Im Verlauf der ersten drei Saisonrennen konnten Daniel Ricciardo und Max Verstappen den Abstand zum rot-silbernen Spitzenduo geringfügig verkürzen. War es in Melbourne und in Shanghai noch deutlich über eine Sekunde, die dem schnellsten Red Bull im Qualifying auf den Polesitter fehlte, lag der Abstand in Bahrain nur noch bei acht Zehnteln. Im letzten Rennen blieben die Bullen kurzzeitig an der Spitzengruppe dran, doch dieser Aufschwung war letztendlich kein Resultat hervorragender Entwicklungsarbeit. Für Russland scheint es noch keine Wunderkur für den RB13 zu geben, und die Statistik auf dem Sochi Autodrom spricht auch nicht gerade für die Österreicher.

Lediglich 20 Punkte konnte Red Bull bei drei Anläufen in Sochi bisher sicherstellen. Siege, Podien, Pole Positions und sämtliche anderen Erfolgserlebnisse blieben dem Team bisher verwehrt. Die Plätze sieben und acht von Ricciardo und Vettel bei der Premiere 2014 und der fünfte Rang von Kvyat in der Saison 2015 sind alles, was die Truppe in Russland bisher vorweisen kann. Die Vorzeichen für die diesjährige Ausgabe des Großen Preises von Russland versprechen kaum Aussicht auf Besserung.

Zwar bildete sich Ricciardo in Bahrain kurzzeitig ein, ein Wörtchen um den Sieg mitreden zu können - doch er und sein heißblütiger Teamkollege landeten schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen. Nachdem in China über 40 Sekunden auf Rennsieger Lewis Hamilton fehlten, hatte Ricciardo in Bahrain gehofft, zumindest am Ende der Renndistanz näher an der Spitze zu sein. Mit 39 Sekunden Rückstand auf Sieger Sebastian Vettel verfehlte sein Team dieses Ziel jedoch. Und anders als vom Team ursprünglich erwartet, ist der Renault-Motor mittlerweile längst nicht mehr das größte Defizit gegenüber der Konkurrenz.

Wissenswertes über den Russland GP: (00:46 Min.)

Red Bull-Chassis ist nicht auf der Höhe

"Wenn ich mich jetzt festlegen müsste ob es am Motor oder am Auto liegt, würde ich im Moment sagen, dass es das Auto ist", so Ricciardo bei den Bahrain-Testfahrten in der Woche nach dem Wüsten-GP. Auch auf Seiten der Power Unit plagten Red Bull bereits seit den Winter-Testfahrten Probleme mit der Zuverlässigkeit, weshalb bei Renault auf die MGU-K des Vorjahresmodells zurückgewechselt werden musste.

Dennoch glaubt Ricciardo, dass der Nachteil gegenüber Mercedes und Ferrari alleine dadurch nicht größer geworden ist. "Ich denke, das Defizit beim Motor ist so, wie es immer war. Klar hätte ich gerne mehr Power. Aber unter dem Strich glaube ich, dass wir beim Chassis nicht so stark sind, wie wir es sein sollten", so der 27-Jährige. In Sachen Antriebseinheit soll ein großes Update beim Kanada-GP bald Abhilfe schaffen - ein Update, was ursprünglich schon in Barcelona hätte kommen sollen.

Dr. Helmut Marko versicherte in Bahrain gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass die Ingenieure immerhin beim Chassis mittlerweile den Defiziten auf der Spur sind. Ein umfangreiches Update auf dieser Seite wird allerdings erst in Barcelona kommen. Angesichts dessen wird es schwer, mit den momentan gegebenen Möglichkeiten in Sochi bereits Abhilfe zu schaffen. "Wir haben immer noch gravierende Probleme", stellte Marko klar.

Der Kampf gegen Mercedes und Ferrari war in Bahrain lediglich ein Strohfeuer von Red Bull, Foto: Mercedes-Benz
Der Kampf gegen Mercedes und Ferrari war in Bahrain lediglich ein Strohfeuer von Red Bull, Foto: Mercedes-Benz

Keine Hilfe von den Pirelli-Pneus

Dass Red Bull in Bahrain am Rennsonntag kurzzeitig den Anschluss an Mercedes und Ferrari halten konnte, war letztendlich nur den Problemen der Konkurrenz geschuldet. Als Valtteri Bottas an der Spitze mit falschen Reifendrücken kämpfte, blieben Verstappen und Ricciardo problemlos dran. Sobald Bottas aus dem Weg war, eilten Vettel und Hamilton davon. "Die knappe Sekunde die sie sonst vor uns liegen löst sich in Luft auf, wenn sie mit den Reifen nicht klarkommen und wir schon", stellte Ricciardo fest.

In Sochi erwartet die Teams eine äußerst glatte Asphaltoberfläche, welche besonders schonend mit den Reifen umgeht. Das dürfte vor allem Mercedes entgegenkommen, die bisher gerade am Rennsonntag verstärkt mit dem Reifenverschleiß zu kämpfen hatten. Schlechte Nachrichten für Red Bull, denn die für den Anschluss bei den Gegner notwendigen Probleme könnten damit ausbleiben. Auf der anderen Seite hatte der Australier auf dem Soft-Reifen selbst in der Hitze von Bahrain große Probleme, ins Arbeitsfenster zu kommen.

"Wenn es in Russland kalt ist und dazu noch diese glatte Streckenoberfläche... Da wirst du nicht nur eine Aufwärmrunde sehen, so wie in Monaco", fürchtet Ricciardo. Düstere Aussichten also für Red Bull, um den Kampf mit der Spitze aufzunehmen. Und nicht nur das: Mit Williams kann der in dieser Saison bis dato ärgste Verfolger in Sochi eine deutlich bessere Statistik aufweisen. Mit einem Podestplatz und insgesamt 49 Punkten war der britische Traditionsrennstall bei seinen drei Versuchen bisher deutlich besser aufgelegt. Gut möglich, dass sich Red Bull am kommenden Wochenende eher nach hinten als in Richtung Podium orientieren muss.