Lewis Hamilton oder Nico Rosberg - das WM-Finale in Abu Dhabi verspricht schon jetzt ein Klassiker zu werden. Egal, was sonst im letzten Rennen des Jahres passiert, alle Augen werden nur auf die beiden Mercedes-Piloten gerichtet sein. Motorsport-Magazin.com hat sich vor dem Showdown im Fahrerlager umgehört: Wem gönnt die Konkurrenz den Titelsieg mehr? "Es ist mir egal, ob Lewis oder Nico gewinnt. Aber Lewis verdient es ein bisschen mehr", sagte etwa Felipe Massa. "Er hat mehr Rennen gewonnen. Vielleicht ist er eine bessere Meisterschaft gefahren."

Der Williams-Pilot kennt das direkte WM-Duell gegen Hamilton bestens. 2008 scheiterte Massa denkbar knapp und verlor den Titel in letzter Sekunde. Massa gewann damals zwar das entscheidende Rennen in Brasilien, doch am Ende reichte es nicht. Rosberg ist an diesem Sonntag mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Er muss gewinnen und hoffen, dass Hamilton maximal Dritter wird. "Aus psychologischer Sicht hat er weniger Druck als Lewis", stellte Massa mit Blick auf Rosberg fest. "Er darf keine Angst vor dem Rennen haben, sonst kostet ihn das vielleicht ein paar Zehntel."

Riesenandrang auf Nico Rosberg in Abu Dhabi, Foto: Sutton
Riesenandrang auf Nico Rosberg in Abu Dhabi, Foto: Sutton

Gewinnen und das Beste hoffen

Die allgemeine Ansage ist ziemlich klar: Rosberg muss siegen, alles andere liegt eben nicht in seiner Macht. 17 Punkte trennen die beiden Silberpfeile nach 18 von 19 Saisonrennen. Kimi Räikkönen war 2007 ebenfalls im Hintertreffen, sicherte sich im Duell gegen Hamilton und Fernando Alonso aber sensationell die Weltmeisterschaft. "Damals lag ich hinten. Du kannst also nichts anderes machen als gewinnen und das Beste hoffen", sagte der Finne. "In den vergangenen Jahren ging es recht häufig bis zum letzten Rennen. Das sorgt für mehr Spannung, denn wie wir in der Vergangenheit gesehen haben, können eine Menge Dinge passieren."

Kleiner Hoffnungsschimmer für Rosberg: Hamilton wird sich wohl kaum damit zufrieden geben, nur auf Ergebnis zu fahren. Nicht weniger als der Sieg soll es sein, um seinen zweiten WM-Titel zu feiern. Das deutet zumindest eine gewisse Risikobereitschaft an, die auch schief gehen könnte. "Ich kenne ihn", meinte Jenson Button. "Er wird nicht auf einen zweiten Platz fahren, sondern auf Angriff. Er will gewinnen, aber manchmal muss man das Gesamtbild im Auge behalten."

Die Titelanwärter geben sich vor dem Showdown gelassen, Foto: Sutton
Die Titelanwärter geben sich vor dem Showdown gelassen, Foto: Sutton

Hamilton hat mehr zu verlieren

2008 gingen McLaren und Hamilton in Interlagos recht konservativ zu Werke. Die Strategie hätte sich beinahe gerächt. Ein solches Szenario sollte sich angesichts der Mercedes-Überlegenheit allerdings nicht wiederholen. Ausruhen kann sich Hamilton trotzdem nicht, gerade Williams zeigte zuletzt starke Leistungen und könnte eine Rolle beim Kampf um die vorderen Plätze spielen. "Keiner der beiden kann sich ausruhen", bestätigte Adrian Sutil. "Nico muss angreifen, Lewis aber auch. Vielleicht hat Lewis mehr zu verlieren, aber die Chancen sind bei ihm höher. Ich denke, dass beide angespannt sind."

Triumphiert Hamilton auch in Abu Dhabi, wäre es sein elfter Saisonsieg. Teamkollege Rosberg stand dieses Jahr fünf Mal ganz oben auf dem Podest. "Beide waren großartig, aber Lewis hat mehr Siege und hatte mehr Pech. Er verdient es also, vorn zu sein. Aber beide wären würdige Champions", fand Daniel Ricciardo. Sergio Perez stimmte in den Kanon ein: "Lewis hatte viel Pech und dadurch unnötig Punkte verloren. Er sollte Champion werden und wäre ein großartiger Weltmeister. Das gilt aber auch für Nico, weil er konstant, schnell und immer oben dabei war."