Carlos Sainz fehlte in Baku zuletzt in jeder Hinsicht der Anschluss an Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc. Nach einem starken Auftritt in Melbourne stellte den Spanier seine schwache Performance auf dem Stadtkurs vor ein Rätsel. Durch den dichtgedrängten Formel-1-Kalender und das bevorstehende Rennen in Miami blieb ihm und seinen Ingenieuren kaum eine Woche Zeit für die Analyse. Sainz glaubt die Ursachen ausgemacht zu haben und gelobt für den Grand Prix in den USA Besserung.

"Ich habe jetzt eine ziemlich gute Ahnung, was in Baku passiert sein könnte. Natürlich kannst du dir nie zu 100 Prozent sicher sein, aber das ist Teil des Sports. Es gibt gute und schlechte Wochenenden", so Sainz, der zuletzt zwei Enttäuschungen in Folge wegstecken musste. In Australien kollidierte er beim Restart mit Fernando Alonso und erhielt dafür eine Zeitstrafe. Diese kostete ihn Platz drei, womit er Down Under immer noch auf der Sonnenseite in Sachen Performance unterwegs war.

In Baku konnte davon keine Rede mehr sein. Während Leclerc in beiden Qualifyings das Red-Bull-Duo kaltstellte und in Sprint und Rennen auf dem Podest landete, schien Sainz aufgeschmissen. Der Start ins Wochenende war von Fahrfehlern gespickt. Im Klassement kam er schlussendlich nicht über Rang fünf hinaus. In Anbetracht seiner Schwierigkeiten verzeichnet er das Resultat mittlerweile aber als Erfolg: "Ich schaue auf das Positive. An einem so schlechten Wochenende sind wir noch Fünfter geworden. Ich habe keine Fehler gemacht und die Punkte für das Team geholt."

Was genau die Analyse ergeben hat, wollte er nicht verraten. "Ich will da nicht ins Detail gehen, denn das lohnt sich auch nicht", so Sainz wenig auskunftsfreudig. Spekulationen darüber, dass er mit dem SF-23 nicht zurechtkommt, wies er allerdings zurück. Der Charakter des Boliden sagt ihm sogar zu. "Ja, bis auf Baku. Da hatte ich ein Ausreißer-Wochenende, hoffe ich", stellt er klar.

Ferrari hadert weiter mit Setup des SF-23

Ein Ausreißer war das Wochenende auch für Ferrari, allerdings einer in die andere Richtung. Mit 36 Punkten holten Leclerc und Sainz das mit Abstand beste Saisonresultat. Die Pole Position durch den Monegassen hegte letztendlich Erwartungen, die im Rennen einmal mehr nicht gestillt werden konnten. Leclerc sah die Zielflagge am Sonntag als Dritter über 20 Sekunden hinter Rennsieger Sergio Perez und klagte hinterher über die wiederholt unzureichende Reifenperformance des SF-23

"Dieses Jahr ist es schwerer, das Auto beim Setup auf den Punkt zu bringen. Es ist in vielen Bereichen sehr wankelmütig. Damit kämpfen wir schon seit den Wintertestfahrten", erklärt Sainz. Der Reifenabbau als solcher soll hierbei nicht das eigentliche Problem sein: "Wir sprechen oft vom Reifenabbau, aber ich denke, da drücken wir uns nicht klar aus. Es sind nicht nur die Reifen, es ist die Rennpace. Da werden an die 100 Kilogramm Benzin zugetankt, und du musst mit dem Reifen mehrere Runden pushen."

Sainz könnte mit den Attributen des Ferraris leben, sofern das Auto damit auf Augenhöhe mit der Spitze wäre. "Letztendlich würdest du ein insgesamt schnelles Auto bevorzugen, bei dem es dir egal ist, ob das Setup schwierig auf den Punkt zu bringen ist. Jetzt gerade ist Red Bull viel schneller, und zwar überall. Das haben wir besonders im Rennen in Baku gesehen", sagt er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Red Bull im Rennen in allen Lebenslagen besser

Vor dem Wochenende in Aserbaidschan hatte Sainz noch angekündigt, dass sich Ferrari trotz des misslungenen Saisonstarts mittelfristig weiter an Red Bull orientiert, statt auf die direkte Konkurrenz von Mercedes und Aston Martin zu schauen. Als zweite Kraft wurden die Unterschiede zu den Weltmeistern zuletzt allerdings umso deutlicher.

"Das ist natürlich Teil unserer Analyse. Die Art und Weise wie Red Bull das Auto abstimmt, scheint sich sehr von allen anderen zu unterscheiden. Es sieht danach aus, als hätte ihr Auto im Rennen einen breiteren Arbeitsbereich, was die Reifen angeht, den Wind, die Streckentemperatur. Ihnen scheint einfach alles leichter zu fallen", vermutet er. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Miami gibt es hier im Liveticker.