Ein Raunen ging durch die Tribünen, als Sebastian Vettel seinen Ferrari im zweiten Freien Training in Monza auf Platz eins stellte. Hoffnung flackerte auf. Sollte vielleicht wirklich eine Chance bestehen, dass der vierfache Weltmeister in Italien seinen Ferrari auch im Rennen auf diese Position stellt und den Tifosi damit den ersten Ferrari-Heimsieg seit 2010 beschert?

Was viele der Fans auf den Tribünen nicht erkennen konnten: Vettel hatte auf seinen SF15-T bereits die weichen Reifen aufgezogen und damit seine Rundenzeit in den Asphalt gebrannt. Als die beiden Mercedes ebenfalls auf diese Reifen umstiegen, lag Vettel wieder mehr als sieben Zehntel hinter der Spitze. "Mercedes ist nicht weg, aber weit voraus. Wir wären natürlich lieber dran, aber so ist es eben jetzt", musste Vettel eingestehen.

Sebastian Vettel will die Tifosi in Monza glücklich machen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel will die Tifosi in Monza glücklich machen, Foto: Sutton

Vettel hadert mit dem Setup

In allen Interviews nach den Trainings wurde der Ferrari-Mann nicht müde zu betonen, dass es ein guter Tag gewesen sei - aber eben nicht perfekt. "Ich sehe beim Setup noch Potenzial", kündigte er an. Für das Qualifying rechnet der vierfache Weltmeister mit einer Steigerung im Vergleich zum Freitag, aktuell brauche es aber noch einige Anpassungen und Verbesserungen. "Wir hatten keine Probleme und kamen gut durch das Programm. Ich denke wir wissen, wo die Schwachstellen liegen und müssen schauen, dass wir für morgen an den richtigen Schrauben drehen, damit es ein bisschen vorangeht."

Ob die richtigen Schrauben nun erwischt werden oder nicht, Vettel warnte vor zu viel Euphorie bei den Fans. Er sieht die beiden Silberpfeile klar an der Spitze. "Man muss kein Hellseher sein, um zu sagen, dass sie am Wochenende vorne sein werden. Wenn sie nicht in der ersten Reihe stehen würden, wäre das eine Überraschung", prognostizierte der Ferrari-Mann, nicht, ohne sich erneut ein kleines Hintertürchen offen zu lassen. "Es wäre eher eine Überraschung, wenn sie dort nicht stehen würden - und wir mögen Überraschungen. Also werden wir unser Möglichstes geben, um die Dinge zu unseren Gunsten zu drehen."

Sebastian Vettel rechnet mit einem sehr engen Monza-Qualifying, Foto: Sutton
Sebastian Vettel rechnet mit einem sehr engen Monza-Qualifying, Foto: Sutton

Enges Qualifying wie in Spa

Zu Ferraris Gunsten wäre es bereits, sollten die Tifosi die zweite Startreihe in Rot bejubeln können. Zuletzt in Spa startete Vettel lediglich von Rang neun. Ein ähnlich enges Szenario wie im Qualifying zum Belgien GP, bei dem sich auf den Rängen drei bis neun fünf verschiedene Teams in weniger als 0,3 Sekunden aufhielten, könnte auch in Monza blühen. "Ich denke, alles was morgen hinter Mercedes passiert, wird wieder sehr eng umkämpft sein. Force India und Lotus scheinen stark hier", gab Vettel zu bedenken.

Umso wichtiger für den vierfachen Weltmeister, sich so weit vorne wie möglich zu platzieren. "Die ersten Kurve ist sehr eng, daher ist es einfacher, je weiter man vorne steht", fügte er hinzu. In Monza bestünden allerdings durch die langen Geraden durchaus Überholmöglichkeiten. "Idealerweise müssen wir im Rennen aber sehr wenige Autos überholen", scherzte Vettel, angesprochen auf seine Hoffnungen im Qualifying.