Die Formel 1 ist ein komischer Zirkus. Es scheint manchmal, als wolle man in der Königsklasse keine Regel-Ruhe. 2014 änderte man extra das Reglement, um schon im Februar testen zu können. Eine Änderung, die durchaus Sinn machte, wie sich zeigte. Die Motorenhersteller benötigten die Zeit dringend, um ihre Power Units zu verbessern. Auch die Young Driver Tests wurden 2014 abgeschafft, stattdessen gibt es viermal in der Saison je zweitätige Tests am Dienstag und Mittwoch nach einem Grand Prix.

Eine Maßnahme, die relativ preiswert insgesamt acht Testtage während der Saison garantieren sollte. Doch in der nächsten Saison sieht es schon wieder anders aus. Das World Motorsport Council hat Ende Juni in München beschlossen, dass es 2015 nur mehr zwei je zweitätige Tests während der Saison stattfinden. Von den insgesamt vier Tagen sind zwei für Young Drivers reserviert, also für Piloten, die erst maximal bei zwei Grands Prix gestartet sind.

Im Konkreten bedeutet das, dass viele Nachwuchspiloten nur mehr zwei richtige Testtage pro Saison wirklich im Auto sitzen dürfen. "Ich persönlich finde das schade", sagte Jules Bianchi zu Motorsport-Magazin.com. "Für mich ist es wichtig, so etwas zu haben. In allen Sportarten weltweit kannst du trainieren wann immer du willst. Ich weiß, dass das wegen der hohen Kosten in der Formel 1 nicht möglich ist. Aber ein paar Tests sollten es schon sein, das finde ich wichtig."

Bianchi steht mit seiner Meinung keineswegs alleine da. GP2, Simulator oder gar DTM können Formel-1-Testfahrten nicht ersetzen, wie Daniel Juncadella Motorsport-Magazin.com verriet: "Die GP2 ist eine bessere Vorbereitung als die DTM, aber am besten ist Testfahren, weil in der Formel 1 eine neue Ära mit den Motoren und so weiter angebrochen ist."

Daniel Juncadella durfte auch schon für Williams bei den Young Driver Tests ran, Foto: Sutton
Daniel Juncadella durfte auch schon für Williams bei den Young Driver Tests ran, Foto: Sutton

Für Testfahrer wie Pedro de la Rosa könnte das neue Test-Reglement das Aus bedeuten. "Ich fühle mich wie ein Tennisspieler, der nicht jeden Tag trainieren kann und dann plötzlich im Wimbledon-Finale gegen Djokovic steht", so der Spanier, der in Silverstone noch für Ferrari testen durfte. "Ich fühle mich so, weil die anderen Jungs alle zwei Wochen Rennen fahren und ich nicht."

"Das macht mich ein bisschen traurig, weil es bedeutet, dass Fahrer wie ich verschwinden werden und außerdem keine jungen Fahrer nachrutschen", führt de la Rosa weiter aus und findet schließlich: "Ein bisschen vereinbartes Testen für alle Teams wäre für den Sport gut."

Stammfahrer unterschiedlicher Meinung

Bei den Stammpiloten fällt das Stimmungsbild durchaus unterschiedlich aus. "Ich denke nicht, dass sie abgehen werden", sagte Felipe Massa zu Motorsport-Magazin.com. "Wir wissen mehr oder weniger, in welche Richtung wir das Auto verbessern müssen, deshalb ändern die Tests nichts daran, was wir für die richtige Entwicklung halten."

Gänzlich konträr sieht es Nico Rosberg. "Das ist sehr schade", bedauert er die eingeschränkten Tests. "Hier lernt man an einem solchen Tag so viel." Das Argument, während der Freien Trainings hätten die Piloten genug Zeit, um Dinge zu evaluieren, lässt er nicht gelten. "An einem Rennwochenende findet man nie die gleichen Bedingungen vor. Die Reifen werden alt und man hat nicht so viele Sätze. Bei den Testfahrten geht es den ganzen Tag so: Neue Reifen, neue Reifen, neue Reifen. So kann man Setup-Dinge ausprobieren, die man sonst nie machen kann und man bekommt auch ein Gefühl dafür."