Wer ist der größere Pechvogel? - Defekt-Vergleich: Rosberg vs. Hamilton

In Abu Dhabi geht es zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton um nicht weniger als den Weltmeistertitel 2014. Die oberste Prämisse für Mercedes ist klar. "Es liegt an uns, sicherzustellen, dass dieses faszinierende Jahr ein passendes Ende findet. Wir müssen Lewis und Nico die Basis geben, damit sie den Titel auf der Strecke unter sich ausmachen können", mahnt Motorsportchef Toto Wolff. Es darf einfach keine Defekte mehr geben. Zu oft hat die Technik das Duell bei den Silberpfeilen beeinflusst. Doch welcher der beiden Piloten litt mehr unter der Technik? Motorsport-Magazin.com macht den großen Technik-Defekt-Check.

Australien: Hamiltons Horror-Auftakt

Dass Mercedes dominieren würde, ist nach den Wintertestfahrten allen klar. Die einzige Unbekannte ist die Zuverlässigkeit. Es dauert nicht lange und Lewis Hamilton weiß ein Lied davon zu singen. Von Pole Position gestartet wird der Brite gleich durchgereicht. "Mein Start hat sich schon nicht toll angefühlt, ich hatte beim Wegfahren weniger Leistung als normal. Es war sofort offensichtlich, dass etwas nicht in Ordnung war", resümiert ein enttäuschter Hamilton später. Der Motor lief nur auf fünf Zylindern, weshalb der Brite in Runde zwei aufgeben musste.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 25 - Rosberg 0

China: Rosberg hadert mit der Elektronik

Im Qualifying hat Rosberg einmal mehr im Regen Probleme. Dazu zeigt ihm sein Lenkrad eine falsche Delta-Zeit an, weshalb er zu hohes Risiko geht und sich dreht. Das Resultat ist Startplatz vier. Am Start dann das nächste Problem: die Telemetrie fällt aus. Rosbergs Kupplung ist komplett falsch eingestellt, er erwischt einen schlechten Start, kollidiert in T1 leicht mit Bottas. Am Ende kann sich Rosberg noch auf Platz zwei Retten.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 0 - Rosberg 7

Kanada: Doppelter MGU-K-GAU

Lewis Hamilton und Nico Rosberg tragen an der Spitze ungestört ihr Duell aus. Rosberg führt, Hamilton liegt dicht hinter seinem Teamkollegen. Kurz nach Halbzeit dann der Schock: Ein das MGU-K-Steuergerät überhitzt, lässt sich auch abgekühlt nicht resetten. Neben den 160 Zusatz-PS fehlt den Silberpfeilen auch Bremsleistung auf der Hinterachse. Während Rosberg den havarierten Mercedes auf Platz zwei ins Ziel schleppen kann, muss Hamilton wegen eines Bremsdefekts aufgeben.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 25 - Rosberg 7

Großbritannien: Rosberg strandet in Führung liegend

Heimrennen für Hamilton, der Brite patzt im Qualifying. Rosberg nutzt seine Chance, führt das Rennen an. Weil beide auf unterschiedlichen Strategien sind, lässt sich schwer sagen, wer die Nase eigentlich vorne hat. In Runde 20 beginnen Rosbergs Probleme mit dem Getriebe. "Es wurde schlimmer und schlimmer. Ich habe versucht, in den Sicherheitsmodus zu kommen, Lewis vorbeizulassen und einfach nur durchzukommen", erzählt Rosberg später. Der Plan geht nicht auf, Rosberg muss sein Auto in Führung liegend abstellen.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 0 - Rosberg 25

Deutschland: Hamiltons Qualifying-Fluch Teil 1

Nach den selbstverschuldeten Qualifying-Pannen in Österreich und Großbritannien nimmt Hamiltons Quali-Fluch in Deutschland weiter seinen Lauf. Im Q1 fliegt der Brite in der Sachs-Kurve ab und schlägt heftig in die Reifenstapel ein. Eine defekte Bremsscheibe ist für den Abflug verantwortlich. Hamilton muss von Platz 20 starten, betreibt mit Platz drei im Rennen Schadensbegrenzung.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 10 - Rosberg 0

Ungarn: Hamiltons Qualifying-Fluch Teil 2

Und wieder erwischt es Hamilton im Qualifying, wieder im Q1. Sein Silberpfeil fängt spektakulär Feuer und brennt am Boxeneingang fast komplett ab. Für das Rennen muss fast die komplette Power Unit getauscht werden, die eingebauten Elemente nehmen Schaden. Von Startplatz 22 geht es bis auf Platz drei nach vorne, so dass er Rosberg sogar noch Punkte abnimmt. Dennoch: Ohne technischen Defekt wäre ein Sieg möglich gewesen.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 10 - Rosberg 0

Belgien und USA: Verglaste Bremsen

Zweimal hat Hamilton mit verglasten Bremsen im Qualifying zu kämpfen, zweimal stellt er den Silberpfeil auf Startplatz zwei. Das Rennen in den USA gewinnt er letztendlich, in Belgien ist die Sache komplizierter: Er überholt am Start Rosberg, der ihm aber weniger später den linken Hinterreifen aufschlitzt. Hamiltons F1 W05 Hybrid wird schwerer beschädigt, als zunächst angenommen, er muss später aufgeben. Ein technischer Defekt im eigentlichen Sinne ist es also nicht. Wäre die ganze Situation ohne verglaste Bremsen im Qualifying gar nicht erst entstanden? Sehr spekulativ.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 0 - Rosberg 0

Italien: Hamilton stärker als die Technik

Hamilton startet von der Pole, kann P1 aber nicht bis zur ersten Kurve verteidigen. Im Gegenteil: Beim Sprint zur ersten Schikane verliert er gleich drei Plätze. Schuld ist die Elektronik. Der Startmodus lässt sich nicht einlegen, wieso Hamilton alles von Hand machen muss. Er kämpft sich aber zurück, drängt Rosberg in einen Fehler und gewinnt noch.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 0 - Rosberg 0

Singapur: Rosbergs Alptraum

Schon auf dem Weg in die Startaufstellung kündigt sich das Drama an. Rosberg kann nicht richtig schalten, die Funktionen an seinem Lenkrad funktionieren nicht. Ein Lenkradtausch bringt nichts, weil der Defekt in der Lenksäule liegt. Eine Flüssigkeit, die zwischen den Rennen Schäden am Bauteil entdecken soll, wurde nicht richtig entfernt und sorgt für den Defekt. Rosberg muss nach wenigen Runden aufgeben, weil er nach dem Boxenstopp nicht mehr losfahren kann.

Mögliche verlorene Punkte: Hamilton 0 - Rosberg 25

Fazit: Lewis Hamilton hat nach unserer Rechnung 70 mögliche Punkte durch technische Defekte verloren, Nico Rosberg 64. Natürlich sind derlei Rechnungen spekulativ, am Ende geben sie aber doch eine gute Idee, wie es ohne technische Defekte aussehen könnte. Nicht eingerechnet sind natürlich die Punkte, die der andere Pilot verloren hätte, hätte der vom Defekt heimgesuchte Pilot die bestmögliche Platzierung geholt.