Red Bull Racing ist definitiv zurück auf der großen Bühne der Formel 1. Was sich bereits am starken Wochenende in China abgezeichnet hatte, bestätigte das Ex-Weltmeisterteam durch den sensationellen Sieg beim Spanien GP durch Youngster Max Verstappen vor gut einer Woche: Red Bull kann Ferrari herausfordern. Mindestens. Allerdings wurde der erste Coup des Niederländers begünstigt durch einen ominösen Mercedes-Crash nach dem Start. Nun reist der F1-Tross nach Monaco. Und dort könnte Red Bull nicht mehr auf silberne Schützenhilfe angewiesen sein.

Das letzte Rennen: Sensationssieg Verstappen

Was für ein Wochenende für Red Bull: Schon am Samstag glänzte das Team. Im Qualifying stellten Daniel Ricciardo und Max Verstappen ihre Boliden geschlossen in Reihe zwei - vor beide Ferrari. Dass der Rennsonntag das noch um Längen toppen sollte, damit hatte niemand gerechnet. Nach der Mercedes-Selbstzerstörung vor Kurve vier der ersten Runde war der Weg frei zum Sieg. Zunächst für Daniel Ricciardo. So sah es zumindest in der ersten Hälfte des Rennens aus. Souverän führte der Australier in Barcelona. Doch der Strategie-Schlacht mit Ferrari fiel der Spitzenreiter zum Opfer.

Großer Profiteur war allerdings der andere Red Bull: Mit nur zwei statt drei Boxenstopps triumphierte Max Verstappen. Ein ganz großer erster F1-Sieg mit unzähligen neuen Rekorden.

Die Neuerungen: Hoffen auf die B-Spec von Renault

Fernab vom üblichen Spezial-Setup der Teams für Monaco gibt es bei Red Bull eine viel elementare Neuerung - oder zumindest eine potentielle Neuerung. Die bei den Testfahrten in Barcelona erprobte B-Spec-Version der Power Unit von Renault könnte nun doch schon in Monte Carlo debütieren. Ursprünglich war das Upgrade zum regulären Zykluswechsel beim Kanada GP geplant. Doch scheinen die Franzosen schneller Fortschritte gemacht zu haben, als selbst gedacht. Zumindest waren Begeisterung und Zuversicht nach den zweitägigen Tests groß.

"Der Fortschritt ist auf jeden Fall da, um nun den letzten Schritt in Richtung Mercedes zu gehen", paukte Ricciardo. "Das Update macht den Verbrennungsmotor stärker und gleichzeitig effizienter - das führt zu einem Zeitgewinn von rund einer halben Sekunde pro Runde", erklärt inzwischen Renaults Motorenchef Remi Taffin. Natürlich würde man sich da freuen, das neue Aggregat schon in Monaco zu bekommen, bestätigten Verstappen und Ricciardo schon in Barcelona wie aus einem Mund.

Doch kommt das Update wirklich? "Wenn wir die Power Units bis Monaco zusammen haben und vollständig validiert haben, werden wir die, die verfügbar sind, bei diesem Rennen benutzen", verspricht Taffin. Das klingt gar nicht einmal schlecht. Allerdings bleibt für Red Bull die Gefahr der Kapazitäten der Renault-Werke. Sollten nicht gleich vier Power Units auf einmal fertig werden, könnte Renault zunächst das eigene Werksteam damit ausrüsten. Andererseits wäre ein Sieg nur mit Red Bull möglich - und der lässt sich doch deutlich besser vermarkten.

Verleiht Renault Red Bull in Monaco Flügel?, Foto: Renault Sport F1
Verleiht Renault Red Bull in Monaco Flügel?, Foto: Renault Sport F1

Die Erwartungen: Sieg im Fürstentum

Auch wenn die Fahrer sich in der offiziellen Presseaussendung des Teams für den Monaco GP noch halbwegs zurückhalten, nimmt Red Bull im Fürstentum den Sieg ins Visier. Keine andere Strecke im Rennkalender liegt dem RB12 so gut wie der Straßenkurs von Monte Carlo. Gerade in engen, langsamen Kurven besticht das Chassis Red Bulls. Das musste Ferrari in der finalen Schikane in Barcelona erleben. Dort schüttelte Verstappen die Scuderia derart deutlich ab, dass Kimi Räikkönen auf der langen Geraden nie eine Attacke setzen konnte.

