Das Formel-1-Rennen in Australien wurde über den Reifenverschließ entschieden. An der Spitze war relativ früh klar, dass Ferrari mit ihren großen Flügeln an dieser Front einen besseren Job gemacht hatten als ihre Kontrahenten bei Red Bull. Doch die größten Profiteure der Reifendramen in Melbourne klassifizierten sich weiter hinten: Alex Albon staubte mit Platz 10 den ersten Punkt der Saison ab.

Damit holte Williams die ersten Punkte der laufenden Saison in der Königsklasse. Am meisten überraschte dieses Resultat die Truppe aus Grove selbst. Denn vor dem Rennen ging man mit gedämpften Erwartungen in den Grand Prix im Albert Park. Wie Alexander Albon mitteilte, deuteten die Kalkulationen der Williams-Ingenieure darauf hin, dass sich er und Teamkollege Nicholas Latifi ganz am Ende des Feldes wiederfinden würden.

Albon: Williams war im Niemandsland

Alexander Albon erklärte: "Ich ging in das Rennen mit dem Gedanken, dass die bestmögliche Position, auf der wir ins Ziel kommen könnten, Platz 19 war und nach vorne war es nicht einmal knapp. Wir waren irgendwo im Niemandsland".

Mit dieser düsteren Prognose im Blick entschied man sich am Kommandostand des Teams von Jost Capito dafür, eine unkonventionelle Strategie zu wählen. Am Start setzte man bei Albon auf die harten Reifen. Damit war er noch in guter Gesellschaft, denn auch fünf weitere Fahrer im hinteren Feld setzten auf diese alternative Strategie.

Risiko-Plan geht auf

Doch im Gegensatz zu den anderen Piloten, die jeweils eine Safety-Car-Phase zum Reifenwechsel nutzten, gelang Williams ein abstruser Strategie-Coup. Albon blieb einfach auf der Strecke - und zwar bis zur vorletzten Runde. "Wir wussten, wenn wir sowieso nicht besser als 19. werden, können wir auch eine vollkommen neue Strategie versuchen", erklärte der ehemalige Red-Bull-Pilot. Was eigentlich nach einer bizarren Taktik anmutet, erwies sich als Glücksgriff.

Ursprünglich spekulierte Williams auf eine rote Flagge oder ein weiteres Safety Car, um billig Reifen wechseln zu können. Das erhielt man nicht, aber es kam anders: Albons harte Reifen zeigten eine lange Lebensdauer, während die Mediums zu Graining neigten. Zahlreiche Piloten im Mittelfeld hatten mit Körnung am Reifen zu kämpfen und mussten entweder mit dem C3-Pneus einen weiteren Stopp einstreuen oder brachen gegen Rennende komplett ein.

Stroll-Zug ebnet Weg zu Williams-Punkt

Dazu kam noch, dass sich einige Positionen weiter hinten hinter dem Aston Martin von Lance Stroll ein Zug bildete. Einerseits musste diese Gruppe abreißen lassen und die darin verwickelten Fahrer demolierten sich mit Positionskämpfen auch noch ihre Reifen.

Dass diese Taktik aufging, wunderte Albon selbst am meisten. "Ich erwartete, dass der ganze Zug an mir vorbeifahren würde. Aber stattdessen konnten wir davonziehen", erläuterte der Thailänder. Erst der Pflichtboxenstopp auf der vorletzten Runde warf ihn von P7 auf Rang 10 zurück, wo er dann schließlich auch ins Ziel kam. Das britische Traditionsteam übergibt damit die rote Laterne an Aston Martin, die noch ohne einen Zähler da stehen.