Kevin Magnussen sorgt beim Formel-1-Rennen in Singapur für den Befreiungsschlag. Der Haas-Pilot feierte nach einem chaotischen Sonntag einen verdienten und zugleich glücklichen WM-Punkt. Der Weg zu Platz zehn war auf der Paradestrecke des Dänen alles andere als leicht. Nach einem starken Qualifying hielt er sich auch im Rennen zunächst im Spiel, doch nach einem kostspieligen Fehler sah er schon seine Felle davonschwimmen. Ein strategischer Geistesblitz brachte in der Schlussphase die Wende, doch erst der Unfall von Mercedes-Pilot George Russell sorgte dafür, dass die harte Arbeit am Ende nicht umsonst war.

"Ich bin damit auf jeden Fall glücklich. Es war ein harter Kampf. Ich denke, ich habe noch nie zuvor so hart für einen Punkt gekämpft, aber ich wollte ihn wirklich unbedingt", so Magnussen, dem beim 15. Saisonrennen in Singapur erst zum dritten Mal in dieser Saison der Sprung in die Punkteränge gelang. Der Marina Bay Street Circuit war für ihn in den vergangenen Jahren mehrfach ein gutes Pflaster. In den Jahren 2018 und 2019 fuhr er dort im Haas völlig überraschend die schnellste Runde.

Diesmal gelang ihm dieses Kunststück nicht, doch dafür sprang nach neun Rennen für ihn endlich wieder ein zählbares Resultat heraus. Seit dem Miami GP Anfang Mai war er an allen Wochenenden leer ausgegangen. Die Durststrecke sowie regelmäßige Niederlagen gegen Teamkollege Nico Hülkenberg hatten in Singapur ein Ende.

"Ich arbeite sehr hart hierfür und es ist schön, wenn es sich lohnt", freut sich Magnussen über den kleinen Erfolg. "Ich arbeite hart im Gym, ich habe mir heute im Auto echt den Arsch aufgerissen und da ist es schön, wenn am Ende des Tages etwas dabei herausspringt. Letztendlich sind wir alle Wettbewerber und wir wollen zeigen, was wir können und dafür soll auch etwas herausspringen."

Magnussen wirft Rennen fast mit Fahrfehler weg

Der Weg dahin war trotz einem hervorragenden sechsten Startplatz alles andere als leicht. In der ersten Rennhälfte machte ihm Leader Carlos Sainz das Leben leicht. Magnussen fiel zwar in der Anfangsphase auf Platz neun zurück, doch weil der Ferrari-Pilot aus strategischen Gründen das Tempo drosselte, schwamm er im Feld locker mit. Die in Runde 20 durch den Unfall von Logan Sargeant verursachte Safety-Car-Phase änderte das.

Nach dem Restart entzerrte sich das Feld hinter der Spitze allmählich, und Magnussen bekam auf dem harten Reifen bald Probleme. Der Haas ist dafür bekannt, mit den Reifen nicht zimperlich umzugehen und so verlor er langsam den Anschluss ans Verfolgerfeld. Zwischen Runde 30 und Runde 35 verlor er auf Platz zehn liegend fünf Sekunden auf den vor ihm fahrenden Alpine-Fahrer Esteban Ocon.

Mit dessen Teamkollege Pierre Gasly befand er sich im Clinch und leistete sich in der 36. Runde einen Fahrfehler, der ihn auf die 16. Position zurückwarf. "An dem Punkt sah es übel aus. Ich war in Kurve zwei neben der Strecke und dachte, es ist 'Game Over'. Meine Reifen waren einfach am Ende", erklärt der 31-Jährige. Trotz der aussichtslosen Lage entschied er sich nicht sofort zu einem erneuten Reifenwechsel, was sich als entscheidend herausstellen sollte.

Soft-Reifen und Russell-Crash ebnen Magnussen den Weg in die Punkte

In der 44. Runde sorgte der Ausfall von Esteban Ocon für ein VSC und Magnussen nutzte die Neutralisierung nicht nur für einen zweiten Boxenstopp, sondern traute sich bei der Reifenwahl auch etwas. "Wir sind auf den Soft-Reifen gegangen und das funktioniert wirklich gut", freut er sich. Mit schnellen Rundenzeiten schloss er eine Lücke von über 30 Sekunden.

Fünf Runden vor dem Ziel hatte er den Anschluss an die Top-10 hergestellt, war aber nur 14. Alex Albon, Nico Hülkenberg und Guanyu Zhou hatten ihm auf alten Reifen nichts entgegenzusetzen. Mit Platz elf schien das Ende der Fahnenstange erreicht, doch der Unfall von George Russell in Kurve zehn der letzten Runde machte noch einen Spot in den Punkterängen frei.

"Die Pace war gut, ich gewann ein paar Positionen und ein paar Leute sind gecrasht, und so kam ich zu einem Punkt. Ich bin froh, denn ich habe dafür hart gearbeitet. Ich habe wirklich alles versucht und dafür gesorgt, dass wir nichts liegen lassen und das hat sich da draußen bezahlt gemacht", so Magnussen, der im Ziel nur eine knappe Sekunde Vorsprung auf Albon hatte.

Nachdem beide Haas es im Qualifying ins Q3 geschafft haben, war die Sorge groß, im Rennen einmal mehr leer auszugehen. "Wir hatten heute eine Chance und haben sie ergriffen. Wir waren dazu bereit und das ist es, was ich immer sage. Wenn wir ins Rennen gehen, wissen wir um unsere Rennpace und darum, dass der Reifenverschleiß gegen uns spricht. Aber du musst einfach jede Möglichkeit mitnehmen und das haben wir heute getan."