Mercedes fühlt sich nach dem Gewinn des Konstrukteurstitels nicht nur mit Glückwünschen überhäuft. Vielmehr hat Motorsportchef Toto Wolff das Gefühl, dass die Konkurrenz dafür sorgen möchte, dass es die vorerst letzten Feierlichkeiten dieser Art bleiben. "Wir haben gerade erst eine Meisterschaft gewonnen und schon werden wir mit mehreren Tsunamis konfrontiert, die uns von allen Seiten treffen, damit die Ordnung wiederhergestellt wird. Das ist es, was uns die Geschichte mit McLaren, Ferrari und Red Bull zeigt", sagte Wolff.

Worauf er vor allem anspielt ist die Debatte um den sogenannten 'engine unfreeze', also die Lockerung der Regularien, die die Einfrierung des technischen Stands der Motoren betreffen. Ferrari und Renault haben aufgrund ihres Rückstands auf Mercedes guten Grund, auf eine Lockerung zu drängen. Ebenso Honda, sollte die Power Unit nicht auf Anhieb so funktionieren wie geplant. Der Gedanke hinter dem Ganzen ist - so sieht es Mercedes - eine weitere Dominanz der Triebwerke aus Brixworth zu verhindern.

Wolff sieht sich als 'bad boy' ingestellt, da er und Mercedes dagegen sind, den Entwicklungsstopp aufzuheben. "Aber vielleicht ist das der Preis, den man zahlen muss, wenn man gewinnt." Es sei wie bei Red Bull - irgendwann kehre sich alles gegen einen. "Wir wollen fair sein und die Regeln respektieren. Es gibt eine Steuerung und Regeln und es gibt nichts anderes, dem wir folgen wollen."

Wolff hatte bereits am Samstag in Russland betont, dass es Mercedes um Stabilität im Reglement und die Kostenfrage geht. "Es gibt Regeln und Abläufe, damit wir keine überhasteten Entscheidungen treffen, die zu einer Destabilisierung führen könnten. Ich bin fest davon überzeugt, dass man die Regeln im Oktober nicht ändern kann, nur weil sie einem nicht passen", hatte er erklärt und in Frage gestellt, wie Ferrari zu dem Schluss kam, dass eine Aufhebung des Entwicklungsstopps keine zusätzlichen Kosten bedeuten würde. "Vielleicht sollten wir ihnen einen Taschenrechner geben. Es ist unmöglich, dass es nicht mehr kostet."

Unabhängig davon, wie die Debatte um die Motoren ausgeht, rechnet Wolff nicht damit, dass sich Mercedes auf einer Welle des Erfolgs befindet, die niemals brechen wird. "Jemand hat einmal gesagt, dass die Homeruns von gestern nicht die Spiele von morgen gewinnen und das ist wahr. Man kann sich nicht auf die Geschichte stützen und sagen, dass es immer so war. Ich glaube nicht daran", stellte er klar. Mercedes müsse in seinen Erwartungen realistisch sein und das nächste Ziel laute, so weiterzumachen wie bisher. "Wir haben großartige Leute, wir haben die richtigen Ressourcen und zwei großartige Fahrer. Das sind die Zutaten, die man braucht, um an der Spitze zu stehen", sagte er. "Die Dinge enden manchmal, aber wir sind hoffentlich weit davon entfernt."