1. S wie Startaufstellung

Knappe vier Zehntel brummte Nico Rosberg seinem WM-Rivalen im Qualifying von Abu Dhabi auf und schnappte sich damit seine elfte Saisonpole. Rund lief es aber auch bei Rosberg nicht. Erst im letzten Qualifying-Segment passte der Rhythmus und die vier Zehntel Vorsprung kamen fast wie von allein. In Q2 hingegen wieder die Krux der Knöpfe. Auf seiner schnellen Runde erwischte er die falsche Reihenfolge. Das war der Grund für seinen Ausrutscher in Kurve acht. "Ich habe nicht zu spät gebremst, sondern nur den falschen Knopf gedrückt."

Gewonnen ist mit dieser Pole Position für Rosberg aber in doppelter Hinsicht noch lange nichts. In Abu Dhabi bedeutete Startplatz eins nur drei Mal auch die Führung nach der ersten Runde. Das gelang Lewis Hamilton 2009 und 2012 sowie Sebastian Vettel 2010. In allen anderen Fällen schnappte sich der Zweitplatzierte der Startaufstellung schon in der ersten Runde die Spitzenposition. Das Rennen letztlich aus der Pole Position gewonnen hat aber ausschließlich Vettel 2010, alle anderen Polesetter hatten das Nachsehen.

2. S wie Sticheleien

Nico Rosberg und Lewis Hamilton sticheln gegenseitig, Foto: Mercedes AMG
Nico Rosberg und Lewis Hamilton sticheln gegenseitig, Foto: Mercedes AMG

Speziell Nico Rosberg kann seit Brasilien nicht genug davon bekommen, auf Hamiltons Fehlern herumzureiten. Eine andere Hoffnung als eine Wiederholung bleibt dem Deutschen wohl auch nicht, will er seinen ersten WM-Titel holen. "Lewis hat heute ein bisschen Nerven gezeigt", stichelte Rosberg und fügte gegenüber Motorsport-Magazin.com hinzu. "Ich muss schauen, wie ich Druck auf ihn ausüben oder ihn hochhalten kann, um ihn vielleicht in den ein oder anderen Fehler zu treiben."

Hamilton allerdings kontert, dass das eben Rosbergs Art sei, mit der Situation umzugehen. Er selbst mache sich keine Sorgen bezüglich Fehler, schließlich seien ihm in dieser Saison nur wenige unterlaufen. Dazu schickte er noch einen Seitenhieb in Richtung Rosberg zu dessen Aussagen: "Ich achte nicht wirklich darauf. Aber heute denke ich tatsächlich, wenn ich irgendwelche Fehler gemacht habe, dann genauso viele wie er."

3. S wie Standfestigkeit

Probleme mit der Standfestigkeit sollten nicht die WM entscheiden, Foto: Sutton
Probleme mit der Standfestigkeit sollten nicht die WM entscheiden, Foto: Sutton

Ganz egal, ob Lewis Hamilton oder Nico Rosberg Weltmeister wird: Im Mercedes-Lager fürchtet man nichts mehr als einen Defekt, der den Titelkampf zugunsten eines Fahrers entscheidet. Bereits mehrfach in dieser Saison hatten die Silberpfeil-Piloten mit technischen Gebrechen zu kämpfen, wobei es Hamilton öfter als Rosberg traf. Seit dem Singapur GP gab es zwar keine Probleme mehr zu vermelden, doch die Saison ist bereits weit fortgeschritten und gerade was die Power Units betrifft, gibt es nicht mehr viele frische Komponenten.

"Toto Wolff, Technikchef Paddy Lowe und ich haben alles Menschen mögliche getan, um für beide Fahrer die gleichen Bedingungen zu schaffen, damit keine technischen Probleme das Rennen mitentscheiden können", versicherte Niki Lauda. "Bei jedem Teil am Auto und am Motor wurden die Laufzeiten verkürzt. Überall, wo wir das durften, haben wir jüngere Bauteile eingebaut. Wenn es trotzdem einen technischen Defekt geben sollte, dann konnte man den im Vorfeld nicht verhindern."

4. S wie Schützenhilfe

Das Traumszenario für Nico Rosberg: Valtteri Bottas vor Lewis Hamilton, Foto: Sutton
Das Traumszenario für Nico Rosberg: Valtteri Bottas vor Lewis Hamilton, Foto: Sutton

Nico Rosberg will Weltmeister werden. Das hat der Mercedes-Mann aber nicht in seiner Hand. Er kann maximal gewinnen und hoffen, dass Teamkollege Lewis Hamilton nicht Zweiter wird. Aber wie stellt man das nur am besten an? Genau: Mindestens ein Williams muss sich zwischen ihn und den Briten mogeln und Schützenhilfe leisten.

