Mit welchen Gedanken blickst du auf Bahrain voraus?
Romain Grosjean: Es ist eine gute Strecke und ich freue mich, dorthin zurückzukehren. Ich freue mich besonders, dass wir in Bahrain nachts fahren können - mit einem schnellen und zuverlässigen Auto. Der Kurs macht wirklich Spaß und ich genieße es, dort Rennen zu fahren. Bei drei Starts in Bahrain war ich zwei Mal auf dem Podest. Das ist eine gute Bilanz und ich werde so viel Druck wie möglich machen, um 2015 für mich und das Team mehr Punkte einzufahren.

Was gefällt dir an der Strecke besonders?
Romain Grosjean: Auf dem Papier ist es jetzt nicht gerade der erstaunlichste Kurs, aber auf ihm zu fahren ist recht cool. Ich mag die lange Gerade und die darauffolgenden Haarnadel-Kurven. Oder den kurvigen Mittelsektor, der durch die wirkenden G-Kräfte interessant ist. Der Fahrer muss dort hinter dem Lenkrad wirklich viel arbeiten. Gleichzeitig gibt es genau dadurch im Debrief auch eine Menge zu besprechen. Wenn du die richtige Balance zwischen den unterschiedlichen Anforderungen des Kurses richtig hinbekommst, ist eine möglichst schnelle Runde die Belohnung.

Romain Grosjean freut sich auf Bahrain, Foto: Sutton
Romain Grosjean freut sich auf Bahrain, Foto: Sutton

Mittlerweile ist die neue Formel 1 schon im zweiten Jahr unterwegs. Zunächst warst du kein Fan der neuen Technik, wie sieht es nun aus?
Romain Grosjean: Es macht natürlich einen großen Unterschied, ein gutes Auto zu haben. Ich war nicht der glücklichste Fahrer, als der Wechsel von der vorherigen Generation zu den V6-Turbo-Hybrid-Motoren vollzogen wurde. Ich habe auch die Vermutung, dass es kein großes Geheimnis ist, dass auch das Auto aus dem Vorjahr nicht gerade mein Favorit war. In diesem Jahr bin ich deutlich glücklicher. Alles, was du als Fahrer willst, ist auf der Strecke das Maximum zu liefern. Mit dem aktuellen Paket ist das deutlich einfacher.

Macht es einen großen Unterschied, dass das Rennen in Bahrain nachts stattfindet?
Romain Grosjean: Es bedeutet einen späteren Start und der verschobene Zeitplan bedeutet, dass ich länger schlafen kann - das ist immer gut. Bezogen auf die Strecke gibt es natürlich einen Unterschied bei den Reifen. Die hohen Tagestemperaturen verursachten immer großen Abbau. In der Nacht sind die Temperaturen natürlich niedriger, was die Grip der Reifen und den Abbau beeinflusst. Vergangenes Jahr war es visuell ein aufregendes Event und ich denke, die Leute haben es sowohl als Zuschauer am Fernseher als auch an der Strecke genossen - zumal dort richtige Partystimmung herrschte.

Romain Grosjean sammelte in China erstmals seit Monaco 2014 wieder Punkte, Foto: Sutton
Romain Grosjean sammelte in China erstmals seit Monaco 2014 wieder Punkte, Foto: Sutton

Warum lief es in Bahrain bisher so gut für dich?
Romain Grosjean: Ich würde nicht sagen, dass es perfekt lief, aber wir haben dort in der Vergangenheit sicherlich gute Leistungen abgeliefert. Ich kannte die Strecke bereits vor meinen Formel-1-Zeiten und sie weist Charakteristiken auf, die mir gefallen: einige heftige Bremspunkte in Kurven hinein, einige gute Richtungswechsel, beispielsweise die Doppellinkskurve in der Mitte der Rennstrecke, und dazu ist die Strecke sehr flüssig. Mit dem E20 und dem E21 konnten wir uns hier durch die gute Balance und den guten Umgang mit den Reifen einen Vorteil erarbeiten. Mit dem E22 hatten wir - naja, sagen wir mal - eine etwas größere Herausforderung, aber der E23 ist auf jeden Fall ein großer Schritt in die Richtung, die wir erreichen wollen. Entsprechend hoffnungsvoll sind wir.

Romain Grosjean sieht großes Potenzial, Foto: Sutton
Romain Grosjean sieht großes Potenzial, Foto: Sutton

Wie frustrierend ist es, als Stammfahrer ein Freies Training zu verpassen? Wie nun in Bahrain wieder, da Jolyon Palmer fährt.
Romain Grosjean: Als Formel-1-Fahrer willst du jegliche Möglichkeit nutzen, ins Auto zu steigen. Entsprechend bin ich natürlich frustriert, wenn ich nicht im Auto sitze. Die Testmöglichkeiten sind so limitiert, dass ich es nachvollziehen kann, dass ich manchmal mein Auto abgeben muss. Abgesehen davon, habe ich damals selbst eine Chance im ersten Freien Training erhalten. Das macht es aber leider kein bisschen einfacher, während der laufenden Session in der Box zu stehen und im Auto sein zu wollen. Ich kann nicht warten, bis dann das zweite Freie Training endlich losgeht.

Wie würdest du selbst aktuell das Entwicklungs-Potenzial von dir und Lotus einstufen?
Romain Grosjean: Wir haben mit den Punkten nun unsere erste Einzahlung aufs Konto getätigt. Ich erwarte, dass es über die Saison stark anwachsen wird. Ich erwarte in Bahrain weitere Punkte und so sollte es im Verlauf der Saison weitergehen. Wir hatten in China das vierschnellste Auto, entsprechend muss Rang vier in der Herstellerwertung das Ziel sein. Die Saison ist lang, aber wir machen weiterhin Druck. Wir kommen jetzt langsam erst in Tritt mit der neuen Mercedes Power Unit. Entsprechend haben wir noch eine Menge Potenzial.