Für George Russell war der Kanada-GP bereits 16 Runden bevor die Zielflagge geschwenkt wurde, vorbei. Der Mercedes-Pilot wurde von seinem Team angewiesen, seinen Boliden aufgrund eines Bremsproblems an der Box abzustellen. Es war nur das letzte Kapitel eines enttäuschenden Rennsonntags für den Briten.

Zuvor hatte sich Russell bereits in der elften Runde des Grand Prix' auf dem Circuit Gilles Villeneuve durch einen Eigenfehler um die Chance auf eine Spitzenposition gebracht. In der Kurvenkombination 8/9 verlor er das Heck und schlug mit seinem rechten Hinterrad in die Wand ein.

George Russell: Kleiner Fehler, große Konsequenzen

Russell entschuldigte sich nach dem Rennen bei seiner Crew: "Es tut mir leid für das Team, die so viel harte Arbeit und Mühe reingesteckt haben". Den Unfallvorgang beschrieb er mit den Worten: "Es war ein kleiner Fehler von meiner Seite, der große Konsequenzen hatte. Ich kam in Kurve 8 etwas weit und wusste, dass ich den Kerb treffen würde. Ich hätte aber nicht damit gerechnet, dass das Auto auf dem Sausage-Kerb so brutal reagieren würde".

"Im nächsten Moment war ich in der Luft, verlor das Heck und kollidierte mit der Wand. Es ist alles sehr schnell passiert", erklärte Russell. Bitter, denn zu diesem Zeitpunkt war Russell auf der vierten Position unterwegs und hätte gemeinsam mit Teamkollege Hamilton, der das Rennen auf Rang 3 beendete, wichtige Punkte für Mercedes einfahren können.

Dass Russell trotzdem weiterfahren konnte, grenzte nach dem harten Einschlag beinahe an ein Wunder. "Ich war überrascht, dass wir weiterfahren konnten. Ich war kurz davor mein Auto abzustellen, aber ich habe aus meinen Silverstone-Erfahrungen aus dem letzten Jahr gelernt", so Russell. Damals stieg er nach einem Unfall in Kurve 1 aus dem Auto aus, nur um später zu realisieren, dass der Schaden nicht so groß war, wie ursprünglich angenommen.

Toto Wolff: Ausfall wegen Folgeschaden

Abgesehen von einer etwas verschobenen Aufhängung spürte Russell keinen Schaden am Auto. Doch gegen Rennende holten die Spätfolgen des Schadens den Mercedes-Piloten doch noch ein. Teamchef Toto Wolff erklärte, dass das Bremsproblem, welches Russell 16 Runden vor Schluss zum Aufgeben zwang, wohl im Zusammenhang mit dem Unfall stand. Nach dem Unfall sei das Abnützungs-Level der Bremsen dramatisch nach oben gegangen, so der Teamboss.

Zu diesem Zeitpunkt lag Russell dank einer 1-Stopp-Strategie bereits wieder in den Punkten und war auf Kurs mit dem achten Rang noch etwas Schadensbegrenzung zu betreiben. Doch am Ende musste er sich nach dem zweiten Ausfall des Jahres mit einem Nuller begnügen. In Australien war er bereits einem Motorschaden zum Opfer gefallen.

Immerhin konnte Russell aus Montreal mitnehmen, dass der Mercedes seine gute Performance aus Barcelona bestätigen konnte. "Unser Auto war sehr stark auf einer Strecke, auf der wir nicht erwartet hätten, so konkurrenzfähig zu sein", erklärte er. Das macht der Truppe aus Brackley Hoffnung für die restliche Saison. Doch zu Red Bull und Seriensieger Max Verstappen fehlt Mercedes noch einiges.