Susie Wolff war in Hockenheim nach dem ersten Freien Training wohl die begehrteste Person im ganzen Fahrerlager. Unzählige Journalisten wollten an ihren Erfahrungen teilhaben und vor allem wissen, wie es in Zukunft weitergeht. Die Schottin selbst wünscht sich nichts mehr, als ihren großen Traum zu leben und tatsächlich ein Stammcockpit zu ergattern - mit wenig Hoffnung.

"Ich bin realistisch und um ehrlich zu sein, leisten Valtteri und Felipe fantastische Arbeit", gab die Schottin ehrlich zu. Dementsprechend geht sie nicht davon aus, im kommenden Jahr einen Stammplatz bei Williams zu ergattern. Das bedeutet aber nicht, dass ihr Traum ad acta gelegt wird. "Alles, was ich tun kann, ist hier zu bleiben und jede Chance zu ergreifen. Du weißt schließlich nie, vielleicht kommt eine Chance und das Wichtigste ist, dass ich bereit bin", fuhr Wolff fort. "Aber ein Stammcockpit für das kommende Jahr ist unrealistisch."

Unter dem Helm sind für Susie Wolff alle gleich, Foto: Sutton
Unter dem Helm sind für Susie Wolff alle gleich, Foto: Sutton

Taten 1000 Mal wichtiger als Worte

Wolff selbst spricht von einem großen Schritt auf ihrer Reise in der Formel 1. Obwohl sie mit 31-Jahren nicht mehr am Anfang ihrer Karriere steht, gab die Schottin offen zu, zuvor nicht bereit für die Möglichkeit Formel 1 gewesen zu sein. "Alles, was ich tat, hatte nur das eine Ziel, mich auf diese Chance vorzubereiten", verriet die Williams-Frau. Nun fühlt sie sich bereit, obwohl sie den hohen Druck in der Formel 1 nicht leugnen wollte.

Schon als sie erstmals in Silverstone in einem Freien Training an den Start ging, brach ein riesiger Hype los. "Das war irgendwo natürlich, denn es war klar, dass das etwas Historisches werden würde", erinnerte sich Wolff. "Für mich sind aber Taten 1000 Mal wichtiger als Worte." Doch Worte - und vor allem Fragen - begegnen der ehemaligen DTM-Piloten immer wieder. Ist sie gut genug? Sind Frauen generell gut genug? Sind Frauen stark genug? Für Wolff gibt es auf diese Frage nur eine klare Antwort. "Wenn ich einen Helm aufhabe und da draußen bin, bin ich nicht anders als die anderen Fahrer. Und genau das musste ich beweisen."

Immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen in der Formel 1, Foto: Sutton
Immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen in der Formel 1, Foto: Sutton

Keine Pionierarbeit

Nach zwei Freien Trainings und ein paar Testfahrten in der Formel 1 will Wolff aber nicht davon sprechen, etwas Besonderes erreicht zu haben oder gar Pionierarbeit für andere Frauen zuleisten. "Ich sehe mich nicht als Vorreiterin. Es war immer mein Traum, ein Formel-1-Auto zu fahren und es ist einfach fantastisch", sagte Wolff.

Ohnehin ist die Schottin kein Fan davon, die Königsklasse krampfhaft weiblicher zu machen. Es würde nur Sinn machen, diesen Prozess natürlich ablaufen zu lassen. Und positive Einflüsse seien bereits zu erkennen. "Wir haben Claire [Williams], Monisha [Kaltenborn] bei Sauber, Simona [de Silvestro] ebenfalls bei Sauber und mich bei Williams", erinnerte Wolff. In allen Bereichen würde die Frauenquote immer mehr ansteigen - auf natürlichem Weg. "Diese Frauen sind dort, weil sie die Besten in ihrem Job sind und nicht, weil irgendjemand die Idee hatte, mehr Frauen in die Formel 1 zu bringen."

Hilfe in begrenztem Maße

Einen Blick über den Tellerrand wagt Wolff dennoch und beschäftigt sich - im Rahmen ihrer zeitlichen Möglichkeiten - mit jungen Frauen in Nachwuchskategorien. "Ich beantworte jede Mail und jede Nachricht, die ich bekomme. Ich gebe Tipps aus meiner Erfahrung, berichte von eigenen Fehlern und versuche, ihnen zu erklären, wo ihre Ziele liegen sollten", schilderte Wolff. Ein großes Problem könne aber auch sie nicht lösen: Unabhängig des Geschlechts sei Sponsoring der Schlüssel in den Motorsport. "Ich versuche, so viel Unterstützung und Ermutigung wie möglich zu geben, aber das ist begrenzt, denn ich habe auch keine unbegrenzten finanziellen Mittel, um ihnen zu helfen."