Wie dieses Traumszenario aussieht, hat sich Rosberg auch schon genau überlegt. "Valtteri muss einen guten Start haben, denn es ist megaschwer, hier zu überholen - vor allem einen Williams", erklärte Rosberg. "Ich habe es selbst versucht und bin im Training einem Ferrari hinterhergefahren. Der ist langsamer als ein Williams und selbst da kam ich nicht vorbei." Auf Schützenhilfe von Felipe Massa kann Rosberg hingegen nicht hoffen. Der Brasilianer sagte kürzlich, er werde niemandem helfen, schließlich wurde ihm 2008 auch nicht geholfen.

5. S wie Spa-Rivival

Spa darf sich aus Mercedes-Sicht auf keinen Fall wiederholen, Foto: Sutton
Spa darf sich aus Mercedes-Sicht auf keinen Fall wiederholen, Foto: Sutton

In der abgelaufenen Saison lieferten uns die Mercedes-Piloten das ein oder andere spannende Duell - unvergessen natürlich der rundenlange Kampf in Bahrain. Unvergessen allerdings auch der Kampf in Spa, obwohl er nur eine Runde dauerte und Hamilton mit aufgeschlitztem Reifen an die Box abbiegen musste. Motorsport-Magazin.com hakte bei Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach, ob sich ein derartiges Szenario wiederholen könnte.

"Es wird am Sonntag ein hartes Rennen, aber es wird nicht so weit gehen, dass sie sich gegenseitig ins Auto fahren - zumal beide viel zu verlieren haben", prognostizierte Wolff. Selbst im Falle der Führung von Hamilton könnte Rosberg keinen Ausfall seines Teamkollegen bewusst herbeiführen. "Es müsste eine Kollision geben, aus der Nico besser herauskommt als Lewis. Es ist aber unmöglich, das mit einem Formel-1-Auto zu steuern - das ist selbst für die besten Fahrer der Welt nicht planbar."

6. S wie Siegesfeier

Die Mercedes WM-Feier wird auf jeden Fall gedämpfter ausfallen, Foto: Mercedes AMG
Die Mercedes WM-Feier wird auf jeden Fall gedämpfter ausfallen, Foto: Mercedes AMG

Abu Dhabi wird am Sonntag Schauplatz großer Emotionen sein - sowohl positiver als auch negativer Natur. Während ein Pilot im Champagner badet und den Weltmeistertitel ausgiebig feiert, wird sich der andere wie ein Häufchen Elend fühlen und sich am liebsten in seinem Hotelzimmer verkriechen wollen. Bei Mercedes ist man sich dieser kniffligen Situation durchaus bewusst und sah deshalb aus Respekt vor dem Unterlegenen davon ab, Weltmeister-T-Shirts anfertigen zu lassen.

"Es wird ein großartiger Tag für einen der Fahrer und ein sehr schwieriger Tag für den anderen", weiß Motorsportchef Toto Wolff. "Als Team müssen wir neutral bleiben und es gibt einen Plan, wie wir mit dieser Situation umgehen wollen. Sie sind wertvolle Mitglieder des Teams, wir werden mit ihnen im nächsten Jahr weiterzusammenarbeiten und während wir einen ehren und als Weltmeister feiern werden, muss man respektieren, dass es für den anderen ein sehr schwieriger Tag in seinem Leben wird."

Trotzdem ist damit zu rechnen, dass es eine ausgelassene WM-Party geben wird, schon beim Gewinn des Konstrukteurs-Titels ließ Mercedes die Puppen tanzen. Auch Niki Lauda wird mitmischen, der Österreicher fliegt erst am Montag zurück in die Heimat, was für ihn höchst ungewöhnlich ist. Nur eine wird fehlen: Lewis Hamiltons Freundin Nicole Scherzinger glänzt mit Abwesenheit und drückt nur vor dem Fernseher die Daumen.

7. S wie Schlaf und Wellness

Lewis Hamilton hat keine Schlafprobleme, Foto: Sutton
Lewis Hamilton hat keine Schlafprobleme, Foto: Sutton

Schlaf, Wellness und ein Formel-1-Finale passen nicht zusammen? Das sehen die Protagonisten aber anders! Hamilton macht sich jedenfalls keine Sorgen, dass er am Sonntag mit Augenringen nach einer schlaflosen und sorgenvollen Nacht in seinen Mercedes steigt. "Ich habe da keine Probleme. Wenn ich an 2007 oder 2008 zurückdenke, habe ich immer geschlafen wie ein Baby - und das werde ich auch heute Nacht", gab sich Hamilton vollkommen entspannt."

Schlafen wie ein Baby wird heute Nacht wohl auch Valtteri Bottas - zumindest wenn Nico Rosberg Wort hält. In der Hoffnung auf besagte Schützenhilfe gab es ein ganz spezielles Angebot von Rosberg. "Ich habe Valtteri schon angeboten, ihm heute Abend ein tolles Wellness-Programm zu bezahlen, damit er morgen komplett entspannt ist und eine großartige Performance zeigen kann..." Rosberg muss nur aufpassen, dass der tiefenentspannte Williams-Mann im Rennen dann nicht auch mit ihm kurzen Prozess macht.