Die Samurais von Suzuka

Die Fans kamen mit so viel Energie an die Strecke: Masken, bemalte Gesichter. Es waren sogar Fans als Samurais verkleidet. Es war toll, das alles wiederzusehen, nachdem ich Japan im letzten Jahr verpasst habe. Ich muss zugeben, dass die Ferrari-Fans etwas verrückt sind. Sie haben Pferde auf ihren Köpfen, Fernando Alonso-Flaggen, die sie selber aus alten Sachen von zuhause gestaltet und mit einem Ferrari-Symbol versehen haben. Alle sind sehr enthusiastisch und es ist immer schön, bei den Fans zu sein. Ich habe ein paar Postkarten verteilt und die Fans waren überglücklich, ein paar bekommen zu haben. Es macht sehr viel Spaß, diese Fans zu fotografieren, weil sie so euphorisch und aufgeregt sind. Die Fans sind wirklich ein Teil der Atmosphäre in Japan - das war schon zu den Zeiten von Mansell und Senna so.

Ferrari-Samurais in Japan, Foto: Sutton
Ferrari-Samurais in Japan, Foto: Sutton

Staub aufwirbeln

Ich hab es verpasst, als Lewis Hamilton im dritten freien Training die erste Kurve verpasst hat. Also lief ich runter zur Kurve, um noch ein Distanz-Foto von ihm zu schießen, wo er sich vom Auto entfernt und sein Bolide vom Kran geborgen wird. Ich machte Fotos von Lewis' Wrack, was links neben der Strecke stand, als in dem Moment Pastor Maldonado an genau der gleichen Stelle geradeausfuhr - das war unglaublich. Natürlich war da noch der Frontflügel von Lewis. Ich entschied mich aber dazu, ein Foto vom ganzen aufgewirbelten Staub zu machen. Maldonado konnte den Einschlag in die Reifen noch vermeiden, aber es ergab ein tolles Foto. Maldonado hatte viel Glück, nicht in die Mauer gefahren zu sein. Das Foto ist mit einer 500 mm Linse gemacht worden, außerdem habe ich das Bild in der Bewegung gemacht, um den Lotus noch zu erwischen.

Maldonados Ausritt in der Heckansicht, Foto: Sutton
Maldonados Ausritt in der Heckansicht, Foto: Sutton

Bittersüßer Sieg

Es war ein trauriges und tragisches Rennende in Japan. Ich habe einige Fotos aus dem Media-Center-Tower geschossen, wo nur sechs Fotografen erlaubt sind. Ich war gerade auf dem Weg zurück von der Schikane und habe den Unfall von Adrian Sutil nicht gesehen. Ich fragte meinen Kollegen Luca, ob es sich lohnen würde, davon ein Foto zu machen und entschied, dass es sich nicht lohnen würde, als in dem Moment Jules Bianchi in das Bergungsfahrzeug krachte, von alldem wusste ich allerdings nichts.

Nach einiger Zeit kam ich ins Media Center und hatte von alldem nichts mitbekommen. Ich sah aus der Distanz einen Fernseher und wunderte mich, dass sich die Kameras auf den Teamchef von Marussia Graeme Lowden fokussierten und verstand gar nicht warum. Dann kamen ein paar Journalisten zu mir und fragten mich, ob ich irgendwas wüsste. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich allerdings gar nichts. Deshalb schoss ich das Foto vom Podium.

Das ist alles, woran ich mich noch erinnern kann. Es ist sehr schwer zu begreifen, was passiert ist. Das Foto von Hamilton zeigt die ganze Geschichte: Sein Kopf ist unten, um ihn herum ist alles ein bisschen still, dennoch weiß ich nicht, ob es ihm zu diesem Zeitpunkt schon jemand gesagt hatte oder nicht.

