Max Verstappen steht in Katar vor seinem dritten WM-Titel in der Formel 1. Mit den Erfolgen der letzten drei Jahre katapultierte sich der Niederländer in den Geschichtsbüchern der Königsklasse in die Sphären großer Legenden. In seinem Heimatland ist er längst zum nationalen Sportidol avanciert, doch weder die Vergleiche mit anderen Formel-1-Champions noch die mit niederländischen Athleten anderer Disziplinen findet Verstappen fair. In den Niederlanden wurde er bereits dreimal zum Sportler des Jahres gewählt, dabei kann er auf diese Art der Glorifizierung gut verzichten.

"Ich will das überhaupt nicht vergleichen. Jeder war auf seine Weise in seinem Sport fantastisch. Ich bin glücklich und stolz, Holländer zu sein. Als ich aufgewachsen bin, habe ich verstanden, wie unglaublich all diese Sportler sind, und als Land solltest du einfach nur stolz sein. Es spielt keine Rolle, wer der Beste oder Zweitbeste ist", so Verstappen im Vorfeld des 17. Rennwochenendes der Saison in Katar. Bereits im Sprint am Samstag kann er sich zum dritten Mal zum Weltmeister krönen.

Damit zieht er in den ewigen Bestenlisten der Formel 1 mit Ayrton Senna, Niki Lauda, Jackie Stewart, Nelson Piquet und Jack Brabham gleich. Bereits mit seinem ersten Sieg beim Spanien GP 2016 löste er in den Niederlanden einen nie zuvor dagewesenen Hype aus. Als jüngster F1-Sieger der Geschichte wurde er zum sportlichen Shooting Star der Nation und dabei erstmals als Sportler des Jahres ausgezeichnet. In den vergangenen beiden Jahren wurde er für seine Weltmeistertitel zwei weitere Male geehrt.

Für ihn sind diese Preisverleihungen höchst fragwürdig: "Wir haben jedes Jahr diese Awards für den Sportler oder die Sportlerin des Jahres, aber wieso?! Ich will das nicht einmal gewinnen, denn es sollte darum gehen, all die Talente die wir als Land haben zu würdigen. Das gilt für jedes Land, nicht nur für Holland. Es kann nicht darum gehen, dass der eine Erfolg besser als der andere ist. Wir sollten all den Erfolg feiern, den wir als Land haben. Deshalb finde ich diese Preisverleihungen jedes Mal lächerlich!"

Er stört sich vor allem an der Glorifizierung eines Individuums, welche er als ungerecht empfindet. "Ich will nur sagen, dass ich es unfair gegenüber manchen Menschen finde, die so viel in ihren Sport investieren und unglaubliche Resultate erzielen und manchmal nicht dafür geehrt werden, weil es diesen lächerlichen dummen Preis für nur eine Person gibt. Ich bin nur ehrlich, und ich finde es wirklich wichtig, dass alle gewürdigt werden", so der 26-Jährige.

Verstappen huldigt Leistung anderer Formel-1-Champions

Sein Standing als einer der erfolgreichsten Fahrer der Formel-1-Geschichte ist ihm so oder so schon sicher, ob er will oder nicht. Seit 2021 feierte Verstappen 38 seiner bis dato 48 Siege. Aktuell liegt er hinter Lewis Hamilton, Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Alain Prost an fünfter Stelle. Die vierfachen Champions Prost (51 Siege) und Vettel (53 Siege) kann er sogar dieses Jahr noch überholen.

Für die großen Rekorde von Michael Schumacher muss allerdings noch viel gewonnen werden. "Er hat sieben Titel, da brauche ich also noch ein paar", so Verstappen, dessen Vater Jos 1994 als Teamkollege von Schumacher bei Benetton debütierte und eine freundschaftliche Beziehung zum Rekordweltmeister und dessen Familie pflegte. Die Erfolge von Schumacher mit Ferrari erlebte Verstappen als Kind, jedoch ohne diese einordnen zu können.

"Jeder war auf seine Weise großartig und ich denke, wenn wir heute auf solche Erfolge zurückschauen, erscheint es uns unglaublich. Damals, als er [Schumacher] noch fuhr und all das erreichte, wurde das wohl als normal betrachtet, weil er einfach ein fantastischer Fahrer mit einem fantastischen Team war und alles zusammenkam. Da waren die Leute vielleicht sogar etwas gelangweilt. Aber wenn wir heute zurückschauen ist es wirklich unglaublich, so etwas zu erreichen", erklärt er.

Den Vergleich mit Weltmeistern unterschiedlicher Epochen scheut er allerdings genauso wie den von Athleten unterschiedlicher Disziplinen. "Jeder ist auf seine Weise toll und niemand ist gleich. Das ist das Schöne an unserem Sport und deshalb ist es nicht fair, sich auf jemanden festzulegen", so Verstappen. Ob er eines Tages mit Schumacher gleichzieht, überlässt er dem Schicksal. "Ich denke darüber nicht nach. Wir werden sehen, was passiert, Jahr für Jahr."