Zukunftssorgen sind etwas, das Sebastian Vettel momentan völlig fremd ist. Der Deutsche hat sich langfristig an Ferrari gebunden, um die Scuderia wieder in jene lichten Höhen zu führen, in denen sie sich ihrem Selbstverständnis nach sieht.

Ganz anders stellt sich hingegen die Situation um Vettels Teamkollegen Kimi Räikkönen dar. Die Zukunft des Finnen ist völlig ungewiss, nachdem er in den jüngsten Rennen alles andere als zu brillieren wusste. Italienische Medien sehen bereits Valtteri Bottas 2016 im roten Boliden sitzen, während es mit Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo zumindest zwei weitere potenzielle Kandidaten gibt, die Räikkönens Platz einnehmen könnten.

Geht es nach Vettel, sind all diese Spekulationen jedoch reichlich übertrieben. "Ich glaube, es wird sehr viel sehr schnell geschrieben und geredet. Wenn man zwei, drei Rennen hat, in denen es nicht so läuft - im einen macht man einen Fehler, im anderen ist was anderes -, dann steht man schnell in der Kritik", verteidigte er Räikkönen im Vorfeld des Großbritannien GP, der sich zuletzt in Kanada gedreht hatte und in Österreich mit Fernando Alonso crashte.

Räikkönen machte zuletzt nicht Werbung in eigener Sache, Foto: Sutton
Räikkönen machte zuletzt nicht Werbung in eigener Sache, Foto: Sutton

Das Blatt kann sich schnell wenden

Vettel weiß aus eigener Erfahrung, dass die Medien hart sein können, wenn es plötzlich nicht mehr wunschgemäß läuft. "Ich hatte vier fantastische Jahre und dann einen holprigen Start ins letzte Jahr und sofort wird der Spieß umgedreht", erinnerte er an seine letzte Saison in Diensten von Red Bull, in der er als amtierender Weltmeister ohne Sieg blieb. Allerdings könne sich das Blatt auch schnell wieder wenden - auch für Räikkönen. "Wenn er am Wochenende ein gutes Rennen hat, zum Beispiel eine super Vorstellung zeigt und das Rennen gewinnt, dann interessiert die Kritik der letzten Wochen keinen mehr", ist Vettel überzeugt.

Dass sich sein Teamkollege von all den kursierenden Gerüchten verrückt machen lässt, kann sich Vettel nicht vorstellen. "Als Fahrer ist man daran gewöhnt, wenn Dinge nicht so zusammenkommen, wie man möchte", hielt er fest. "Gerade jemand wie Kimi ist schon lange genug dabei, um ruhig zu bleiben - er ist sowieso sehr ruhig - und sich auf sich selbst zu konzentrieren. Ich denke, in zwei, drei Rennen kann das ganze schon wieder anders aussehen."

Geht es nach Vettel, sollte sein langjähriger Kumpel jedenfalls eine Vertragsverlängerung bekommen. "Es ist kein Geheimnis, dass ich gut mit ihm auskomme. Wir verstehen uns sehr gut, er ist sehr geradeaus und ehrlich und das ist eine Qualität, die ich sehr an ihm schätze. Die hat sich in den Jahren auch nicht verändert, deswegen wäre es gut, wenn wir zusammen weitermachen", lobte er den Finnen. Sollte sich Ferrari jedoch dazu entscheiden, einen neuen Fahrer zu engagieren, könnte Vettel auch damit leben. "Dann wird es jemand anders geben", zuckte er mit den Schultern.

Bekommt Räikkönen einen neuen Vertrag?, Foto: Sutton
Bekommt Räikkönen einen neuen Vertrag?, Foto: Sutton

Wunsch an die Teamführung

Nach acht Rennen liegt Vettel bereits 48 Punkte vor Räikkönen. Ein stattlicher Abstand, den der Deutsche aber etwas relativieren wollte. "Wenn man sich nur die reinen Ergebnisse anschaut, mag es klar erscheinen, aber es ist sehr eng zwischen uns", hielt er fest. "Es gibt Bereiche, wo ich im Vorteil bin und Bereiche, wo er im Vorteil ist."

Der vierfache Weltmeister genießt es sichtlich, sich die Garage mit dem Champion von 2007 zu teilen. "Es ist eine gute Herausforderung, ich kann viel von ihm lernen, er hat einen anderen Ansatz zu manchen Dingen", strich Vettel hervor, ehe er seinen Wunsch an die Ferrari-Chefetage rund um Teamchef Maurizio Arrivabene und Präsident Sergio Marchionne äußerte: "Es wäre schön, ihn auch nächstes Jahr im Team zu haben."

Ob sich dieser Wunsch erfüllt, wird sich womöglich bereits in der Sommerpause herausstellen, wenn die Scuderia über die Fahrerfrage für 2016 entscheiden will.