Max Verstappen heißt der jüngste Spross des Red-Bull-Nachwuchsprogramms, der es in die Königsklasse geschafft hat. Dabei ist Verstappen gerade erst seit einigen Wochen Mitglied des Red Bull Junior Teams. Was hat der noch 16-jährige Niederländer, was andere Nachwuchsfahrer nicht haben? Wonach halten die Talentscouts Ausschau?

Vier goldene Regeln

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost verrät Motorsport-Magazin.com seine vier goldenen Regeln: "Das Wichtigste für einen jungen Fahrer ist Talent", erklärt Tost. Punkt zwei sei die Leidenschaft. "Es darf für einen jungen Piloten nichts anderes geben als die Formel 1." Er müsse 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr an die Formel 1 denken.

Der dritte Punkt ist die Disziplin. "Wenn man in der Formel 1 erfolgreich sein will, ist es unheimlich wichtig, dass man sehr diszipliniert lebt und sich sehr diszipliniert im Team verhält." Damit meint Tost weniger, dass der Fahrer pünktlich zu einem Meeting erscheinen müsse. Vielmehr gehe es darum, selbst Erfahrungen zu sammeln und diese später umzusetzen. "Du kannst noch so oft sagen, dass er nicht zu spät bremsen darf. Irgendwann stehen die Räder dann doch im Qualifying, weil er zu spät gebremst hat."

Den letzten wichtigen Aspekt nennt er Innovation. "Jeder Fahrer muss Bereiche entdecken, in denen er sich gegenüber seinen Konkurrenten einen Vorteil erarbeiten kann", so Tost. "Wer diese Punkte richtig lebt, wird in der Formel 1 auch Erfolg haben."

Gespräch unter vier Augen

Franz Tost wird sich bald Max Verstappens annehmen, Foto: Philip Platzer/Red Bull Content Pool
Franz Tost wird sich bald Max Verstappens annehmen, Foto: Philip Platzer/Red Bull Content Pool

Bereits am kommenden Wochenende in Spa ist Max Verstappen in die Abläufe bei Toro Rosso eingebunden. "Er wird bei einigen Briefings dabei sein, aber noch nicht so tief", bestätigt Motorsportdirektor Helmut Marko. Eine Woche später absolviert der Sohn von Jos Verstappen einen Formel-1-Showrun in Rotterdam. Nach dem Ende der Formel-3-Saison steht ein F1-Test an, um die notwendige Superlizenz zu erlangen. Zudem wird er dann ausgiebig im Simulator testen.

"Die Arbeit mit einem jungen Fahrer ist natürlich wesentlich intensiver, als wenn ein Pilot schon längere Zeit in der Formel 1 gewesen ist", verrät Franz Tost im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Das beginnt bei Gesprächen über seine Tagesplanung, das Training, die Ernährung und den Umgang mit Jetlag bei Überseerennen. "Kurzum: Man muss die Fahrer auf alle Eventualitäten vorbereiten."

Hierzu trifft sich Tost mit seinem neuen Schützling, geht mit ihm essen und stellt ihm seine Philosophie vor. "Im Zuge dieser Gespräche gebe ich Erfahrungswerte weiter und hoffe, dass der Fahrer diese optimal umsetzen kann", erklärt Tost.

Grundstock wird im Winter gelegt

Verstappen muss sich im Winter vorbereiten, Foto: Philip Platzer/Red Bull Content Pool
Verstappen muss sich im Winter vorbereiten, Foto: Philip Platzer/Red Bull Content Pool

Den Grundstock für seine Debütsaison muss Verstappen in den kommenden Monaten legen. "Wenn ein Fahrer in der Vorbereitungsperiode zwischen Dezember und Februar nicht täglich vier bis sechs Stunden trainiert, wird er die Saison nicht durchstehen", so Tost. "Nur dann kannst du in einer so guten Verfassung sein, dass du nicht krank wirst, den ganzen Stress bewältigst und erfolgreich Rennen fahren kannst."

Im Gegensatz zu anderen Teams bietet Toro Rosso seinen jungen Fahrern auch während der Saison die Gelegenheit, zu lernen und ihr Können unter Beweis zu stellen. Während andere Teams ihre Autos aus Angst vor Abflügen bei Regen in der Garage parken, drehen die STR-Jungs stets munter ihre Runden.

"Ein Fahrer kann nur etwas lernen, wenn er mit dem Auto unterwegs ist", sagt Tost im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com "Ein Crash gehört dazu. Das ist Teil des Spiels. Wenn ein Fahrer nie abseits der Strecke ist, fährt er auch nicht am Limit. Wie soll ein junger Fahrer das Limit herausfinden, wenn du ihm verbietest, dass er abfliegt?"

Die einfache Maxime des österreichischen Teamchefs lautet: "Wenn er abfliegt, fliegt er eben ab. Dann kommt das Auto an die Box, wird zerlegt und neu aufgebaut." Eine Standpauke oder gar Vorwürfe gibt es dafür vom Chef nicht. "Wenn er schnell ist, darf er auch abfliegen."