Nach dem Premieren-Abstecher nach Baku begibt sich die Formel 1 wieder in bekanntere Gefilde und nimmt am kommenden Wochenende den Red Bull Ring in Spielberg ins Visier, wo der Große Preis von Österreich stattfindet. Seit dem Comeback des Rennens 2014 gewann ausschließlich Mercedes-Pilot Nico Rosberg in der Alpenrepublik. Nun nimmt der WM-Leader den Hattrick ins Visier.

Die Favoriten: Mercedes-Motoren als Trumpf?

Dass der Sieg auch in Spielberg einzig über Mercedes führen wird, liegt ob der Dominanz der Silberpfeile in der bisherigen Saison auf der Hand. "Es ist immer etwas Besonderes, wenn man in zwei Rennen auf einer Strecke zweimal gewonnen hat. Aber es wäre natürlich noch besser, wenn ich daraus drei Siege in drei Rennen machen könnte", giert Nico Rosberg danach, seine WM-Führung weiter auszubauen.

Lewis Hamilton hofft natürlich auf das Gegenteil und will den Abstand von aktuell 24 Punkten auf seinen Stallgefährten verkürzen. "Ein Startplatz an der Spitze ist dort definitiv von Vorteil. Deshalb muss ich es im Qualifying wieder hinbekommen und besser abschneiden als beim letzten Mal", weiß der Brite, wo seine Schwächen liegen.

Da der Red Bull Ring mit seinen Geraden und Steigungen in erster Linie Power fordert, ist Williams ein Team, mit dem in Österreich zu rechnen sein sollte. Vor zwei Jahren gelang es Felipe Massa sogar, die Pole Position herauszufahren. "Wir befinden uns mitten in einer Phase mit sehr schnellen Kursen, von denen der in Österreich typisch ist und als solcher die Charakteristiken des FW38 und der Mercedes-Power-Unit favorisiert", weiß Technikchef Pat Symonds.

Für Red Bull stand das Heimrennen bislang unter keinem guten Stern, Foto: Sutton
Für Red Bull stand das Heimrennen bislang unter keinem guten Stern, Foto: Sutton

Auf den ersten Sieg in dieser Saison hofft Ferrari. Im letzten Jahr crashte Kimi Räikkönen gleich in der ersten Runde aus dem Rennen, während Sebastian Vettel Dritter wurde. "Die Strecke ist sehr kurz, es gibt nicht viele Kurven. Deshalb ist es unglaublich wichtig, jede einzelne Kurve richtig hinzubekommen", weiß der Heppenheimer.

Eher bescheidene Erwartungen hat man bei der Heimmannschaft Red Bull Racing. Mehr als ein achter Platz sprang auf der konzerneigenen Strecke bislang nicht heraus, und angesichts des nach wie vor nicht ganz auf der Höhe befindlichen Renault-Motors dürfte der Traum vom Podium auch diesmal ein solcher bleiben. "Wir hatten in der Vergangenheit nicht die erhofften Ergebnisse, aber ich denke, wir kommen diesmal mit dem bisher besten Paket an die Strecke, das uns hoffentlich in die Top-5 bringen wird", lautet Daniel Ricciardos zurückhaltende Zielsetzung.

Aufgrund der in dieser Saison schon mehrfach aufgetretenen technischen Probleme warnt man im Mercedes-Lager trotz der besten Pace im Feld eindringlich vor der Konkurrenz. "Wir müssen in allen Bereichen am Anschlag agieren, um die wachsende Konkurrenz im Kampf um die Spitze in Schach zu halten", hebt Toto Wolff mahnen den Finger. "Force India war zuletzt sehr stark, Williams ist in Spielberg immer schnell und natürlich sind Ferrari und Red Bull stets gefährlich - besonders beim Heimrennen der Letztgenannten. Uns sollte ein spannendes Wochenende bevorstehen."

Die Strategie: Ultrasoft und zwei Stopps

Pirelli bringt mit den Soft-, Supersoft- und Ultrasoft-Reifen die drei weichsten verfügbaren Gummimischungen nach Österreich. Während sich im vergangenen Jahr bedingt durch eine frühe Safety-Car-Phase eine Ein-Stopp-Strategie als Schlüssel zum Sieg erwies, rechnet Pirelli diesmal mit zwei Stopps. "Die ultrasofte Mischung ist für den Red Bull Ring bestens geeignet. Wir werden daher am kommenden Wochenende wohl die schnellsten Runden sehen, die bislang auf dieser Strecke gefahren wurden", blickt Motorsportdirektor Paul Hembery voraus.

In der Tat wählten alle Piloten mehrheitlich die ultrasofte Mischung, was nicht zuletzt mit dem neuen Asphalt zusammenhängt, der in Spielberg verlegt wurde. Der neue Belag hat zwar einen ähnlichen Abriebwert wie sein Vorgänger, das frische Bitumen könnte allerdings andere Gripwerte aufweisen und damit schneller sein.

Das Wetter: Es drohen Gewitter

Die Wetterprognose stellt sich für das gesamte Rennwochenende in der Steiermark ziemlich durchwachsen dar. Speziell am Freitag und Samstag werden am Nachmittag, und somit auch während des Qualifyings, durchaus starke Schauer und Gewitter erwartet, was die Startaufstellung ordentlich durcheinanderwürfeln könnte. Auch am Sonntag könnte es noch regnen, wobei die Meteorologen ab Mittag längere sonnige Phasen erwarten.

Österreich GP: Fakten zum Rennen

  • Nur in Monaco fährt die F1 mehr Runden als in Spielberg (71)
  • Die Strecke wurde komplett neu asphaltiert
  • Es gibt nur neun Kurven (zwei links, sieben rechts)
  • 56% einer Runde werden mit Vollgas gefahren
  • Mittlerer Benzinverbrauch
  • Rundenrekord im Rennen: 1:08.337 (Michael Schumacher, 2003)
  • Rundenrekord im Qualifying: 1:07.908 (Michael Schumacher, 2003)

Wusstest Du schon, dass...

...der Österreich GP zum 29. Mal stattfindet? Die Premiere erfolgte 1964 in Zeltweg, alle anderen Rennen wurden in Spielberg ausgetragen.

Niki Lauda gewann 1984 auf dem Österreichring, Foto: Sutton
Niki Lauda gewann 1984 auf dem Österreichring, Foto: Sutton

...Alain Prost der erfolgreichste Fahrer in Österreich ist? Der Franzose gewann 1983, 1985 und 1986 auf dem alten Österreichring.

...Michael Schumacher, Mika Häkkinen und Nico Rosberg mit je zwei Siegen die erfolgreichsten Piloten auf dem 1997 eröffneten neuen Streckenlayout sind?

...Niki Lauda 1984 als bislang einziger Österreicher sein Heimrennen gewinnen konnte?

...fünf Piloten ihren ersten GP-Sieg in Österreich feierten? Lorenzo Bandini (1964), Vittorio Brambilla (1975), John Watson (1976), Alan Jones (1977) und Elio de Angelis (1982).