Formel-1-Weltmeister Max Verstappen und sein Teamchef Christian Horner lassen Toto Wolffs Aussagen zur teaminternen Hierarchie bei Red Bull nicht auf sich sitzen. Der Mercedes-Teamchef stellte unlängst Mutmaßungen an, in denen er das enorme Gefälle zwischen Max Verstappen und dessen Teamkollegen Sergio Perez auf eine mögliche Vormachtstellung des Niederländers bei der Fahrzeugentwicklung zurückführte. Dieser quittiert die Theorie als Bullshit und bekommt dazu Rückendeckung von Horner, der mit Wolff gnadenlos abrechnet.

"Bullshit-Kommentare! Es ist nicht so", lautet Verstappens knallharte Einordnung von Wolffs Worten. Der zweifache Champion, der diese Saison nach neun Siegen in Folge stramm auf Kurs für seinen dritten Titelgewinn liegt, will bei Red Bull nie aktiv in die Entwicklung des Autos eingegriffen haben, um es seinem Fahrstil anzupassen: "Ich fahre das Auto einfach so schnell, wie es möglich ist. Ich bin nicht hier, um der Mannschaft zu sagen, mir mehr zu geben, weil mir das besser passt."

Stein des Anstoßes war der große Rückstand von Perez auf ihn, der erst im Laufe der ersten Saisonhälfte entstand. Zu Beginn hatte der Mexikaner mit zwei Siegen mitgehalten, dann jedoch den Anschluss verloren. Perez betonte wiederholt, dass er aufgrund der Entwicklungsrichtung des RB19 nach wenigen Wochenenden nicht mehr so gut mit dem Boliden zurechtkam und Schwierigkeiten habe, seinen Fahrstil an die veränderte Balance anzupassen.

Wolff schlug mit seiner Vermutung in dieselbe Kerbe. "Ich meine, wir haben gesehen, dass Max jeden einzelnen Teamkollegen, der bei ihm war, zerstört hat. Sei es durch seine Fähigkeit, ein Auto um sich herum zu erschaffen, das einfach sehr schwierig zu kontrollieren ist - aber schnell, wenn man es kann", so der Österreicher. Für Horner ist das Grund genug, dem neunfachen Weltmeister-Teamchef die Expertise abzusprechen.

Horner spricht Wolff die Expertise ab: Mangel an Verständnis

"Ich stimme Max voll und ganz zu. Ich denke, es zeigt einen totalen Mangel an Verständnis dafür, wie sich ein Rennwagen und ein Team entwickeln, wenn Toto denkt, dass wir ein Auto um einen einzelnen Fahrer herum entwickeln", sagt der Brite, der bei Red Bull bereits jeden Teamkollegen an Verstappen scheitern sah. Nachdem der etablierte Daniel Ricciardo die Flucht ergriff, gingen Pierre Gasly und Alex Albon an der Seite des 46-maligen Grand-Prix-Siegers chancenlos unter - und auch der erfahrene Sergio Perez fällt immer wieder aus der Rolle.

"Ich sage einfach: Entwerft mir das schnellste Auto und ich fahre es, wie es das erfordert", stellt Verstappen klar. "Jedes Jahr fährt sich ein Auto ein bisschen anders. Die Leute fragen: Was ist dein Fahrstil? Doch mein Fahrstil ist nichts Besonderes. Ich passe mich dem an, was nötig ist, damit das Auto schnell fährt. Für mich ist es sehr wichtig, dass man in der Lage ist, seinen Fahrstil an das anzupassen, was das Auto braucht."

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Toto Wolff beharrte stets darauf, dass bei Mercedes beide Fahrer trotz der großen Erfolge Hamiltons gleichberechtigt sind. Die Führungsriege um Verstappen machte nie einen Hehl daraus, dass das Wunderkind aus dem hauseigenen Kader der bisher größte Wurf aus Red Bulls Förderprogramms ist. Das sei laut Horner allerdings keineswegs mit einem bedingungslosen Nummer-Eins-Status gleichbedeutend.

"Man entwickelt ein Auto, um so schnell wie möglich zu sein, und manchmal sind schnelle Autos schwierige Autos. Das war in der Vergangenheit immer der Fall. Die guten Fahrer passen sich an. Man sieht das bei nassen Bedingungen, bei Mischbedingungen, bei unterschiedlichen Bedingungen. Die Elite passt sich schnell an", so der ehemalige Rennfahrer, der bei Verstappen genau hier die Qualitäten sieht, die ihn von seinen bisherigen Teamkollegen unterscheiden.

Horner feiert Verstappen als einen der größten F1-Fahrer der Geschichte

"Ich denke, eine seiner Schlüsselfähigkeiten ist seine Kapazität, sich an das Gefühl und den Grip eines Autos anzupassen. Was Max Verstappen erreicht, ist phänomenal. Er ist ein außergewöhnliches Talent", sagt Horner, in dessen Organisation der 25-Jährige den Reifeprozess vom jüngsten F1-Teilnehmer aller Zeiten bis hin zum mehrfachen Weltmeister durchlief.

"Was er in den letzten Jahren erreicht hat, ist wirklich bemerkenswert, mit der Anzahl seiner Siege und den Rekorden, die er gebrochen hat. Wenn er hoffentlich seinen Fahrertitel in diesem Jahr verteidigen kann, gesellt er sich zu einigen sehr illustren Namen in diesem Sport", so Horner weiter.

Dass Rekordweltmeister Lewis Hamilton ein Teil dieser Geschichte ist, verleiht den Erfolgen von Verstappen besonderen Wert: "Wir können uns glücklich schätzen, dass die erfolgreichsten Fahrer aller Zeiten immer noch am Start sind und ihre Zeit in der F1 verlängern. Es ist immer schwierig, Generationen zu vergleichen, aber man muss ihn in die Reihe der Größten einordnen, die der Sport je gesehen hat."