Der schwere Unfall von Carlos Sainz Junior während des 3. Trainings zum Russland Grand Prix ließ die Motorsportwelt den Atem anhalten. Nach dem heftigen Einschlag in Kurve 13 wurde der junge Spanier zunächst im Medical Centre untersucht und anschließend per Helikopter in ein nahe gelegenes Krankenhaus in Sochi geflogen. Gut zwei Stunden später die Entwarnung: Sainz ist bei Bewusstsein und hat sich beim Crash keine Brüche zugezogen.

Update: Am Samstagabend meldete sich Sainz zu Wort. Das Krankenhaus hat er, anders als ursprünglich geplant, verlassen. Offen ist weiter, ob er am Sonntag starten kann.

Sainz nach seiner Entlassung: "Mein Rücken und der Hals schmerzen ein bisschen wegen des Unfalls, aber ich bin total bereit. Hoffentlich wache ich morgen in guter Verfassung auf. Vielleichr kann ich versuchen, das Rennen zu fahren - das ist der Plan! Natürlich müssen wir vorsichtig sein. Ich war immer bei Bewusstsein. Als sich der Unfall ereignete, wollte ich per Funk mit dem Team sprechen, aber er funktionierte nicht. Das müssen furchteinflößende Momente gewesen sein..."

Das Qualifying zum Russland GP musste der Toro-Rosso-Pilot auslassen. Zunächst sah es nicht danach aus, als ob er am Sonntag beim Rennen an den Start gehen wird. "Wir müssen sehen, wie die Untersuchungen ausgehen. Das Auto ist bis morgen sicher herstellbar", sagte Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com.

Wenig später twitterte Sainz aus dem Krankenhaus: "Alles gut! Macht euch keine Sorgen! Ich denke schon darüber nach, wie ich die Ärzte davon überzeuge, morgen in der Startaufstellung zu sein." Die endgültige Freigabe für den Start muss der FIA-Arzt erteilen. Von den Stewards erhielt er inzwischen grünes Licht für den Start, obwohl er sich nicht qualifiziert hat.

Fakten zum Unfall von Carlos Sainz in Sochi

  • Carlos Sainz nach schwerem Unfall im Krankenhaus
  • Entwarnung nach Body-Scan: Keine Brüche oder Verletzungen
  • Sainz: "Alles gut! Macht euch keine Sorgen!"
  • Team bestätigt: Sainz verbringt Nacht im Sochi Hospital 4
  • Rennstart aktuell ungewiss: FIA-Arzt muss Freigabe erteilen
  • Sein Toro Rosso wird nach dem Crash aufgebaut
  • Marko bei Motorsport-Magazin.com: Fahrfehler möglich
  • Glock: "Für einen Fahrer eine der schlimmsten Situationen"

Startet Sainz am Sonntag?

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost machte kurz nach dem Unfall nur wenig Hoffnungen auf einen Rennstart des 21-Jährigen. Mit etwas Abstand klang er zuversichtlicher mit Blick auf den Sonntag: "Möglich. Wir bereiten gerade das Auto vor. Wenn er aus dem Krankenhaus kommt, müssen wir mit ihm sprechen, ob er sich in der richtigen Verfassung fühlt. Wir machen aber keinen Druck, denn wir müssen zu 100 Prozent sichergehen, dass er fit genug ist, um das Rennen zu fahren."

Während in Sochi das Qualifying begann, wurde Sainz noch im Krankenhaus untersucht. Wenige Minuten vor dem Beginn des Qualifyings sagte Tost, dass Sainz das Krankenhaus wohl in Kürze verlassen könne. Laut einem Statement von Toro Rosso eine halbe Stunde später hieß es jedoch, dass Sainz über Nacht im Krankenhaus bleibt. Im Sochi Hospital 4 wurde ein kompletter Bodyscan durchgeführt. "Der Scan zeigte, dass der Fahrer keine Verletzungen hat", hieß es im offiziellen Statement.

Aus dem Krankenzimmer hatte Papa Carlos Sainz zuvor eine erste via Twitter Entwarnung gegeben. "Gott sei Dank ist er ok", so der frühere Rallye-Weltmeister. "Es stehen weitere Tests an, aber ich bin jetzt viel glücklicher."

Der verunfallte Toro Rosso von Sainz, Foto: Sutton
Der verunfallte Toro Rosso von Sainz, Foto: Sutton

Stromversorgung zusammengebrochen

Aufatmen auch im Red-Bull-Lager, dass sich der eigene Schützling offenbar keine schlimmeren Verletzungen zugezogen hat. Kurz nach dem Unfall gab es zunächst keinen Kontakt am Funk, weil die Stromversorgung zusammengebrochen war. "Das Positive ist, dass wir wissen, dass er okay ist",so Motorsportberater Marko bei Motorsport-Magazin.com. " Er wird jetzt gründlich im lokalen Krankenhaus durchgecheckt. Es sind alle Bewegungsfunktionen da."

Inzwischen hat Toro Rosso den verunfallten Boliden wieder von der FIA zurückbekommen. Gründliche Untersuchungen sollen nun zeigen, wie es zum Unfall kommen konnte. Ein Fahrfehler ist zumindest nicht auszuschließen, wie Marko im Gespräch bestätigte. "Könnte sein, ja", sagte er. Und weiter: "Von den Telemetriedaten kann man sagen, dass er zuerst links vorne starkes Blockieren hatte und in der Folge die hinteren Räder blockierten. Aber was die Ursache war, können wir noch nicht sagen."

Das Auto wird nun gründlich untersucht, Foto: Sutton
Das Auto wird nun gründlich untersucht, Foto: Sutton

Glock: Eine der schlimmsten Situationen

Auch Tost wollte zunächst die Analyse abwarten. Laut Informationen der Ingenieure sei am Auto selbst kein Teil gebrochen, was zum Verlust der Kontrolle geführt haben könnte. Auf dem Weg in Kurve 13 berührte Sainz die linke Streckenbegrenzung und raste dann ungebremst unter die Streckenbegrenzung. Das Medical Team der FIA war sofort vor Ort. Die Streckenposten mussten zunächst die auf das Auto gestürzten Barrieren mithilfe zweier Bagger entfernen. Nachdem dies gelungen war, wurde Sainz vorsichtig aus dem Wrack seines Autos geborgen.

Der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock vermutete: "Beim Anbremsen hat er das Auto verloren. Vielleicht war die Bremsbalance zu weit hinten. Es vorne die Mauer ein bisschen berührt und dann vorne keine Bremskraft mehr. Dann bist du einfach Passagier. Das ist eine der schlimmsten Situationen, in denen du als Fahrer sein kannst. Wenn du da das Auto verlierst, und dann steht diese Wand vor dir – dann weißt du, dass es ein bisschen schmerzhaft werden kann."