Für Sergio Perez wurde die erste Halbzeit der Formel-1-Saison 2023 innerhalb weniger Wochen zum Spießrutenlauf. Nach zwei Saisonsiegen und dem frühen Traum vom WM-Titel brach er sportlich ein. Der Mexikaner beharrt darauf, dass die Weiterentwicklung bei Red Bull ihn ausbremste und Max Verstappen bevorteilte. In der Gesamtwertung ist der Teamkollege längst enteilt. Die Gerüchte um ein mögliches Aus bei Red Bull reißen angesichts der enormen Kluft zwischen den beiden Red-Bull-Fahrern nicht ab. Perez lässt die negativen Schlagzeichen nicht an sich heran. Er will die Antwort auf der Strecke geben und in der zweiten Saisonhälfte wieder Siege einfahren.

"Es gibt so viele Dinge, um die ich mich kümmern könnte, um mich herunterzuziehen und leicht zum Opfer zu werden. Aber so bin ich nicht und so war ich nie", stellt Perez klar, dass ihn sämtliche Spekulationen um seine Zukunft im Team nicht interessieren. Für das Red-Bull-Management um Christian Horner und Dr. Helmut Marko steht der für 2024 gültige Vertrag von Perez außer Frage. Die anhaltenden Niederlagen gegen Max Verstappen sorgen aber ganz alleine dafür, dass im Fahrerlager und in den Medien die Gerüchteküche brodelt.

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Unmittelbar nach dem Rennen in Spa-Francorchamps machten Berichte über eine mögliche Gehaltskürzung die Runde, weil Perez im Vergleich zum Stallgefährten zu schlecht abschnitt. "Ich lese nicht, was irgendwelche Leute über mich oder meine Karriere zu sagen haben", so der 33-Jährige. "Ich bin auch nicht in den Sozialen Medien unterwegs und abgesehen davon war ich in der Pause zu sehr damit beschäftigt, eine gute Zeit zu haben. Ich beschäftige mich mit all dem nicht und konzentriere mich auf das, was ich zu tun habe."

Perez immer noch außerhalb der Komfortzone

In Ungarn und Belgien zeigte Perez mit den Plätzen drei und zwei rechtzeitig vor der Sommerpause einen Aufwärtstrend bei den Resultaten. Ganz reibungslos liefen die Wochenenden für ihn dennoch nicht. Auf dem Hungaroring blieb er mit Platz neun im Qualifying abermals deutlich hinter den hohen Erwartungen des Weltmeisterteams zurück. In Spa-Francorchamps kam er beim Sprint unter Mischbedingungen nicht zurecht und verbaute sich mit einem Fahrfehler ein zählbares Resultat.

Perez sieht sich auf dem richtigen Weg, aber noch nicht zurück in Bestform. "Es fühlt sich so an, aber ich bin noch nicht da, wo ich sein will und wo ich zu Beginn der Saison war, als mir die Dinge leichter fielen. Aber wir haben gute Arbeit geleistet und ich glaube, dass wir uns ab jetzt verbessern werden", erklärt der sechsfache Grand-Prix-Sieger, der früh im Jahr in Saudi-Arabien und Baku erfolgreich war.

"Es ist kein Geheimnis, dass ich Schwierigkeiten bekam, als das Auto weiterentwickelt wurde. Für mich fühlte es sich nicht mehr natürlich an und ich musste sehr tiefgehend an meinem Fahrstil arbeiten, um mich daran anzupassen, einfach weil sich das Auto geändert hatte. Ich denke, in den letzten beiden Rennen lief es in dieser Hinsicht deutlich besser", so Perez, der bereits im Vorjahr von diesem Phänomen berichtete.

Verstappens Siege setzen Perez unter Druck

Auch 2022 hatte er zum Saisonstart deutlich besser mit Verstappen mitgehalten und dann den Anschluss verloren. "Letztendlich versucht jedes Team, das Auto schneller zu machen und manchmal passen die Entwicklungen einem Fahrstil mehr als dem anderen, so läuft das", relativiert er die vermeintliche Bevorzugung Verstappens. "Jeder Fahrer hat andere Anforderungen, wie er sich wohlfühlt, und so ist das überall im Feld."

Verstappen ist seit acht Rennen ungeschlagen und könnte schon dieses Wochenende in Zandvoort den Rekord von Sebastian Vettel aus dem Jahr 2013 einstellen, der damals für Red Bull neun Mal in Folge siegreich war. Die Serie des Niederländers setzt Perez unter Druck. "Für mich war das nicht einfach, denn ich weiß, welches Potential im Auto steckt und wie Max es ausreizt", so Perez. "Wenn dir dieses Gefühl fehlt, du aber weißt, was mit dem Auto geht, ist das für dich als Fahrer keine leichte Situation."

In der Weltmeisterschaft ist sein Vorsprung auf Lewis Hamilton mit 40 Punkten bedeutend kleiner als der Rückstand zu Max Verstappen, der mittlerweile um 125 Zähler davongezogen ist. Gegen das aus dieser Kluft entstandene Versagerimage wehrt sich Perez. "Ich weiß, wozu ich in der Lage bin. Ich habe es schon einmal geschafft und das ist nicht allzu lange her, nämlich erst ein paar Monate", stellt er klar.

Er will in den ausstehenden Rennen vor allem seinen eigenen Ansprüchen wieder gerecht werden. "Wir haben ein großartiges Auto und ich muss dafür sorgen, dass ich das auch nutze, denn du weißt nie, wann du noch einmal so ein gutes Auto haben wirst", sagt er. "Es sind noch zehn Rennen und ich will noch ein paar Siege holen und vor allem die Konstanz halten, die ich die letzten Rennen hatte, um die Saison gut zu beenden. Das wird mir auch fürs nächste Jahr helfen."