Grünes Licht für die Einführung des virtuellen Safety Cars: Nach erfolgreichen Testläufen an den letzten drei Rennwochenenden der Saison 2014 wird das innovative System ab dem kommenden Jahr fester Bestandteil des Regelwerks der Formel 1. Hierauf einigten sich die FIA sowie die Teams der Motorsport-Königsklasse. Im Anschluss an Jules Bianchis Horrorunfall in Suzuka folgten durch die Bank hinweg Aufschreie nach einer besseren Kontrollmöglichkeit der erlaubten Geschwindigkeit im Falle einfacher und doppelter Gelbphasen. Dem Gesuch der Teams wurde durch diesen Beschluss nun Rechnung getragen.

Bereits bei Freien Trainings zum drittletzten Saisonrennen in Austin war das virtuelle Safety Car erstmals zum Einsatz gekommen. Die Regelung sieht vor, dass die Piloten im Falle eines Unfalls ihr Tempo um 35 Prozent gegenüber einer normalen Rundenzeit bei trockenen Bedingungen drosseln müssen. Angezeigt wird das vorgegebene Speedlimit auf dem Display am Lenkrad, bei Verstößen drohen Strafen. Das System gibt für die gesamte Strecke eine fixe Geschwindigkeit vor. Im Idealfall kann so der Einsatz des reellen Safety Cars in Grenzfällen umgangen werden.

Durch die Einführung des virtuellen Safety Cars sollen Bern Mayländer einige Einsätze erspart bleiben, Foto: Sutton
Durch die Einführung des virtuellen Safety Cars sollen Bern Mayländer einige Einsätze erspart bleiben, Foto: Sutton

Erstes Feedback gemischt: FIA reagierte auf Klagen

Nachdem die Piloten zunächst Skepsis gegenüber des neuartigen Systems aufbrachten, zeigten sich FIA und Teams nun zufrieden, eine für alle Seiten passable Lösung erarbeitet zu haben. Noch bei den ersten Tests hatten die Fahrer geklagt, sich zu sehr auf die Vorgaben hinsichtlich der Deltazeit auf dem Display konzentrieren zu müssen - und das stets über die gesamte Runde hinweg. Die FIA reagierte auf das Feedback der Fahrer und erweiterte den Geschwindigkeitsmessbereich von 50 auf 200 Metern, zudem haben die Fahrer ab sofort 10 Sekunden Zeit auf das virtuelle Safety Car zu reagieren und die Geschwindigkeit zu reduzieren. Das Ende dieser Zeitspanne wird zudem per akustischem Signal angedeutet.

"Die Fahrer hatten zunächst Bedenken, dass es schwierig sein würde, in gewissen Situationen stets unter der dann erlaubten Maximalgeschwindigkeit zu bleiben", erklärte ein Sprecher der FIA. "Wo sie zuvor lediglich kurzzeitig sichtbar vom Gas gehen mussten, um nach dem Passieren der entsprechenden Stelle dann wieder Normalgeschwindigkeit zu fahren, muss die Geschwindigkeit nach der neuen Regel nun innerhalb der gesamten Runde stets unter einem Gewissen Level gehalten. Die Fahrer haben nach den Testläufen und ersten Anpassungen unsererseits nun entschieden, dass dies nicht so problematisch ist, wie gedacht."

Beim Grand Prix von Japan hätte das virtuelle Safety Car möglicherweise Schlimmeres verhindert, Foto: Sutton
Beim Grand Prix von Japan hätte das virtuelle Safety Car möglicherweise Schlimmeres verhindert, Foto: Sutton

Nach erfolgreichen Tests: Meinungsumschwung bei Piloten

Die Meinung der Piloten kehrte sich nach den erfolgreichen Tests eher sogar ins Gegenteil um, wie der Sprecher der FIA verlautbarte: "Die Piloten ließen sich von der Idee überzeugen, denn sie erkannten die Vorteile darin, konstant eine Geschwindigkeit zu fahren, gegenüber aus Rennspeed für einen kurzen Abschnitt vom Gas zu gehen, um dann wieder am Limit weiterzufahren." Auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung für den betroffenen Sektor war kurzzeitig angedacht, wurde von den Fahrern jedoch abgelehnt. "Die neue Regelung ist deutlich sicherer, und vor allem nach Bianchis tragischem Unglück wurde den Piloten einmal mehr die absolute Wichtigkeit der Sicherheit vor Augen geführt."

Um auf Nummer sicher zu gehen, will die FIA bei den Frühjahrestests zu Beginn der kommenden Saison noch einmal Probedurchgänge des neuen Systems absolvieren. An der Umsetzung des Beschlusses sollten diese jedoch nicht mehr wirklich viel ändern. "Die große Mehrheit ist mit dem aktuellen Beschluss sehr zufrieden. Wir sind mit den Teams am Rande des Saisonfinals in Abu Dhabi zusammengekommen und haben gemeinsam beschlossen, das virtuelle Safety Car für 2015 als festen Bestandteil des Reglements einzusetzen. Wir haben bereits ein neues Regelwerk vorgelegt, das angenommen wurde und nur noch einmal der finalen Abstimmung der Teams bedarf. Ich sehe da aber keinerlei Schwierigkeiten", erklärte der Sprecher der FIA.