Nicht wenige zweifelten vor der Einführung des Budget Cap in der Formel 1 an dessen Umsetzbarkeit - zu viele Aspekte seien unklar, zu schwierig die Kontrolle. Jetzt droht dem Budget-Cap eine erste Zerreißprobe. Haben einige Teams es mit der Kostenobergrenze nicht so genau genommen?

Laut Informationen von Auto Motor und Sport sollen zwei Formel-1-Rennställe 2021 die Budget-Grenze gebrochen haben. Um wen es sich dabei handelt, ist unklar. Die Gerüchteküche brodelt allerdings schon und hat vor allem ein Team ins Visier genommen: Red Bull.

Formel 1 2021: Hat Red Bull zu viel ausgegeben?

Leichte Verstöße gegen die Budgetdeckelung werden laut Reglement sanfter bestraft, also wahrscheinlich nur mit einer Geldstrafe. Falls aber ein Team mehr als fünf Prozent über der Grenze von 148,6 Millionen Dollar lag, wird ein härteres Strafmaß angewandt. Ursprünglich war der Budgetdeckel 2021 auf nur 145 Millionen angesetzt worden, doch aufgrund der Einführung der Sprints wurde der Betrag noch leicht angehoben.

Wie die Strafen geartet sein werden, ist noch unklar. Denn die FIA verzichtete bewusst auf die Benennung eines Strafmaßes für derartige Verstöße. Damit soll verhindert werden, dass Teams Bestrafungen in ihre Kalkulationen einpreisen. Vor allem Mercedes und Ferrari reagieren alarmiert auf die Mutmaßungen. Sollten sich die Red-Bull-Gerüchte als wahr herausstellen fürchten beide Teams, dass sich die Bullen sowohl für 2021 als auch für 2022 einen unlauteren Wettbewerbsvorteil verschafft haben.

Red Bull soll in der Saison 2022 lange Zeit mit dem Bau eines Leichtgewicht-Chassis kokettiert haben, aber letztendlich sei die finale Entscheidung dagegen gefallen - aufgrund des Finanzreglements. Vor allem Ferrari-Teamchef Mattia Binotto machte im Laufe der Saison mehrfach Andeutungen in Richtung von Red Bull, dass die Truppe aus Milton Keynes mutmaßlich den Budget-Rahmen, der 2022 noch enger gestrickt ist, überschreite. Aussagen die bei Red-Bull-Teamboss Christian Horner jeweils auf starken Gegenwind stießen.

Auch Aston Martin im Visier

Bei dem zweiten Team, welches den Gerüchten zufolge den Budget Cap überzogen haben soll, handelt es sich um Aston Martin. Da das Team aus Silverstone aber sowohl im letzten Jahr als auch in dieser Saison keine bedeutende Rolle spielt und seine Entwicklung sogar in die andere Richtung geht, wäre dieser Fall wohl deutlich weniger brisant als jener beim derzeitigen Topteam in der Königsklasse.

Die Behauptungen, dass bei einigen Teams etwas bei der Budget-Kalkulation nicht mit rechten Dingen zugehe, gehen vor allem auf Personen zurück, die im vergangenen Jahr ihr Team gewechselt und anschließend eine etwas fragwürdige Kostenberechnung offengelegt haben sollen. So sei die FIA bei einer ersten Untersuchung zu keinem Ergebnis gekommen und habe erst nach derartigen Berichten bei genaueren Überprüfungen die Vergehen festgestellt.

Red Bull: Ist der WM-Titel in Gefahr?

Zusätzliche Gerüchte besagen aber, dass bei beiden Teams die Verfehlungen nur als "leichte Verstöße" (also im Rahmen von unter fünf Prozent) gehandhabt werden sollen, was bei der Konkurrenz für erhitzte Gemüter sorgen wird. Der Vorwurf könnte lauten, dass die FIA versucht die Zahlen zu beschönigen, um einen handfesten Skandal zu vermeiden. Denn als letzte Konsequenz würde den Budget-Cap-Sündern sogar Punkteabzug drohen - im Falle von Red Bull also auch der Verlust der Weltmeisterschaft.

Falls es so kommt, droht ein juristischer Streit. Gleichzeitig könnte bei einer laschen Bestrafung auch der Budget Cap an sich ad absurdum geführt werden. Sprich: Bereits in seiner zweiten Saison droht die Budgetdeckelung in der Formel 1 zu scheitern. Die Ergebnisse der FIA-Untersuchung sollen nächste Woche bekanntgegeben werden.

Der Weltverband selbst hielt sich in Bezug auf die Anschuldigungen bedeckt und versprach in einer Mitteilung nur so viel: "Die FIA schließt derzeit die Bewertung der Finanzdaten für 2021 ab, die von allen Formel-1-Teams eingereicht wurden. Angebliche Verstöße gegen das Finanzreglement werden gegebenenfalls nach dem im Reglement festgelegten formalen Verfahren behandelt."