Er dürfte in Deutschland noch nicht einmal alleine Auto fahren, doch die Lizenz für die schnellsten Fahrzeuge der Welt wird er bald vor dem eigentlichen Führerschein haben: Max Verstappen erlebt in Spa-Francorchamps sein erstes Formel-1-Wochenende als Red-Bull-Nachwuchsmann und wird intensiv in die Arbeitsprozesse beim Toro-Rosso-Team eingebunden. Dabei ist er ein alter Bekannter im Paddock: "Ich glaube, ich war damals vier oder fünf Jahre alt", antwortete ein gut gelaunter und entspannter Verstappen auf die Frage, wann er das erste Mal im Fahrerlager gewesen sei.

Natürlich liegen seine Aufgaben heute ganz woanders als damals: Bei seinem ersten Arbeitswochenende für Toro Rosso sog er die Informationen nur so auf: "Ich fühle mich gut, ich bin relaxed; es ist ein bisschen busy für mich, aber ich denke, das ist normal - es ist Teil der Formel 1. Da muss man sich eben dran gewöhnen. Ich habe alles verfolgt ich habe alle Informationen gesammelt, wie so ein Freitag abläuft. Es sind natürlich viele neue Informationen. Nur muss man irgendwo eben anfangen." Im Moment sehe aber alles gut aus, fügte er hinzu.

An Selbstbewusstsein mangelt es nicht

Mit seinen 17 Jahren wird er der mit Abstand jüngste Formel-1-Pilot aller Zeiten werden. In dem Riesensprung von der Formel 3 in die Formel 1 sieht er allerdings kein Problem: "Ich habe immer große Schritte in meiner Karriere gemacht. Vom Kart in die Formel 3 war schon großer Schritt. Man fängt heutzutage auch jünger an als früher. Damals war man 19 oder 20, als man mit dem Formelsport begonnen hat, heute eher 15 bis 16. Man macht auch viel mehr mit Datenauswertung und Simulatoren, man ist also viel besser für den großen Schritt vorbereitet."

Mit vollem Selbstbewusstsein sagte er den anwesenden Journalisten: "Ich bin bereit dafür. Das Alter ist bloß eine Zahl, man muss es den Leuten auf der Strecke zeigen. Das Fahren sollte nicht das Problem sein, eher ganze Drumherum. Aber am wichtigsten ist, dass man schnell auf der Strecke ist." Das waren aber auch schon andere Red-Bull-Nachwuchspiloten, die heute trotzdem ohne Cockpit dastehen. Sind Jean-Eric Vergne und Jaime Alguersuari abschreckende Beispiele für einen jungen Fahrer? "Ich denke da noch nicht mal dran", entgegnete Verstappen, der lieber an die positiven Beispiele denkt: "Schaut euch Daniel Ricciardo an: er war schnell und fährt heute Red Bull."

Mit seinen Leistungen im Regen überzeugte Max Verstappen die Red-Bull-Führungsriege, Foto: FIA F3
Mit seinen Leistungen im Regen überzeugte Max Verstappen die Red-Bull-Führungsriege, Foto: FIA F3

Er wird an die Seite des bärenstarken Daniil Kvyat fahren, doch Druck verspürt der Niederländer nicht: "Nein, nicht wirklich. Man muss einfach nur sein Bestes geben - mehr kann man sowieso nicht tun. Es gilt, einfach relaxt zu bleiben. Man muss stark im Kopf sein und sich den Respekt erarbeiten. Aber ich sehe kein Problem darin." Seinen Fahrstil hat er sich bei den Besten abgeschaut: "Ich denke, er ist ähnlich wie der von Alonso. Wenn er es locker angehen lassen muss, um beispielsweise die Reifen zu schonen, macht er das, und wenn er aggressiv sein muss, ist er aggressiv. Er hat es einfach immer unter Kontrolle. Ich denke, ich bin da ähnlich."

Tost und Marko stehen hinter Verstappen

Rückendeckung erhielt er von seinen neuen Chefs. Franz Tost lobte ihn in den Himmel: "Für mich ist er der talentierteste Fahrer überhaupt. Dr. Marko und Red Bull haben eine gute Hand für solche talentierten Fahrer. Sie waren schon lange mit Max in Gesprächen. Auch andere Teams haben um ihn gekämpft, aber zum Glück haben wir gewonnen." Auch sehe er kein Risiko wegen seines jungen Alters: "Er kam in Formel 3 und fuhr sofort vorn mit. Ich habe keine Zweifel, dass er nächstes Jahr einen guten Job macht. Ich bin sicher, dass er der jüngste Fahrer wird, der Punkte holt!"

Auch Helmut Marko lobte Verstappen und sieht seine Verpflichtung als logische Folge seiner Leistungen: "Wir haben ihn uns eine Zeitlang angesehen und waren beeindruckt. Vom Kartsport in die Formel 3 einzusteigen und direkt konkurrenzfähig zu sein ist eine Sache, aber dann gab es einige Rennen, etwa am Norisring, als es komplett nass war, und er zwei Sekunden schneller als alle anderen fuhr. Wir erwarten ein spannendes Jahr mit ihm und Daniil und ich denke, dass beide auf einem ähnlich hohen Niveau fahren werden."

Wie sieht die Planung für die nähere Zukunft aus? Verstappen erläuterte: "Wir suchen uns einen Tag aus, um in einem altem F1-Fahrzeug zu fahren und die Superlizenz zu bekommen. Dann schauen wir mal, an welchen Freitagen ich fahren kann."