Hamiltons Sieg hatte einen faden Beigeschmack, Foto: Sutton
Hamiltons Sieg hatte einen faden Beigeschmack, Foto: Sutton

Time to Say Goodbye

Das war die große Geschichte am Samstagmorgen. Viele Leute haben über den Fahrermarkt spekuliert, aber vielleicht nicht über diese Art von Situation. Ich kam an und sah viele Leute von der Presse, die auf Sebastian warteten. Es war amüsant zu sehen, dass er hinter ihnen verschwand und die Presse ihn verpasste. Sie dachten, dass zwischen dem Paddock und den Boxen eine Lücke gewesen wäre, aber das war nicht der Fall. Also folgte ich ihm in die Boxengasse bis in die Garage. Er begann ein Gespräch mit seinem Trainer und sah sehr entspannt aus. Helmut Marko und Christian Horner kamen dazu und es ist eine schöne Serie von Bildern geworden. Sie reden, lachen, Horner umarmt Sebastian und flüstert ihm etwas ins Ohr. Es ist eine unglaubliche Bilderserie, sie sind in der Abfolge einfach schön und erzählen eine Geschichte, und zwar eine schöne Geschichte.

Entspannte Stimmung in der Red Bull-Box, Foto: Sutton
Entspannte Stimmung in der Red Bull-Box, Foto: Sutton
Diese Bilder ergeben eine liebenswerte Fotostrecke, Foto: Sutton
Diese Bilder ergeben eine liebenswerte Fotostrecke, Foto: Sutton
Eine freundschaftliche Umarmung für Seb, Foto: Sutton
Eine freundschaftliche Umarmung für Seb, Foto: Sutton

Die Jugend von heute

Max Verstappen hat an diesem Wochenende großes Interesse geweckt. Es ist unglaublich, wenn ich überlege, dass mein Sohn auch 16 ist und wie erwachsen diese Fahrer sein müssen. Offensichtlich hat ihm sein Vater einiges beigebracht und ich bekam die Chance, mit Jos darüber zu sprechen. Ich kenne Jos schon seit seiner Zeit in der Formel 3, als er gegen Michael Schumacher gefahren ist. Es war etwas eigenartig, mit Jos zu sprechen, als er in der Formel 1 gefahren ist, weil er so wenig erzählt hat. Nun war er sehr redselig und sagte mir, dass Max einiges an Simulator-Arbeit erledigt hat und an wie vielen Kartrennen er teilgenommen hat. Ich bekam die Chance, ein paar Fotos von der Sitzanpassung und von den Sicherheitsübungen der FIA. Es war alles sehr locker und lustig. Er war schnell, allerdings nicht schnell genug bei den Übungen, als sie ihn für jemand anderen ersetzen. Er ist ein gutaussehnender Junge. Ich denke, dass die Frauen ihn mögen werden.

Womanizer Verstappen, Foto: Sutton
Womanizer Verstappen, Foto: Sutton

Der finale Akt

Es war ein trauriges Rennende und wir haben nicht viele gute Bilder von den Podiumsfeierlichkeiten bekommen. Die Laune war verständlicherweise betrübt. Die Jungs sollten nicht feiern, wenn ein anderer Fahrer schwer verletzt ist. Es war gut, dass sie nicht mit Champagner rumspritzten, sondern nur die Trophäen präsentierten und für ein paar Fotos posierten. Aus meiner Sicht war das das echte Ende des Wochenendes.

Ich habe die Bilder vom Wochenende editiert und weitergesandt. Ich wurde viel gefragt, ob ich Fotos vom Bianchi-Unfall hätte - ich hatte keine. Diese Bilder sind trotzdem wichtig und erzählen die Geschichte des Wochenendes. Mein Job geht auch in tragischen Momenten weiter und deswegen war es genauso wichtig, die Bilder vom Wochenende weiterzuschicken, wie Bilder vom Unfall zu machen.

Die Stimmung war auf dem Podium sehr gedrückt, Foto: Sutton
Die Stimmung war auf dem Podium sehr gedrückt, Foto: Sutton