Beginnen wir mit den Fakten. Den unbestechlichen Zahlen. Dem WM-Stand: Fernando Alonso 103 - Kimi Räikkönen 76. Diese 27 WM-Punkte Vorsprung bedeuten vor den letzten vier Saisonrennen, dass der Spanier bereits in Belgien zum Weltmeister gekürt werden könnte. Das einzige was er dazu braucht, sind vier WM-Zähler, die er mehr als sein finnischer Herausforderer einfahren muss. Dann wäre er in den letzten drei WM-Läufen uneinholbar.

"Es ist noch nicht vorbei", gibt sich Räikkönens Teamboss Ron Dennis dennoch gewohnt angriffslustig. "Wenn er das nächste Rennen nicht beendet, und diese Möglichkeit besteht durchaus, dann wird mir jeder zustimmen, dass es mit einem 17-Punkte-Rückstand in den letzten drei Rennen noch möglich ist."

Aber selbst wenn Räikkönen den Vorsprung in Spa nur von 27 auf 22 Punkte verringern könnte, sieht Dennis noch alle Chancen den Fahrertitel zu gewinnen. "Auch dann wäre es noch möglich. So lange es nicht unmöglich ist, werden wir es versuchen ihn zu schlagen. Und selbst wenn es unmöglich ist, werden wir immer noch versuchen ihn zu schlagen. Wir sind hier um Rennen zu gewinnen."

Und Fernando Alonso? Der ist hier um sicher auf das Podest zu fahren und die Meisterschaft zu sichern. Aber möchte er schon am Sonntag vor den Augen seiner Eltern Weltmeister werden? "Ich werde es versuchen", kündigte der sympathische Spanier an. "Wenn sich die Gelegenheit ergibt, hole ich mir in Belgien natürlich den Titel. Wenn nicht, dann nicht. In Brasilien, Japan und China kann es immerhin auch noch gelingen. Es spielt für mich ehrlich gesagt keine große Rolle."

Jüngster Champion? Fernando bleibt noch skeptisch., Foto: Sutton
Jüngster Champion? Fernando bleibt noch skeptisch., Foto: Sutton

Die übliche Zielsetzung nur auf das Podest zu fahren lässt Alonso vor seinem "Lieblingsrennen" allerdings in der Schublade: "Ich reise nach Spa, weil ich das Rennen gewinnen will."

Im Gegensatz zu einem Großteil des restlichen Paddocks sieht er seinen Titelgewinn jedoch noch nicht als fix an. "Wenn ich bei den nächsten beiden Rennen ausfalle, ist alles möglich. Die McLaren sind momentan wirklich schnell und sie werden nicht aufhören anzugreifen bis die letzte mathematische Chance verschwunden ist. Aber auch ich werde nicht aufgeben bis meine Arbeit erledigt ist." Das wäre also erst mit dem Titelgewinn der Fall.

Kimi Räikkönen hat sich unterdessen die Strategie der kleinen Schritte zu Recht gelegt: "Mein Ziel ist es den Belgien GP zu gewinnen", verriet er am Montag, "aber man weiß ja nie was mit Alonso geschehen wird."

Entsprechend glaubt der Finne auch weiterhin an seine minimale WM-Chance: "So lange es nicht vorbei ist, werde ich nicht aufgeben. Vielleicht erwischt auch Alonso einmal ein paar schlechte Rennen und vielleicht werde ich auch einmal das Glück auf meiner Seite haben."

Allerdings weiß auch der Ice Man, dass es keinen Sinn macht sich über Glück oder Pech zu unterhalten: "Wir müssen uns das Glück selbst erarbeiten." Den Anfang der harten Arbeit müsse man dabei ganz klar auf eine "bessere Zuverlässigkeit" legen. "Das Auto ist schnell", bestätigte er gegenüber Reuters. "Jetzt müssen wir die Zuverlässigkeit hinbekommen."

Zumindest die guten Erinnerungen an seinen Sieg im Vorjahr werden dem Ice Man Mut machen. "Die Fahrerweltmeisterschaft ist immer noch eine große Herausforderung für mich und wie man in diesem Jahr gesehen hat, weiß man nie, was kommen wird", betet er eiskalt wie eh und je herunter. "Es ist noch lange nicht vorbei. Es sind noch vier Rennen zu fahren. Es gibt noch vierzig Punkte zu gewinnen..."