Nur ein kurzer, aber unbegründeter Schreckmoment trübte vorübergehend das Bild eines für Ferrari rundum zufriedenstellenden Trainingsfreitags zum Großen Preis von Aserbaidschan 2022 (Zeitplan, TV-Programm und Live-Streams zum Formel 1 Rennen in Baku hier). Kurz vor Schluss der zweiten Session des Formel-1-Wochenendes in Baku meldete Charles Leclerc via Boxenfunk plötzlich einen Leistungsverlust an seinem F1-75. Alles im Normalbereich, antwortete die Scuderia. Hörbar irritiert hielt Leclerc dagegen: "Ein Leistungsverlust ist also normal?!"

Tatsächlich war es das. Zumindest wenn man sich einen Bedienungsfehler leistet. "Tatsächlich waren das keine Power-Unit-Probleme. Da habe nur ich vergessen, dass ich etwas umgestellt habe, was mich Leistung gekostet hat", gesteht Leclerc am Abend im Interview sofort und beruhigt: "Nichts Seltsames." Aufatmen für tausende Tifosi. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Baku gibt es hier im Live-Ticker.

Formel 1 Baku: Leclerc hängt Red Bull im Training ab

Umso mehr gilt das angesichts der Ferrari-Pace in Baku nach zuletzt zwei trotz besserer Performance des Autos so bitter verlorenen Rennen in Spanien und Monaco. Erneut scheint die Scuderia Red Bull um eine Nasenlänge voraus. Zumindest einmal auf dem Papier. 0,248 Sekunden brummte Leclerc Sergio Perez im deutlich zügigeren zweiten Training auf, nachdem Perez das erste Training in Baku noch mit einer Zehntel Vorsprung für sich entschieden hatte. Max Verstappen fehlte noch einmal mehr als eine Zehntelsekunde mehr auf seinen ersten Jäger in der WM-Tabelle der Formel 1.

Dennoch bleibt Leclerc vorsichtig, geht weiter von einem harten Kampf gegen Red Bull aus. "Aber für uns war es ein guter Freitag. Insgesamt haben wir uns von FP1 zu FP2 ziemlich verbessert", lobt Leclerc. "Aber wir brauchen noch immer einen Schritt für morgen, und in FP2 hat es sich so angefühlt, als ob niemand eine schnelle Runde zusammenbekommen hat", mahnt der 24-Jährige. "Aber wir haben das auch nicht!" Tatsächlich bekam Verstappen seine erste und schnellste Soft-Runde wegen einer gelben Flagge nicht zusammen. Carlos Sainz verbesserte aus ähnlichen Gründen nicht einmal seine Medium-Zeit und fiel so noch hinter Fernando Alonso auf P5.

Charles Leclerc strotzt vor Selbstvertrauen: Longrun stark

Daher gebe es nun noch immer zahlreiche Fragezeichen, so Leclerc. Für den Longrun gelte das weniger. Da fühlt sich Leclerc bereits auf der sicheren Seite. "Unsere Rennpace sah ziemlich stark aus, ich fühlte mich wohl im Auto. Und in Sachen Reifen fühlte ich mich auf dem Longrun komfortabel, die Reifenabnutzung war positiv, ich hatte überhaupt kein Graining", berichtet der Ferrari-Star, voller Hoffnung, sich nun gleich in Baku die WM-Führung zurückholen zu können.

Trotz der verpassten Soft-Runde gibt sich Teamkollege Carlos Sainz fast genauso zuversichtlich. "Es war ein guter Tag, uns sind gute Fortschritte gelungen und wir haben das Auto in die richtige Richtung bekommen. Im FP2 fühlten wir uns auf jeden Fall konkurrenzfähiger als im FP1", sagt der Spanier.

Carlos Sainz fehlt Vertrauen: Porpoising zurück

Red Bull sei allerdings ganz klar nicht zu unterschätzen. "Es sieht super eng aus zwischen uns. Sie scheinen auf den Geraden etwas schneller, wir in den Kurven. Ich denke, es wird ein harter Kampf mit ihnen und Checo sieht hier auch wieder in Form aus. Es wird ein harter Kampf wie schon das ganze Jahr", prophezeit Sainz.

Hart ist es in Baku allerdings auch ganz ohne Konkurrenz. Das bei Ferrari extrem zurückgekehrte Porpoising macht zumindest Sainz zu schaffen. "Es ist auf jeden Fall etwas, was ich mir anschaue. Aus irgendeinem Grund hatte ich heute sehr mit diesem Phänomen, das in den letzten Rennen nicht mehr da war, zu kämpfen. Und es sah auf meiner Seite der Garage besonders übel aus", klagt Sainz. "Das muss ich mir jetzt zusammen mit den Ingenieuren ansehen, denn es ist gerade hier etwas sehr Nerviges. Es nimmt dir auf den Geraden und auf der Bremse Vertrauen. Hoffentlich können wir das für morgen lösen."