Mit dem Istanbul Speed Park gilt es für die beiden Reifenhersteller zum ersten und einzigen Mal in dieser Saison Neuland zu betreten. Jedenfalls was den Austragungsort anbelangt. Denn auf neuem Asphalt mussten sich die Pneu-Hersteller in diesem Jahr schon mehrere Male einstellen.

Etwa in Barcelona oder Kanada. Oder aber auch in Indianapolis, wo ein Fehler von Michelin zum größten Debakel der jüngeren GP-Geschichte führte. Auf der türkischen und mit unter auch tückischen Strecke vor den Toren von Istanbul, soll sich dieses Desaster allerdings nicht wiederholen.

Michelin: Breitgefächertes Arbeitsfenster

"Wir bereiten uns auf dieses Formel 1-Rennen genauso exakt und mit den gleichen Methoden vor, wie wir dies auch in der Vergangenheit bei uns nicht bekannten Strecken vorexerzierten", erläutert Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier die Herangehensweise seiner Mannen. "Als erstes haben wir vor Ort den Parcours und die Beschaffenheit seiner Asphaltoberfläche genauestens inspiziert und analysiert."

Ergebnis dieser Untersuchung: "Die Piste besitzt eine sehr dichte Asphaltschicht. Die feinen Steinelemente werden satt abgedeckt, woraus der tiefschwarze Ton der Teerdecke resultiert", so Dupasquier. "Wir erwarten, dass die Strecke in relativ kurzer Zeit und in Abhängigkeit zu den gefahrenen Runden immer schnellere Zeiten erlaubt. Die Situation erinnert an die diesjährigen Grands Prix von Spanien in Barcelona und Kanada in Montreal, deren Kurse ebenfalls mit frischen Asphaltbelägen aufwarteten."

Die neu asphaltierte und mit Diamantfräsen bearbeitete Steilkurve von Indianapolis erwähnt Dupasquier vorsichtshalber nicht im gleichen Atemzug. Dafür freut sich der erfahrene Franzose auf die Berg- und Talbahn in Istanbul. "Rhein theoretisch sollte die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichsweise gering sein", prophezeit er. "Die schwierigste Aufgabe steht den Aerodynamikern bevor. Sie müssen den richtigen Kompromiss zwischen maximalem Abtrieb in den langsamen Kurven finden, ohne dass dadurch die Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden zu sehr beeinträchtigt wird."

Wie wird sich das schwarze Gold in der Türkei schlagen?, Foto: Sutton
Wie wird sich das schwarze Gold in der Türkei schlagen?, Foto: Sutton

Aber wie trifft Michelin die Reifenwahl für eine Strecke, auf der noch nie zuvor ein Rennwagen seine Runden gedreht hat? "Wir entscheiden uns für Pneus, die ihre optimalen Arbeitsbedingungen in einem etwas breiteren Fenster finden als sonst", erklärt Dupasquier. "Dabei müssen wir insbesondere auch die möglichen Wetter-Parameter im Blick behalten. Der besonders dunkle Asphalt dieser Strecke wird sich bei strahlendem Sonnenschein zum Beispiel noch stärker aufheizen als üblich..."

Bridgestone: Hoffnung auf die Statistik

Die Japaner von Bridgestone reisen unterdessen nach dem kleinen Erfolgserlebnis von Budapest gestärkt und durch die Testfahrten während der Sommerpause gut vorbereitet an den Bosporus.

Motorsportdirektor Hiroshi Yasukawa hofft aber nicht nur aus rein sportlichen Gesichtspunkten auf ein erfolgreiches Abschneiden beim ersten Großen Preis der Türkei. Auch der türkische Absatzmarkt, welchen die Japaner 1988 erstmals betraten, soll über das "Technikschaufenster Formel 1" erreicht werden.

Hisao Suganuma freut sich derweil auf die "aufregende Herausforderung", welche der neue Kurs darstellt. "Wir haben sehr eng mit unseren Teams zusammengearbeitet und Simulationen durchgeführt um die Anforderungen der Strecke festzustellen." Danach entschied man sich Pneus aus der "mittleren bis harten" Produktpalette mit an die Strecke zu bringen.

Wie in den Reihen von Premiumpartner Ferrari hofft man natürlich auch bei Bridgestone darauf die Erfolgsserie auf neuen Rennstrecken fortsetzen zu können. Schließlich hat seit dem Debüt des Sepang International Circuits 1999 immer ein Ferrari das Debütrennen auf einem neuen Kurs gewonnen. Und logischerweise fuhr dieser dabei immer auf schwarzen Bridgestone-Walzen.