Völlige Eskalation bei der Formel 1 in Zandvoort. Zwei starke Regenschauer - einer direkt am Start, einer kurz vor dem Ziel - sorgten für maximales Chaos, einen Abbruch, und ein verrücktes Finale mit sechsründigem Sprintrennen ins Ziel. Max Verstappen überlebte das alles. Ein würdiger neunter Sieg am Stück, mit dem er den Serien-Sieg-Rekord von Sebastian Vettel egalisierte.

Der Sieger: Verstappen behielt in allen drei Chaos-Phasen die Nerven. Zwar verlor er beim Start-Regen die Führung kurz an Sergio Perez, bekam sie aber strategisch zurück. Einen gut aufgelegten Fernando Alonso wehrte er im Schluss-Sprint noch ab. Alonso, mit fast perfekter Strategie im Regen, war endlich wieder vorne mit dabei.

Das Podium: Alonso feierte auf dem zweiten Platz sein Podium-Comeback. Pierre Gasly holte sich P3 und damit das erste Podium seiner Alpine-Karriere dank eines chaotischen Rennens von Sergio Perez. Der lag dank perfektem Strategie-Call im Regen der ersten Runde lange auf P2, aber ein Ausritt im zweiten Schauer und eine Strafe für zu schnelles Fahren in der Box schenkte Alonso und Gasly Plätze.

Das restliche Ergebnis: Perez rettete P4 vor dem Ferrari von Carlos Sainz. Mercedes, McLaren und Williams verpatzten im ersten Regenschauer die Strategie. Lewis Hamilton, Lando Norris, Alex Albon und Oscar Piastri retteten noch Punkte. Esteban Ocon holte den letzten Zähler. George Russell erlebte erst Strategie-Pleiten, dann einen Crash, und wurde Letzter. Alonso holte die schnellste Runde.

Die Highlights vom Formel-1-Rennen in Zandvoort

  • Zwei Regenschauer sorgen für völliges Chaos
  • Verstappen stellt Vettels 9-Siege-Rekord bei größtmöglicher Challenge ein
  • Alonso endlich wieder auf dem Podium
  • Mercedes & McLaren: Pleiten-Strategen im Regen
  • Hamilton & Norris müssen retten, was geht

Formel-1-WM 2023: Die Tabelle nach Zandvoort

Selbst so ein Chaos-Rennen konnte Verstappen nicht stoppen. Er hat nun 314 Punkte auf dem Konto, Perez 189. Alonso baut auf dem dritten Rang seinen Vorsprung auf Hamilton wieder auf 12 Punkte aus. Sainz geht vorbei an Leclerc und Russell. In der Team-Wertung gibt es keine Positionsveränderungen, aber Williams setzt sich mit 4 weiteren Punkten leicht von Haas ab.

Rennen in Zandvoort im Detail: Das ganze Chaos Runde für Runde

Vor dem Start: Mit dunklen Wolken im Hintergrund ging es los, der offizielle Wetterdienst gab 70 Prozent Regenwahrscheinlichkeit aus. Nur Lewis Hamilton setzte zum Start auf Medium-Reifen, alle anderen wählten neue Soft. Kurz vor dem Start wurde gemeldet: Regen nur fünf Minuten entfernt, aber es ging viel schneller. Die ersten Tropfen kamen auf der Aufwärmrunde.

Regensturm auf erster Runde sorgt für Start-Chaos

Der Start im Nieselregen ging an Verstappen, in den ersten Kurven forderte Alonso Albon und Russell heraus. Ein Muster ohne Wert: Im dritten Sektor begann der Starkregen. Klare Sache war das Reifenwechseln nicht. Der Regen sollte laut Wetterdienst nur wenige Runden später wieder aufhören. Es folgte völliges Chaos. Manche pokerten sofort mit Intermediates, andere warteten ein paar Runden und stoppten, als es nicht besser wurde. Fünf Fahrer (Albon, Piastri, Bottas, Hülkenberg und Sargeant) saßen den Schauer komplett auf Slicks aus.

Max Verstappen gewinnt den Start vor Lando Norris und George Russell
Der Start bei der Formel 1 in Zandvoort, Foto: Getty Images / NASCAR

Das wirbelte das Klassement zum ersten Mal durcheinander. Perez, Zhou und Gasly übernahmen die ersten drei Plätze, nachdem sie nach der ersten Runde stoppten. Verstappen und Alonso kamen in Runde zwei, reihten sich dahinter ein, waren aber bei den Mischbedingungen klar die schnellsten Fahrer. Verstappen war in Runde 7 schon wieder Zweiter, teils vier Sekunden schneller.

