War es richtig von Lewis Hamilton, den Befehl des Teams in Budapest zu ignorieren und seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg nicht vorbeizulassen? Diese Meinung beschäftigt derzeit die Formel-1-Welt und einer, der sich mit missachteter Teamorder bestens auskennt, ergreift Partei für Hamilton.

Erinnerungen an die Multi21-Affäre, Foto: Sutton
Erinnerungen an die Multi21-Affäre, Foto: Sutton

Die Rede ist von Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der sich vor etwas mehr als einem Jahr in Malaysia selbst damit konfrontiert sah, dass Sebastian Vettel dem Team den Gehorsam verweigerte und trotz gegenteiliger Aufforderung Mark Webber überholte. Eingegangen in die Geschichte der Formel 1 ist das Manöver als "Multi21-Affäre."

"Es ist zwangsläufig eine schwierige Sache, weil es die Ziele des Teams und die Ziele der Fahrer gibt", erklärte Horner, der die Silberpfeile in diesem Jahr allerdings in einer Ausnahmesituation sieht. "Die interessante Sache bei Mercedes ist, dass sie ihre Fahrer ihre Rennen fahren lassen, weil sie einen solchen Vorsprung haben und in der Konstrukteurs-Wertung nicht gefährdet sind", so der Brite.

Zu spät für Teamorder

Aufgrund dessen kann Horner auch nachvollziehen, dass Hamilton sich nicht der Teamorder beugte. "Man kann Lewis verstehen", meinte er. "Er kämpft mit Nico und wenn er ihn seine schnellste Strategie fahren lässt, setzt er sich selbst unter Druck. Deshalb ist es aus Lewis' Perspektive völlig verständlich, 'Nein, danke!' zu sagen."

Ohnehin glaubt der Red-Bull-Teamchef, dass es aus Mercedes-Sicht wenig Sinn macht, erst in diesem fortgeschrittenen Stadium der Saison auf Teamorder zu pochen. "Sie haben die Jungs in diesem Jahr frei fahren lassen", erinnerte er etwa an Bahrain. "Darum ist es eigenartig, plötzlich einen mit ihrer schnelleren Strategie fahren zu lassen."