Toro Rosso musste aus der späten Bekanntgabe eines Motorenpartners Konsequenzen ziehen und 100 zusätzliche Mitarbeiter einstellen, die ab März wieder freigestellt werden. "Bei Toro Rosso arbeiten jetzt 480 Menschen", erklärte Teamchef Franz Tost gegenüber Autosprint. In drei Schichten werde am Auto gearbeitet. Auch wenn er gerne mehr Zeit zur Verfügung hätte, rechnet Tost damit, dass das Auto rechtzeitig fertig wird. Entgegen kommen ihm die relativ spät angesetzten Testfahrten.

Ein Nachteil für Toro Rosso bei der Entwicklung des neuen Autos ist jedoch, dass das Team nicht mehr den gleichen Motorenpartner hat wie Schwesterteam Red Bull. Das bedeutet, dass die Möglichkeiten für technische Kooperationen beschränkt sind. Toro Rosso ist laut Tost zum Beispiel für das Getriebe nun selbst verantwortlich, ein Wechsel auf ein Getriebe von Ferrari sei erst 2017 möglich. "Als wir uns nach einem neuen Motorenlieferanten umgesehen haben, wurde bereits am Getriebe gearbeitet", erläuterte er.

Ein Wechsel zu einem Ferrari-Getriebe ist ohnehin noch keine beschlossene Sache. "Wenn das Ferrari-Getriebe zuverlässiger, praktischer und billiger ist, dann werden wir es verwenden", nannte Tost die Bedingungen. Der Vorjahresmotor von Ferrari, den Toro Rosso 2016 einsetzt, bereitet ihm in jedem Fall keine Sorgen. "Ich glaube nicht, dass dieser Motor so alt ist, da er im letzten Rennen der vergangenen Saison fast auf gleicher Höhe mit dem besten war."

Wunsch nach mehr technischen Kooperationen

Tost stellte die Möglichkeit in den Raum, dass Red Bull und Toro Rosso künftig wieder mit demselben Motorenlieferanten zusammenarbeiten werden. Das wäre seiner Ansicht nach nicht nur wegen der technischen Kooperationsmöglichkeiten sinnvoll, sondern auch aus finanzieller Sicht. "Was uns angeht, so ist die technische Zusammenarbeit mit Red Bull entscheidend für die Zukunft", sagte er.

Tost hält die Herangehensweise in der Formel 1 für nicht zeitgemäß und nicht dem Markt entsprechend. "Insgesamt korrespondiert die wirtschaftliche Struktur der Teams in der Formel 1 nicht mit den aktuellen Trends. Viele große Autohersteller arbeiten zusammen und doch geben wir in der Formel 1 parallel Geld aus. Jedes Team hat seine eigenen Details, seinen eigenen Windkanal", zeigte er auf. "Wir geben riesige Mengen Geld aus, die man durch eine umfassendere Zusammenarbeit sparen könnte. Und nicht nur das, die Autos wären näher beieinander und die Rennen interessanter."

Einheitsbauteile sind im Motorsport gang und gäbe, in der Formel 1 sind sie für viele jedoch ein Reizwort. "Es gibt Teams mit einem technischen Vorsprung, die gegen jede Form der Kooperation sind", klagte Tost. Ein Gegenbeispiel ist Neueinsteiger Haas. Das Team bezieht so viele Teile wie erlaubt von Ferrari, um sich die Entwicklungsarbeit- und -kosten zu sparen. In der MotoGP sind zum Beispiel nicht nur die Bremsen im Großen und Ganzen einheitlich, sondern ab dieser Saison auch die Elektronik.