Am Dienstag kam es in Paris zu einem Meeting zwischen der Strategy Group sowie der F1-Kommission. In diesem Zusammenhang diskutierten die Teilnehmer, zu denen erstmals auch Chase Carey von Rechteinhaber Liberty Media gehörte, Veränderungen des Technischen und Sportlichen Reglements für die Saison 2018. Verabschiedet sind diese jedoch noch nicht, dies obliegt einzig dem World Motor Sport Council.

Die wichtigste Entscheidung betrifft den Cockpitschutz. Nachdem das Halo-System lange Zeit als wahrscheinlichste Lösung galt, aufgrund der Optik aber nicht unumstritten war, stellte der Automobilweltverband FIA am Rande des China GP das so genannte "Shield" als Alternative vor. Dabei handelt es sich um eine Weiterentwicklung des "Aeroscreens", wie ihn bereits Red Bull entwickelte.

So in etwa soll der Cockpitschutz 2018 aussehen, Foto: Red Bull
So in etwa soll der Cockpitschutz 2018 aussehen, Foto: Red Bull

Halo raus, Shield soll 2018 kommen

Während des Meetings in Paris nun räumten die Beteiligten dem Shield die höchste Priorität ein, das Halo-System ist damit beiseitegeschoben. Im Verlaufe der Saison 2017 soll es zu weitreichenden Tests kommen, die Teams und Fahrer sollen also Gelegenheit bekommen - ähnlich wie im vergangenen Jahr beim Halo-System - Erfahrungen auf der Strecke zu sammeln. Die Einführung des Shield-Systems ist für 2018 geplant.

Weiterhin wurde festgehalten, dass Erfindungen wie der T-Flügel oder die Haifischflosse, die aktuell von den Teams zu aerodynamischen Zwecken genutzt werden, in dieser Ausprägung keine weitere Saison bestehen bleiben sollen. Dazu sollen die Regularien im Bereich der Motorenabdeckung präzisiert und der Spielraum der Designer eingeschränkt werden.

Ebenfalls auf dem Tagesordnungspunkt stand das Thema Öl. Mercedes wurde im Vorfeld der aktuellen Saison vorgeworfen, sie beziehen ihren extremen Vorteil im Qualifying durch die Tatsache, dass sie neben Benzin auch Öl verbrennen. Toto Wolff bestritt diese Ansicht zwar vehement, doch FIA, Strategiegruppe und F1 Kommission wollen offenbar auf Nummer sicher gehen. Ab 2018 soll es spezielle Messverfahren geben, die sicherstellen, dass das Motoröl nicht als Brennstoff genutzt wird. Zudem soll den Teams nur noch eine Öl-Spezifikation pro Power Unit und Wochenende zur Verfügung stehen.

Stehende Starts nach roten Flaggen

Künftig soll nach einer Rennunterbechung stehend gestartet werden, Foto: Sutton
Künftig soll nach einer Rennunterbechung stehend gestartet werden, Foto: Sutton

Auch Pirelli erhielt seine Präsenz in dem Meeting. Dem italienischen Reifenbauer wird es gestattet, für 2018 neue Regenreifen zu entwickeln und dafür ältere Autos sowie vorherige Reifendimensionen zu nutzen. Damit ergibt sich für Pirelli also eine ähnliche Situation wie im vergangenen Jahr, als mit so genannten "Mule Cars" die Entwicklung der breiteren Reifen im Hinblick auf die aktuelle Saison vorangetrieben wurde.

Die letzte Änderung des Sportlichen beziehungsweise Technischen Reglements umfasst die Fortsetzung eines durch rote Flaggen unterbrochenen Rennens. Bislang wurde das Rennen nach der Unterbrechung hinter dem Safety Car aufgenommen und dann fliegend gestartet. Ab 2018 soll ein stehender Start erfolgen. Dies ist das Äquivalent zur bereits für 2017 bestehenden Regelung, dass ein Rennen, das aufgrund von Regen hinter dem Safety Car gestartet wird, nach Beendigung der Neutralisation ebenfalls stehend gestartet wird.

Erste Änderungen schon ab Barcelona

All diese Bestimmungen gelten jedoch erst ab 2018 beziehungsweise im Vorgriff darauf, sollte der World Motor Sport Council zustimmen. Doch auch für diese Saison konnten sich die Entscheider bereits auf Änderungen festlegen. So sollen ab dem Spanien GP die Namen und Nummern der Fahrer auf den Autos sichtbarer sein. Wie genau das aussehen soll, teilte die FIA noch nicht mit.

Zudem wurde festgelegt, dass auch die kleineren Teams, die nicht Teil der Strategiegruppe sind, ab sofort eine Einladung zur Teilnahme an den Sitzungen erhalten. Offiziell heißt es, sie sollen Zugang zu den Diskussionen erhalten, "um die Zusage sowohl der FIA, als auch des Rechteinhabers, die Transparenz des Sports zu verbessern, zu verdeutlichen." Die Strategiegruppe besteht zum einen aus der FIA und dem Rechteinhaber (früher CVC, heute Liberty), zum anderen aus den Teams Ferrari, Red Bull, Mercedes, McLaren und Williams sowie einem leistungsbezogenen Team. Oftmals beklagten sich die nicht-beteiligten Teams, die Regeln würden zu ihren Lasten beschlossen. Damit soll nun Schluss sein.

Ab sofort sind die fünf großen Teams nicht mehr unter sich, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Ab sofort sind die fünf großen Teams nicht mehr unter sich, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Hervorragende Entscheidungen der Formel-1-Oberen! So ziemlich jedes Thema, das in den vergangenen Wochen auf der Agenda stand, wurde für 2018 verankert. Cockpitschutz? Kein Problem, Halo ist gestorben, lang lebe der Shield. Grässlichkeiten wie T-Flügel oder Haifischflosse? Abgeschafft! Und ganz nebenbei wurde den kleinen Teams Zugang in die heiligen Hallen der Regelhüter gewährt. Ein Traum? Man muss abwarten. Gerade der Cockpitschutz muss erst noch eine Testphase durchlaufen, Halo schwebt also immer noch mit. Aber Liberty scheint Ernst zu machen. Die Meinung von Fans und Fahrern soll im Vordergrund stehen. Bitte weiter so! (Chris Lugert)