Kosten, Kosten, Kosten. Abseits der Rennstrecke herrschen in der Formel 1 stets Diskussionen und Klassenkämpfe über potenzielle Kosteneinsparungen. Eine These: Einheitsbauteile in der Aerodynamik, wie es etwa bei den IndyCars mit dem Einheits-Chassis der Fall ist. Auf diese Weise könnten große Summen bei der Weiterentwicklung im Aero-Bereich eingespart werden. Aber: Würde das nicht den Kern der Formel 1 zerstören, immer wieder mit innovativen Ideen aufzuwarten und eine Vorreiter-Rolle im Motorsport einzunehmen?

Vorhang auf für Adrian Newey. In diesem Thema genau der richtige Ansprechpartner, gilt Red Bulls Designer doch sowieso als großer Gegner des strikten Reglements, das den Entwicklungsspielraum immer weiter einschränkt. "Wenn die Vorgaben im Aerodynamikbereich noch weiter ansteigen, wird die Formel 1 zur GP1 in Sachen Chassis", so Newey. "Und meiner Meinung nach besteht sowieso schon die Gefahr, dass wir dem sehr nahe kommen und dass die Regeln einen Großteil des Autos bestimmen."

Wie würde die F1 mit Einheits-Chassis aussehen?, Foto: Sutton
Wie würde die F1 mit Einheits-Chassis aussehen?, