Pierre Gasly sammelte im Vorjahr neben WM-Punkten auch zahlreiche Strafpunkte. Bis 22. Mai ist die Lizenz des Alpine-Piloten noch mit 10 Zählern belastet. Zwei Punkte fehlen somit, bis ein Rennausschluss droht. Eingeheimst hat sich Gasly die Strafpunkte für teils milde Vergehen, wie das Hinausfahren über die Streckenbegrenzung beim Grand Prix von Österreich. Eigentlich sollen die Negativzähler gefährliches Fahren bestrafen. Die großzügige Vergabe der Strafpunkte sorgte bereits 2022 für große Diskussionen. Seit Beginn der Formel-1-Saison 2023 sollen die Zähler nun auch wieder für gefährliches Fahren vorbehalten sein. An Gaslys schwerer Vorbelastung ändert dies jedoch nichts, was bei Alpine für Unmut sorgt.

"Ich weiß nicht, wie das Hinausfahren über die Streckenbegrenzung oder zu große Distanz zum Safetycar jemals zu Strafpunkten führen konnte. Das ist nicht gefährliches Fahren", so Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer laut Autosport. Der engeren Auslegung des Strafensystems stimme er daher zu. Zusätzlich plädiert der 58-Jährige dafür, Strafpunkte, die für milde Vergehen ausgehändigt wurden, nachträglich zu streichen.

Szafnauer: Opportunistische Teams verhindern Punkte-Korrektur

"Sollte die engere Auslegung auch rückwirkend gelten? Dem werde ich immer zustimmen, weil es fair ist", sagt Szafnauer. "Wenn wir zugeben, dass wir einen Fehler gemacht haben, dann sollte dieser Fehler korrigiert werden, nicht nur in Zukunft, sondern auch nachträglich."

Dieses Anliegen soll der Alpine-Teamchef auch bei der jüngsten Sitzung der F1-Kommission angesprochen haben. Der Vorschlag nachträglich Strafpunkte aus den Lizenzen von Piloten zu streichen, stieß jedoch nicht bei allen Teams auf Zuspruch.

"Ich war in der Minderheit", verrät Szafnauer. "Es gab drei bis vier Teams, die den Vorschlag unterstützt haben. Einige Teams, die dagegen waren, haben zugegeben, dass sie aus opportunistischen Gründen die Zustimmung verweigern und hoffen, dass uns etwas passiert."

Gasly-Strafregister: 4 von 10 Strafpunkten für milde Vergehen

Gasly hat mit zehn Negativzählern die meisten Strafpunkte im Formel-1-Feld. Hinter ihm reihen sich Lance Stroll (8) und Alexander Albon (7) ein. Nach der aktuelle Auslegung, wonach Strafpunkte nur für gefährliches Fahren ausgeteilt werden sollen, hätten wohl nur sechs von Gaslys Negativzählern eine Berechtigung. Diese setzen sich aus folgenden Vergehen im Vorjahr zusammen: Kollision mit Stroll in Spanien, Kollision mit Sebastian Vettel in Österreich und mangelnde Geschwindigkeitsreduktion unter roter Flagge in Japan.

Vier seiner zehn Strafpunkte hätte Gasly unter der engeren Interpretation des Strafensystems wohl nicht kassiert. Folglich die zwei Zähler für den zu großen Abstand hinter dem Safetycar in Austin und jeweils den einen Punkt für das Verlassen der Strecke in Österreich und in Mexiko. Trotz den Bemühen des Alpine-Teamchefs, scheint ein nachträgliches Streichen der Punkte äußerst unwahrscheinlich zu sein. Da Strafpunkte generell eine Gültigkeit von zwölf Monaten haben, wird Gasly die ersten Zähler erst am 22. Mai, nach dem Grand Prix in Imola, los.