Die Weichen für die Formel-1-Saison 2016 werden gestellt, eine wichtige Rolle nimmt dabei weiterhin Renault ein. Kaufen sie Lotus? Ziehen sie sich zurück? Erst vor kurzem äußerte sich Alain Prost, der dem Konzern in beratender Funktion zur Seite steht, hinsichtlich der Zukunft der Franzosen. Der viermalige Weltmeister betonte, dass alles offen sei - vom kompletten Ausstieg bis hin zum Einstieg mit einem Werksteam. Als Objekt der Begierde wurde dabei das Lotus-Team genannt, das bis Ende 2010 bereits das Werksteam von Renault war.

In den Überlegungen keine Rolle mehr spielt wohl eine Übernahme des Toro-Rosso-Teams. Vor wenigen Monaten waren diese Gerüchte aufgekommen, als Teamchef Franz Tost erklärte, Mitarbeiter des Konzerns hätten das Werk in Faenza besucht. Doch seitdem hat sich wenig getan. "Die Verhandlungen liefen eine Weile, aber dann bekam ich immer mehr das Gefühl, dass Renault kein Interesse daran hatte, Toro Rosso zu kaufen", sagte Tost gegenüber Omnicorse.

Wie Motorsport.com erfahren haben will, geht die Tendenz wohl dennoch in Richtung Werkseinstieg, und zwar über Lotus. So soll in der Sommerpause nach dem Ungarn GP die endgültige Entscheidung getroffen und von CEO Carlos Ghosn zeitnah verkündet werden. Der entscheidende Faktor ist dabei die Generierung finanzieller Mittel, um das Engagement in der Formel 1 zu finanzieren. Dies soll vor allem über zwei Wege sichergestellt werden.

Preisgeld-Bonus und Sponsoren als Säulen

Der erste Punkt ist die Verteilung der Preisgelder. So will Renault ebenso wie Mercedes, Ferrari, McLaren, Red Bull und Williams einen Promi-Bonus für ihre Teilnahme bekommen. Die fünf Teams erhalten aufgrund ihrer historischen und sportlichen Bedeutung einen Bonus allein für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft. 2014 strich Ferrari allein dadurch 97 Millionen Euro ein, Red Bull bekam 74 Mio. Euro, Mercedes und McLaren durften sich über einen Bonus von 34 Mio. freuen und Williams bekam 10 Millionen. In diesen Kreis möchte auch Renault aufgenommen werden, die Verhandlungen mit dem Rechteinhaber CVC laufen am Rande des Ungarn GP, zudem wirbt Renault bei Red Bull und Mercedes um Zustimmung.

Bernie Ecclestone steht einer Einstufung Renaults als historisch-besonderes Team offen gegenüber. "Ja. Wenn sie Lotus übernehmen und exakt dasselbe machen wie Mercedes und Red Bull, wird es passieren", erklärt er gegenüber Autosport unumwunden. "Sie haben darüber gesprochen, Lotus zu übernehmen. Daher gibt es einen Weg, damit sie zurückkommen könnten und wir würden uns freuen, sie an Bord begrüßen zu können." Renault-Direktor Cyril Abiteboul erklärte: "Wir kennen den Sport gut genug, wir sind seit 38 Jahren Teil davon. Wir wissen, dass es ohne angemessene Finanzierung keine Geschichte, keine Leistung gibt."

Abgesehen vom Preisgeld möchte Renault ein möglichst attraktives Paket an Sponsoren gewinnen, was die finanziellen Belastungen durch den Einstieg in die Formel 1 abmildern soll. Wie Motorsport.com berichtet, soll dafür einerseits ein finanzstarker Fahrer gewonnen werden - genannt werden Pastor Maldonado, aktuell bei Lotus unter Vertrag und somit eine naheliegende Lösung, sowie Sergio Perez - andererseits soll der aktuelle Red-Bull-Titelsponsor Infiniti eine wichtige Rolle spielen. Infiniti gehört zur Nissan-Gruppe, an der wiederum Renault mit 43,5 Prozent beteiligt ist.

Optisch soll sich der Bolide wohl am Modell aus dem Jahr 2010 orientieren, Foto: Sutton
Optisch soll sich der Bolide wohl am Modell aus dem Jahr 2010 orientieren, Foto: Sutton

Zur Optik des zukünftigen Renault-Boliden gibt es ebenfalls erste Vermutungen. Das Auto soll in gelb-schwarz gehalten sein und damit etwa dem letzten Modell aus dem Jahr 2010 entsprechen. Der Schriftzug "Renault" soll dabei eine dominante Rolle einnehmen.