht einfach nur geschlagen, sondern regelrecht zermalmt. Alle acht Podien der Aston-Martin-Saison stammen von ihm, ebenso wie 206 der 280 Punkte des Rennstalls. Nicht umsonst belegt der nimmermüde Asturier den zweiten Rang in der Benotung bei unseren Lesern und Redakteuren. Fernando Alonsos Leistungen zu würdigen ist keine Nostalgie, der Mann ist wirklich so gut. Wie lange er das auch weiterhin sein kann, wird sich zeigen. Wenn das Auto es zulässt, muss dem Altmeister aber alles zugetraut werden, auch Sieg Nummer 33.

Schon am Mittwoch hatte Ferrari-Star Charles Leclerc seinen Zeugnistag. Wie Kollege Steinrisser seine Saison bewertet hat, könnt ihr hier lesen.