Eine Ära in der Formel 1 neigt sich dem Ende entgegen. Bernie Ecclestone steht anscheinend vor dem Aus. Noch in dieser Woche könnte der 86-Jährige als Geschäftsfrüher der Königsklasse zurücktreten. Das berichten britische Medien übereinstimmend. Bernies Abschied geht einher mit der finalen Übernahme durch die neuen Besitzer der Formel 1, dem US-Unternehmen Liberty Media.

Angeblich sei Ecclestone die Ehrenpräsidentschaft nach mehr als 40 Jahren an der Spitze der Formel 1 angeboten worden. Unklar ist, ob einer wie Bernie Ecclestone einen solchen Posten - der eher repräsentativer Natur ist - akzeptieren würde.

Zuletzt war der Brite selbst unsicher gewesen, wie es mit ihm im neuen Liberty-Konstrukt weitergehen würde. "Wir müssen schauen, wie wir das Unternehmen aufstellen", sagte Ecclestone zur Press Association. "Das hat nichts mit meinen Bedingungen zu tun, sondern damit, zu schauen, welchen Weg sie einschlagen möchten."

Bernies Nachfolger stehen bereit

Es gibt Anzeichen, wer Ecclestones Nachfolge antreten soll. Neben dem neuen Geschäftsführer Chase Carrey steht offenbar der US-Amerikaner Sean Bratches in den Startlöchern. Der frühere ESPN-Vorstand scheint für die kommerzielle Seite des Sports vorgesehen zu sein. Neben ihm könnte sich Ross Brawn um den sportlichen Aspekt kümmern. Der frühere F1-Teamchef wird seit längerer Zeit mit Liberty in Verbindung gebracht und war zuletzt als Berater für das Medienunternehmen tätig.

Sicher ist, dass mehrere Personen die großen Schuhe von Ecclestone ausfüllen sollen. Ein einzelner Herrscher - so wie es Ecclestone lange war - ist nicht mehr erwünscht. Ursprünglich hieß es, Ecclestone solle unter Liberty Media noch drei Jahre lang im Amt bleiben. Dieses Vorhaben hat sich nun anscheinend geändert. Dass Nachfolger für den 86-Jährigen gesucht werden, ist seit längerer Zeit bekannt.

Schon vor dem Verkauf der Formel-1-Rechte hatten Ecclestone und der bisherige Besitzer CVC Capital nach potenziellen Nachfolgern gesucht. "Das wäre sowieso passiert", bestätigte Ecclestone. "Wir müssen etwas zusammenstellen, wenn ich nicht mehr da bin, weil ich tot bin oder sonst was. Es war jetzt an der Zeit, das zu tun." In Folge des Verkaufs an Liberty stellte Ecclestone die Suche zunächst ein: "Ihnen gehört das Unternehmen. Also liegt es an ihnen zu entscheiden, wen sie haben wollen."

Die Eigentumsverhältnisse der Formel 1:

Vor Liberty Media Einstieg Nach dem zweiten Closing
Malone - 3,1 %
Maffei - 1,0 %
Liberty Media Rest - 31,2 %
Liberty Media Gesamt - 35,3 %
CVC 38,1 % 24,7 %
Waddell & Reed 20,5 % 13,3 %
LBI 12,1 % 7,8 %
Bambino Holdings 8,4 % 5,4 %
Norges 4,1 % 2,7 %
Bernie Ecclestone 3,3 % 2,1 %
Management 2,8 % 1,8 %
Übrige 10,6 % 6,9 %
Anteile ohne Liberty Media 100 % 64,7 %

Weitere Köpfe rollen

Neben Ecclestone sollen weitere bisherige Mitglieder der Vorstandsetage abtreten. Dazu zählen Martin Sorrell (Chef der WPP Group), Jean-Marc Huet (früherer Chef von Unilever) sowie Chong Seng Kwa, der frühere Asia-Chef von Exxon Mobil. Peter Brabeck-Letmathe - Chase Careys Vorgänger als F1-Geschäftsführer - soll hingegen an Bord bleiben. Donald Mackenzie, Vize-Chef von CVC Capital, behält seinen Vorstandsposten an der Seite von Sean Mahoney, der für die Bank Lehman Brothers im F1-Vorstand saß.

In der vergangenen Woche war Liberty Media ein weiterer großer Schritt in Richtung Formel-1-Übernahme gelungen. Die FIA hatte bei einer außerordentlichen Sitzung des World Motor Sport Council ihr grünes Licht gegeben. Liberty Media hält 35,3 Prozent an der Formel 1. Der Unternehmenswert wurde dabei auf gut acht Milliarden Euro taxiert. Liberty Media firmiert zudem künftig unter dem Namen Formula One Group.