Der Große Preis von Brasilien erlebte einen regelrechten Chaos-Start. Bereits auf der Formationsrunde verabschiedete sich Charles Leclerc aus dem Rennen, nachdem der Ferrari-Pilot in Kurve 6 mit technischen Problemen in die Tecpro-Barriere rutschte. Beim Rennstart kurz darauf kam es im berühmt berüchtigten Senna-S zum nächsten folgenschweren Crash. Die drei Hauptprotagonisten: Kevin Magnussen, Nico Hülkenberg und Alexander Albon, die von den Startpositionen elf bis dreizehn ins Rennen gingen. Der Unfallhergang, seine Folgen und was die Fahrer nach dem Rennen dazu zu sagen hatten.

Dreifachcrash am Start: Was ist passiert?

Vom 12. Startplatz in den Grand Prix gestartet, erwischte Magnussen auf der inneren Seite den deutlich besseren Start als Hülkenberg. Rad-an-Rad schossen die beiden Teamkollegen auf Kurve 1 zu, bis der Däne den Deutschen auf die Außenseite drängte. Das Problem: Dort befand sich bereits ein ebenfalls gut gestarteter Albon in seinem Williams. Hülkenberg zog zwar noch zurück, doch die Kollision war nicht mehr zu vermeiden.

Der Williams von Alexander Albon nach dem Startunfall
Beim Startcrash löste sich Albons Hinterrad, Foto: LAT Images

Albon drehte sich daraufhin unkontrolliert auf die Strecke und rammte den Seitenkasten von Magnussen, ehe sein Williams heftig in der Wand einschlug. Durch den Kontakt mit der Wand, der das komplette Heck des FW45 zerstörte, machte sich Albons rechtes Hinterrad selbstständig und sprang zurück auf die Strecke. Dort schleuderte ausgerechnet Hülkenberg den Pirelli-Pneu mit seinem linken Hinterrad noch einmal in die Luft - direkt in den Heckflügel von Daniel Ricciardo. Kevin Magnussen drehte sich parallel unkontrolliert in das Heck von Oscar Piastri, ehe auch der Däne an der Mauer zum Stehen kam. Beide Fahrer blieben, anders als ihre Autos, unversehrt.

Schuldfrage? Hülkenberg kritisiert Magnussen

Die Reaktionen der Beteiligten fielen nach dem Startcrash unterschiedlich aus. "Ich hätte nichts anders machen können. Ich war so weit rechts, wie es ging. Der Haas auf der linken Seite ist rüber gezogen, hat den mittleren Haas eingequetscht und das war es dann", sagte Albon, der sich über die verpasste Punkteausbeute ärgerte. "Es ist sehr schade, weil das genau die Rennen sind, die wir nicht wollen. Ein Ferrari ist aus dem Rennen, Ricciardo und Piastri sind über eine Runde hinten. Die Chance auf Punkte war heute da, das sind normalerweise die Rennen, bei denen wir gut sind."

"Diese Dinge passieren einfach, da gibt es keinen Grund sich zu beschweren", sagte hingegen Kevin Magnussen. "Ich hatte einen guten Start und ein gutes Gefühl mit dem Auto auf den weichen Reifen. Es ist einfach unglücklich gewesen. Aber ich nehme das Positive mit. Es sah so aus, als hätten wir Fortschritte gemacht."

Kevin Magnussen nach dem Startcrash in Sao Paulo
Für Kevin Magnussen war das Rennen sofort beendet, Foto: LAT Images

Teamkollege Hülkenberg teilte den Optimismus allerdings nicht. "Es ist auf jeden Fall kein klarer Schritt nach vorne", sagte der Deutsche angesprochen auf seinen rundum erneuerten Boliden. Für den Unfall sah er allerdings seinen Teamkollegen in der Verantwortung "Es war für mich ein Déjà-vu zu Katar. Alex war auf meiner rechten Seite, Kevin hat links denke ich ein bisschen zu hart gepusht. Dafür habe ich den Preis bezahlt."

Crash in Kurve 1: Kollateralschäden haben harte Folgen

Der Unfall in Kurve 1 zog einiges an Kollateralschäden nach sich. Magnussen und Albon schieden mit ihren havarierten Boliden sofort aus. Auch Hülkenberg trug einen Schaden von der Startkollision davon, konnte allerdings weiterfahren. "Es gab minimalen Schaden am Seitenkasten, den wir aber während der roten Flagge reparieren konnten. Aber es war schade, weil wir dadurch den frischen Satz weicher Reifen verloren haben, die mit Abstand der beste Reifen heute waren", erklärte der Deutsche.

Etwas härter erwischte es die eigentlich komplett unbeteiligten Protagonisten Ricciardo und Piastri. Die beiden Australier trugen durch die Reifenschleuder von Hülkenberg und dem Dreher von Magnussen Schäden an ihren Heckflügeln davon, die allerdings ebenfalls während der roten Flagge repariert werden konnten.

Doch als das Rennen wieder aufgenommen wurde, waren sie mit einer Runde Rückstand fast schon hoffnungslos im Rückstand. Keiner der in dem Startunfall verwickelten Fahrer konnte mit einer Punkteausbeute aus Sao Paulo abreisen. "Ich hätte natürlich nichts machen können, aber wenn man sich auf dieser Position qualifiziert, besteht immer ein gewisses Risiko, dass so etwas passiert", erklärte Piastri nach dem Rennen.