Die Gewinner & Verlierer des Start-Regenchaos

In Runde 11 begannen schon wieder die Wechsel auf Slicks, als der Regen genauso schnell aufhörte, wie er gekommen war. Verstappen bekam gegen Perez den Undercut zugestanden und übernahm so wieder die Führung, nachdem er im Regen eine 13-Sekunden-Lücke fast zugefahren hatte. Damit führte nach dem Chaos Verstappen vor Perez und Alonso. Gasly, Sainz, Zhou und Magnussen, die alle in der ersten oder zweiten Runde gestoppt hatten, folgten dahinter als große Gewinner.

Alex Albon hatte gar nicht gestoppt, den Regenschauer auf Soft überlebt, und war trotzdem Achter. Hinter ihm folgten Ocon und Tsunoda, die in den Runden 2 und 1 gestoppt hatten. Tsunoda war eigentlich vor dem Williams und Alpine aus dem Regen-Zyklus gekommen, verlor die Plätze aber in harten Fights auf der Strecke.

Außerhalb der Punkte die großen Verlierer. Norris hatte zu lange mit dem Boxenstopp gewartet, lag nur mehr auf P11. Leclerc hatte zwar in der ersten Runde gestoppt, aber Ferrari hatte seine Intermediates nicht bereit, und außerdem hatte er in der ersten Runde Piastri berührt und musste beim zweiten Stopp den Frontflügel wechseln. Diese zwei 10-Sekunden-Stopps warfen ihn zurück.

Noch schlimmer erging es George Russell und Lewis Hamilton. Mercedes wollte erst den Schauer aussitzen, entschied sich zu spät dann anders. Beide Fahrer stoppten im Niemandsland, verloren massiv Zeit und landeten noch hinter den Fahrern, die das Chaos auf Slicks durchstanden. Hamilton landete hinter Valtteri Bottas und Nico Hülkenberg, Russell fiel auch hinter Oscar Piastri und Liam Lawson zurück.

Nächster Sargeant-Unfall sorgt für frühes Safety Car

Mit dieser Reihenfolge wurde das Rennen in Runde 16 durch ein Safety Car unterbrochen. Logan Sargeant hatte hin zu Kurve 8 Druck im Hydrauliksystem verloren, wordurch das Auto ausbrach und hart in die Bande einschlug. Das brachte das davor massiv auseinandergezogene Feld wieder zusammen. Beim Neustart fuhr Verstappen vorne gleich weg. Perez bekam anfangs Druck von Alonso, konnte sich dann befreien. Hinter Gasly und Sainz tauchte nach dem Restart schon wieder Albon auf.

Der Williams fuhr noch immer auf dem Start-Soft, holte sich nach dem Restart in schneller Abfolge Magnussen (der ihn dabei fast in die Mauer drückte) und Zhou. Die beiden wurden im Trockenen ohne Pace von Ocon, Tsunoda, Norris, Hamilton und Piastri bis Runde 34 durchgereicht. Damit lag Hamilton, der nach dem Strategie-Desaster ein gutes Comeback anlaufen ließ, wieder auf dem zehnten Platz. Der achtplatzierte Tsunoda wurde aber für Norris und Hamilton erst einmal zu einer Wand.

Charles Leclercs Rennen geriet völlig aus den Fugen. Auch sein Unterboden war nach einem Ausritt durch das Kies am Start lädiert. Er wurde von Hamilton, Piastri, Hülkenberg, Russell, Bottas, und schließlich fast noch von Lawson überholt. Dann wies ihn Ferrari an aufzugeben und das Auto in der Garage abzustellen.

Mercedes-Comeback nimmt nach Boxenstopps Fahrt auf

Der hinter Tsunoda feststeckende Norris eröffnete in Runde 43 die "regulären" Boxenstopps. Das half Russell. Abgeschlagen auf P17 liegend hatte er hinter dem Safety Car auf Hard gewechselt, während alle anderen auf Soft oder Medium draußen geblieben waren. Er wurde durch die nun anhebenden Stopps bis auf den sechsten Platz vorgespült. Nur AlphaTauri blieb draußen und pokerte auf den angekündigten zweiten Schauer, aber auf dem Soft, der einbrach. Russell, Albon, Ocon, Norris, Hamilton und Piastri zogen mit frischen Reifen vorbei. Ihre Reihenfolge hatte sich durch die Stopps nicht geändert.

