Seit dem Deutschland GP hat Nico Rosberg kein Rennen mehr gewinnen können. Vor dem US GP liegt der Deutsche 17 Punkte hinter seinem Teamkollegen. Läuft alles erwartungsgemäß, muss Rosberg die letzten drei Rennen gewinnen, um Weltmeister zu werden. Gewinnt Lewis Hamilton noch ein Rennen und wird bei den anderen beiden jeweils Zweiter, ist der Brite Weltmeister - trotz doppelter Punkte beim Saisonfinale in Abu Dhabi.

Rosberg ist teils durch eigenes Verschulden, teils durch Pech in diese Lage gekommen. Zuletzt hat er in Sochi schon in der ersten Kurve alle Siegchancen verspielt. "Natürlich habe ich mich nach dem Rennen sehr geärgert", gibt Rosberg zu. "Das kann ich jedoch schnell abhaken. Es geht immer weiter", rudert er aber schnell wieder zurück.

Beim letzten Rennen in Sochi konnte Mercedes den Sack beim Konstrukteurstitel endgültig zumachen. "Natürlich ändert es sich ein bisschen, weil die Konstrukteursweltmeisterschaft entschieden ist", gibt Rosberg zu. Ob zwischen den Mercedes-Piloten nun mit noch härteren Bandagen gekämpft wird? "Es ändert sich nicht viel, weil es immer Maximum Attack war", schränkt der 29-Jährige schnell ein.

Angst davor, im Endspurt um den Titel zu verkrampfen, hat Rosberg nicht. "Ich blicke nicht zurück. Stattdessen lebe ich im Hier und Jetzt. Ich freue mich auf die letzten drei Rennen. Ich wusste nicht, wie sich die Schlussphase des WM-Kampfes anfühlen würde. Aber das überwiegende Gefühl ist, dass ich den Moment genieße."

Mercedes langfristig vorne

Für Rosberg wäre es der erste Weltmeistertitel, Teamkollege Hamilton hat bereits einen Titel aus dem Jahr 2008 auf seinem Konto. Ob sich der Jäger deshalb besonders unter Druck gesetzt fühlt, diese vielleicht einmalige Chance in seinem Leben nutzen zu müssen? "Überhaupt nicht", widerspricht er vehement. "Ich weiß, dass ich mit diesem Team jahrelang Erfolg haben kann. Daran glaube ich voller Überzeugung. Ich sehe diese Saison nicht als meine einzige Chance an." Druck verspürt er trotzdem: "Ich mache ich mir natürlich schon selbst Erfolgsdruck. Ich möchte gewinnen. Die Chance dazu ist vorhanden."

Rosberg steht mit seiner Meinung nicht alleine da. "Das wird, glaube ich, schwierig werden", sagte der ehemalige Mercedes Motorsportchef Norbert Haug über eine Aufholjagd der Mercedes-Konkurrenz in der kommenden Saison. "Mercedes startet auf einem höheren Niveau in die neue Saison, das Reglement bleibt weitestgehend unverändert, und man wird statt langem Schulterklopfen nur kurz Durchatmen und dann wieder angreifen wie in der Saison 2014, um beide WM-Titel zu verteidigen", so Haug im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com.

Doppelte Punkte doch nicht so doof

Ein Faktor, der Nico Rosberg aber durchaus noch entgegenkommen könnte, sind die doppelten Punkte in Abu Dhabi. Während Lewis Hamilton schon unmissverständlich klar machte, was er davon halten würde, die Weltmeisterschaft nur wegen der doppelten Punkte zu verlieren - "es wäre scheiße" -, findet Nico Rosberg die Kritik an der Regelung zu hart.

Abu Dhabi fällt in dieser Saison doppelt ins Gewicht, Foto: Sutton
Abu Dhabi fällt in dieser Saison doppelt ins Gewicht, Foto: Sutton

Zwar ist der Wiesbadener auch kein großer Fan davon, generell seien aber derlei Überlegungen nicht verkehrt. "Die NASCAR fährt das gesamte Jahr. Dann wird alles auf null gesetzt und acht Fahrer kommen weiter. Davon kommen wieder vier weiter. Ein bisschen so machen wir es jetzt auch in der Formel 1 - mehr oder weniger", zog er einen anschaulichen Vergleich zum Chase in der NASCAR Series.

"Es ist minimal das, was die NASCAR macht. Es gibt also ein paar andere Sportarten, die so etwas erfolgreich umsetzen, um die Spannung zu erhalten. Man muss immer schauen, was der beste Weg ist", so Rosberg weiter. Die letzten Jahre mit der totalen Vettel-Dominanz und vorzeitigen Titelentscheidungen hätten aber gezeigt, wie es nicht laufen darf. "Das ist schlechter, als die Punkte künstlich so zu vergeben, dass es bis zum Ende spannend bleibt."