Rob, beide Renault-Piloten litten beim Großen Preis von Ungarn unter kleineren Motorproblemen. Was können Sie uns darüber sagen?

Rob White: Bei Giancarlo Fisichella trat eine Unregelmäßigkeit im Bereich des Treibstofftanks auf, wodurch der Benzindruck absank. Jeweils gegen Ende seiner Stints kam es deswegen zu Fehlzündungen. Dieses Problem haben wir inzwischen exakt analysiert und die Fehlerquelle beseitigt. Wir rechnen daher nicht damit, dass wir beim Grand Prix der Türkei ähnliches erleben werden. Fernando Alonsos Probleme resultierten aus der Kollision mit Ralf Schumacher unmittelbar nach dem Start. Die Beschädigungen auf der rechten Karosserieseite des Renault R25 beeinträchtigten die Ölkühlung. Wir trafen sofort entsprechende Gegenmaßnahmen, damit Fernando das Rennen beenden konnte. Gleichzeitig stellten wir damit sicher, dass sich der Renault RS25-Zehnzylinder auch für seinen zweiten Einsatz in der Türkei in optimaler Verfassung präsentiert. Der Unfall erschwerte die ohnehin nicht einfache Aufgabe, das Triebwerk in Ungarns Hitze zu kühlen. Wir hatten die Situation aber gut im Griff, sodass wir am kommenden Wochenende keinerlei Folgeschäden erwarten.

Welche Anforderungen stellt der Kurs in Istanbul an die Motoren?

Rob White: Eine neue Strecke führt unweigerlich immer zu einem gewissen Grad der Unsicherheit. Aber wir sind sehr gut vorbereitet. Im Endeffekt gibt es keine einfachen Kurse für die Motoren. Sie alle haben ihre Eigenarten. Ich gehe davon aus, dass wir die Besonderheiten des Istanbul Otodroms korrekt vorhergesehen haben. Während der freien Trainingssitzungen werden wir uns zudem der Feinabstimmung widmen.

Worauf kommt es in dem Zweikampf mit McLaren vor allem an?

Rob White: Am Anfang des Jahres lautete unser Ziel, bis zum Ende der Saison zum Kreis der Titelanwärter zu zählen. Nach den bisherigen 13 Grands Prix stehen wir in beiden WM-Wertungen vor unseren Konkurrenten. Aber das reicht natürlich nicht. Abgerechnet wird am Schluss, nach 19 Saisonläufen. Es gilt daher, das Potenzial unseres Pakets weiter optimal zu nutzen. Wir haben großen Respekt vor unseren Rivalen und wissen, dass sie alles daransetzen, uns noch abzufangen. In den ausstehenden sechs Grands Prix kommt es deswegen darauf an, immer das Siegerpodest anzustreben und jeweils mit beiden Piloten Punkte zu sammeln.

Das Renault-Team scheint eher auf den Faktor Zuverlässigkeit als auf die reine Motorleistung zu setzen. Stimmen Sie dieser Einschätzung zu?

Rob White: Wir sind davon überzeugt, dass eine perfekte Zuverlässigkeit den einzigen Weg darstellt, um die Formel 1-Weltmeisterschaft gewinnen zu können. Wir arbeiten deshalb mit Hochdruck daran, unseren beiden Piloten ein absolut zuverlässiges Auto mit einem ebensolchen Motor zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig suchen wir natürlich mit jeder Spezifikation des Triebwerks auch immer nach Leistungsverbesserungen. Bei unserer Arbeit sind uns aber natürliche Grenzen in puncto Ressourcen und Zeit gesetzt. Von daher glauben wir, dass sich die Zuverlässigkeit immer weiter verbessern lässt. Es kommt an der Strecke und in unseren Workshops immer darauf an, die richtige Balance zwischen Zuverlässigkeit und Leistung zu finden. Aber genau darin liegt eine der ganz großen Stärken des Renault F1-Teams: bei schwierigen Entscheidungen stets die besten Lösungen zu finden.

Wird es noch Weiterentwicklungen am RS25-Zehnzylinder geben?

Rob White: Ja, wir entwickeln den RS25 bis zum Ende der Saison kontinuierlich weiter und verfolgen dabei unseren bisher so erfolgreichen Weg. Nach Validierung auf den Prüfständen in unserem Workshop in Viry-Châtillon und während Testfahrten werden wir Verbesserungen zur allgemeinen Leistungssteigerung einführen und die Motoren für die jeweiligen Strecken der noch ausstehenden sechs Grands Prix optimieren. Wir setzen aber nur Motoren ein, die sich in ihrer Spezifikation als zuverlässig erwiesen haben. Wir wollen die Leistung steigern, ohne Risiken bei der Haltbarkeit einzugehen.