Der alternde Hard bei Russell wurde nun auch zum Handicap. In Runde 56 nahm ihm Albon den sechsten Platz wieder ab. Hamilton kam auf Touren, schnappte sich in Runde 56 den achten Platz von Norris, in Runde 58 den siebten von Ocon und in Runde 60 den sechsten von Russell. Der hatte schwer mit Grip zu kämpfen, warf in Scheivlak nach Berühren des Grasstreifens das Auto beinahe weg.

Alonso-Rennen durch schlechten Stopp erschwert

Vorne waren Lücken aufgegangen, damit konnten die Top-5 zugleich entspannt stoppen. Verstappen und Perez blieben nach ihren Wechseln unverändert auf Eins und Zwei. Bei Alonso klemmte es jedoch vorne links, ewig stand er und fiel hinter Sainz und Gasly zurück. Der Aston Martin drehte auf dem neuen Reifen auf und holte sich die Plätze in den Runden 51 und 52 wieder.

Sainz war beim Stopp an Gasly vorbeigegangen, da der eine Fünf-Sekunden-Strafe für zu schnelles Fahren in der Box hatte absitzen müssen. Doch der Alpine war auf der Strecke schneller, schloss wieder zu Sainz auf und ging in Runde 60 außen in Kurve 1 vorbei. Das Rennen war aber noch lange nicht vorbei. In Runde 59 begann es wieder zu tröpfeln.

Völliges Chaos: Zweiter Regenschauer führt zu Abbruch

In Runde 61 öffnete sich der Himmel erneut. Perez reagierte als erster, aber Red Bull hatte die Intermediates nicht bereit. Verstappen stoppte eine Runde später und behielt die Führung. Perez rettete den zweiten Platz vor Alonso. Aber er rutschte in Runde 63 in Kurve 1 raus und schenkte dem Aston Martin eine Position.

Der Regenschauer wurde in Runde 64 zum Wolkenbruch - und das führte zu völligem Chaos, weil es auf Intermediates von einer Runde zur anderen unfahrbar wurde. Verstappen kam noch für Full Wets an die Box. Zeitgleich versenkte Guanyu Zhou mit Aquaplaning seinen Alfa in der ersten Kurve in der TecPro-Barriere. In Runde 65 brach die Rennleitung ab.

Unfall: Alfa Romeo-Fahrer Guanyu Zhou
Guanyu Zhou landete beim zweiten Schauer in der Wand, Foto: LAT Images

Verstappen, Alonso und Perez rollten auf den ersten drei Plätzen in die Box. Gasly, Sainz, Hamilton, Norris und Russell folgten dahinter. Alex Albon war Verlierer. Er hatte eine Runde zu lange auf Slicks ausgeharrt, nun lag er nur mehr auf P9. Piastri lag auf P10 vor Esteban Ocon. Der hatte statt auf Intermediates sofort auf Full Wets gewechselt, aber anfangs war es noch nicht nass genug gewesen, das hatte ihn auf P11 zurückgeworfen. Tsunoda, Stroll, Hülkenberg, Lawson und Magnussen folgten dahinter.

Verstappen rettet Sieg, Russell & Perez mit Schluss-Pleiten

Nach knappen 40 Minuten wurde fliegend mit zwei Formationsrunden neu gestartet. Die Rennleitung schrieb Intermediates vor. Das machte das Rennen zu einem sechsründigen Sprint. Russell und Norris verstrickten sich sofort in einen harten Fight um siebten Platz, der bis Kurve 11 dauerte. Dort berührten sie sich leicht, Russell musste mit kaputtem Auto an die Box. Die Stewards entschieden gegen eine Untersuchung.

Vorne trat Verstappen die Flucht an, Alonso konnte den Anschluss nicht halten. Perez machte Druck: Er hatte für zu schnelles Fahren in der Box eine Fünf-Sekunden-Strafe kassiert. Gasly mühte sich, Anschluss zu halten und sein erstes Alpine-Podium zu holen. Es reichte, Perez musste sich mit P4 zufrieden geben.

Sainz, der auch nach dem Restart schwach war, rettete den fünften Platz nur knapp vor Hamilton und Norris. Albon, Piastri und Ocon komplettierten die Punkteränge. Dahinter folgten Stroll, Hülkenberg, Lawson, Magnussen, Bottas und Tsunoda, der noch eine Fünf-Sekunden-Strafe für eine Kollision mit Russell früh im Rennen angerechnet bekam. Er war knapp vor Lawson über die Linie gefahren. Russell kam mit 30 Sekunden Rückstand als letztes Auto über die Linie. Zhou, Leclerc und Sargeant waren die Ausfälle.