Zum zweiten Mal fand ein Sprintrennen in Brasilien statt, zum zweiten Mal startete Lewis Hamilton eine Aufholjagd. Diesmal nicht vom Ende des Feldes, aber in den 24 Runden arbeitete sich der Brite von P8 auf P3 vor. Eine Motorenstrafe von Carlos Sainz ergibt eine reine Mercedes-Startreihe. Wie in alten Zeiten. Die Pace des W13 ist gut und Hamilton fühlt sich als neuer Ehrenbürger Brasiliens wie zu Hause: Folgt der ersehnte erste Saisonsieg der Silberpfeile?

Hamiltons Revanche an Verstappen

"Gestern war es schwierig, aber die Aufholjagd heute war großartig", meinte Lewis Hamilton nach dem Sprint. "Bei mir ging es darum, mich von P8 nach vorne zu arbeiten." Mit Erfolg: Der Mercedes-Pilot pflügte recht schnell durchs Feld. Auch mit Max Verstappen in einem beschädigten RB18 machte er im Vergleich zu 2021 kurzen Prozess: Fünf Runden vor Schluss überholte er seinen einstigen WM-Rivalen.

Hamilton vs. Sainz: Sprint-Edition, Foto: LAT Images
Hamilton vs. Sainz: Sprint-Edition, Foto: LAT Images

An Carlos Sainz biss sich Hamilton dann etwas die Zähne aus: Er war zwar schneller, schaffte es aber nicht am Spanier vorbei. Am Schluss ließ er Sainz ziehen und kam mit 4,492 Sekunden Rückstand ins Ziel. Sainz' Motorenstrafe ergibt George Russell vor Lewis Hamilton in der Startaufstellung. "Unser Team arbeitet so hart und die erste Startreihe ist der Lohn dafür", vergisst Lewis Hamilton nie das Fabrikpersonal zu loben.

Mercedes' Motto: Einer für alle, alle für einen

"Wenn einer von uns auf Platz eins ist, sind wir beide glücklich", vermeldet Lewis Hamilton und gratulierte George Russell zu seinem Sieg im Sprint. Sein Mercedes-Teamkollege hätte es sich redlich verdient. "Wir werden eine Strategie wählen, um den Sieg für das Team zu holen", schließt sich George Russell seinem erfahrenen Teamkollegen an. Eine mögliche Stallorder bei Mercedes ist kein Thema.

Ein Rennsieg muss her: Nicht für Lewis Hamilton, sondern für Mercedes. "Es geht um das Team, das wäre sehr besonders", beschwört Hamilton. Nach diesem ungewohnt schwierigen Jahr wäre das ganz speziell. "Wir kommen an verschiedene Rennstrecken und wissen nie, was uns erwartet." Nicht einmal die Ingenieure würden sich Vorhersagen zutrauen.

Hamiltons Motto: Gemeinnützige Teamarbeit kennt Grenzen

Trotzdem stellt sich Lewis Hamilton nicht zu 100 Prozent in die Dienste von Mercedess: "Mein größter Traum wäre es, hier zu siegen!" Passend zur Ehrenbürgerschaft Platz eins beim Heimrennen in Brasilien. Sogar seine Eltern waren erstaunt von der Liebe, die ihr Sohn in Brasilien erhält.

"Es wird schwierig gegen George, aber hoffentlich kann ich ihm einen guten Kampf liefern", sagt Hamilton. Er würde auf jeden Fall alles geben und das bestmögliche Resultat für sich selbst herausfahren. "Aber wir müssen sicherstellen, dass wir gut punkten und 1-2 für das Team holen."

"Unsere Rennpace ist sehr stark und wir sind in einer guten Ausgangsposition", ist der Brite zuversichtlich für die 71 Runden auf dem Autodromo Jose Carlos Pace. "Wir pushen so hart wie möglich und hoffen auf guten Reifenabbau und gutes Wetter." Und liefert eine Kampfansage in zweierlei Hinsicht: "Wir jagen die Roten!"

Lewis Hamilton gönnt George Russell den Sieg im Sprint, im Rennen verspricht er aber keine Geschenke für seinen Teamkollegen, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton gönnt George Russell den Sieg im Sprint, im Rennen verspricht er aber keine Geschenke für seinen Teamkollegen, Foto: LAT Images

Mercedes macht Jagd auf Ferrari

Nicht nur im Rennen wird Jagd auf die Scuderia gemacht, auch in der Konstrukteurswertung liegt Ferrari nur noch 36 Punkte vor Mercedes. Genug für 2022, für das nächste Jahr hat das Team aus Brackley aber wieder die Weltmeisterschaft im Auge.

Lewis Hamilton weiß warum: "Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht und Dinge verändert, die uns in eine bessere Ausgangsposition für nächstes Jahr bringen", erklärte Hamilton. Besonders in den letzten Rennen befindet sich Mercedes im Aufwind. "Wir wissen, was wir tun müssen, um nächstes Jahr wieder vorne mitzukämpfen", prophezeit der 37-Jährige.

Mercedes besser oder Ferrari und Red Bull schlechter?

"Wir haben uns definitiv verbessert. Aber es fühlt sich so an, als ob die anderen zwei Teams einen Schritt zurück gemacht haben", wundert sich Hamilton trotzdem über die Performance von Red Bull und Ferrari. "Wir fuhren gegen Max auf dem richtigen Reifen, das hat uns zweifellos in die Karten gespielt", bremst Andrew Shovlin etwas den Mercedes-Hype. "Max hat mit einem zweiten neuen Satz Soft einen leichten Reifenvorteil."

Mit beiden Autos in der ersten Reihe sei Mercedes trotzdem in einer sehr guten Ausgangsposition um das Rennen von vorne zu kontrollieren. Und: "Sergio sowie beide Ferrari waren ebenfalls auf den weichen Reifen, da waren wir eindeutig schneller", analysierte der leitende Mercedes-Ingenieur. Alles bereit nach den Schwalben in Barcelona, der Pole in Budapest und der Auferstehung in den letzten Rennen für den ersten Mercedes-Sieg. Von Lewis Hamilton, stilgerecht in Brasilien.