In Monaco gibt es nun praktisch nichts anderes als langsame Ecken. Entsprechend groß sind die Hoffnungen. "Dieses Jahr hatten wir als Team ein Podium und einen Sieg. Ich denke, Monaco ist eine großartige Gelegenheit, das auszubauen", sagt Ricciardo. "Das oberste Ziel ist aber, sich von den Mauern fern zu halten", ergänzt Verstappen. "Wenn uns das gelingt, können wir hoffentlich auf dem Podium landen!"

Abheben dürfe - und werde - er nach der Sensation von Spanien und den völlig verrückten Begeisterungsstürmen in seiner niederländischen Heimat jetzt nicht. Besonders, weil Verstappen mit Monaco noch eine Rechnung offen hat: Sein Debüt 2015 endete in den Barrieren. "Es ist so schwer, in Monaco zu überholen. Vergangenes Jahr habe ich es versucht und bin in der Mauer gelandet", sagt Verstappen. Das werde im nicht noch einmal passieren. "Also ist es das Wichtigste, ein gutes Qualifying und einen guten Start zu erwischen und es dann einfach auf der Strecke zu halten", sagt Verstappen.

Gelingt all das befinde man sich in einer sehr guten Ausgangssituation, ergänzt Ricciardo: "Ich glaube, dass wir eine gute Chance haben." Doch der Australier warnt vor zur großer Euphorie. "Wenn du zu aufgeregt nach Monaco fährst, kann sich ins Gegenteil verkehren und dir schaden. Also müssen wir cool an die Sache herangehen", erklärt Ricciardo.

Die Statistik: Red Bull beim Monaco GP

SiegePolesSchn. RundenPodiumPunktekm geführt
Red Bull 3 348 202718
Daniel Ricciardo - --1 25-
Max Verstappen - --- --

Red Bull: Monaco Bilanz

Red Bull in Monte Carlo: Das ehemalige Weltmeisterteam feierte seinen ersten großen Erfolg im Fürstentum. 2006 erreichte David Coulthard den dritten Platz und begab sich daraufhin mit einem Superman-Cape bekleidet in die Fürstenloge. Deutlich überstrahlt wurde dieses Ereignis 2010, als Mark Webber und Sebastian Vettel einen Doppelsieg einfuhren, ehe Vettel den Spieß 2011 umdrehte und selbst gewann. 2012 durfte hingegen wieder Webber jubeln und nahm die maximale Punktanzahl mit. Insgesamt stehen für Red Bull acht Podiumsfahrten zu Buche.

Daniel Ricciardo in Monte Carlo: Der Australier sah 2014 zum ersten Mal das Ziel und schaffte als Dritter prompt den Sprung auf das Podium. Im vergangenen Jahr wurde es immerhin Rang fünf, allerdings hinter Teamkollege Daniil Kvyat.

Max Verstappen in Monte Carlo: Der erste Monaco GP des inzwischen jüngsten Siegers der F1-Geschichte im Vorjahr endete spektakulär in den Reifenstapeln. In Runde 62 versuchte Verstappen ein gewagtes Überholmanöver in Kurve eins gegen Romain Grosjean. Damals noch im Toro Rosso fuhr der Youngster dem Franzosen auf den rechten Hinterreifen, hob ab und strandete in der Barriere.

Die Prognose: Siegchance für Red Bull in Monaco

  • Beste Strecke für starkes RB12-Chassis
  • Potentieller Power-Schub von Renault
  • Verstappen mit offener Rechnung
  • Ricciardo im Monaco-Aufwind

Motorsport-Magazin.com meint: Zum ersten Mal in der F1-Saison 2016 könnte der Sieg in Monaco nicht über Mercedes, sondern Red Bull führen. Während der Silberpfeil insbesondere durch rohe Mercedes-Power und seine Stärke in schnellen Kurven besticht, glänzt der RB12 in engen, langsamen Kurven. Genau die gibt es in Monaco im Überfluss. Leistung zählt dagegen drastisch weniger, doch selbst hier könnte Renault noch mit dem Update helfen. Red Bull ist in Monte Carlo absolut ein Siegkandidat. (Jonas Fehling)