Das Rennwochenende in Brasilien startete mit der gewohnten Dominanz der Silberpfeile. Doch nicht der WM-Führende Lewis Hamilton, der die letzten sechs Rennen allesamt gewann, hatte auf dem Autódromo José Carlos Pace die Nase vorne, sondern Nico Rosberg verbuchte in beiden Trainingssitzungen die Bestzeit. Der Deutsche muss auf seinen Mercedes-Teamkollegen in den beiden ausstehenden Rennen 24 Punkte gutmachen, will er sich doch noch zum Champion krönen.

So heiß wie nie zuvor

"Heute war ein normaler Tag. Das Ungewöhnliche war, dass der Asphalt auf dieser Strecke komplett anders als im letzten Jahr ist", sagte Rosberg, der Hamilton jeweils rund zwei Zehntel abnahm. Der frisch verlegte Streckenbelag, der deutlich glatter als in der Vergangenheit ist, führte dazu, dass der Deutsche zunächst massives Untersteuern hatte, welches aber durch eine Anpassung des Setups behoben werden konnte. "Wir haben den Wagen vorne weich und hinten viel härter abgestimmt", schilderte er. "Das hat funktioniert und sich ziemlich komfortabel angefühlt."

Der neue Asphalt hatte ebenfalls zur Folge, dass sich die Piste enorm erhitzte. "Ich habe noch nie so heiße Asphalttemperaturen erlebt wie auf dieser Strecke", sagte Rosberg. "Durch die hohen Temperaturen und den neuen Asphalt kam es zu Blasenbildung an den Reifen. Das war etwas beunruhigend." Aufgrund des erwarteten Wetterumschwungs werden die Pneus im weiteren Verlauf des Wochenendes allerdings keine entscheidende Rolle spielen, vermutete der 29-Jährige. Hinsichtlich des Qualifyings meinte er: "Es dürfte ein großartiges Duell werden."

Hamilton sieht Luft nach oben

Hamilton ließ sich von der Trainingsniederlage nicht aus der Ruhe bringen. "Das Auto fühlte sich heute gut an. Aber wir können noch ein paar Verbesserungen vornehmen. Heute habe ich einfach keine Runde zusammenbekommen. Das ist jedoch kein großes Problem. Dafür ist das Training ja da", betonte der Brite. Wegen der zahlreichen roten Flaggen hatte Hamilton nur eingeschränkte Möglichkeiten, Longruns zu fahren, sodass er mit Blickrichtung auf das Rennen vorsichtig blieb. "Ich bin mir nicht ganz sicher, wie viele Runden die Reifen halten werden."

Ein Vergleich zwischen den Reifen der Generationen 2013 und 2014 fiel dem WM-Leader schwer. "Im letzten Jahr sind wir erst im Rennen im Trockenen gefahren", erinnerte er. Unter dem Strich war Hamilton mit der überarbeiteten Strecke jedoch zufrieden. "Sie ist schön glatt und die Haftung ist ebenfalls gut", meinte er. "Es ist jedes Mal anders hier und man weiß nie, wie das Wetter aussehen wird. Aber dadurch ist dies so ein aufregendes Rennen."

Hamilton hat noch Nachholbedarf, Foto: Sutton
Hamilton hat noch Nachholbedarf, Foto: Sutton

Wolff lobt die Veranstalter

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zog nach dem Auftakt in Brasilien ein zufriedenes Resümee. "Mit Blick auf die Performance sah es nach einem normalen Tag aus. Nico und Lewis fuhren in beiden Sessions die schnellsten Zeiten", bilanzierte der Österreicher. "Die Temperaturen waren jedoch viel höher, als wir sie für den Rest des Wochenendes erwarten. Jetzt müssen wir richtig vorhersagen, in welche Richtung wir das Setup entwickeln müssen."

Ein Kompliment sprach Wolff den Verantwortlichen für ihre Arbeit an der neuen Streckenoberfläche aus. "Wir haben gutes Feedback dazu erhalten. Ebenso verhält es sich mit der Boxeneinfahrt, die jetzt sicherer ist, und dem höheren Grip-Niveau", sagte er. "Dadurch sind die Rundenzeiten auf ein Niveau gesunken, das wir seit einigen Jahren hier nicht mehr gesehen haben."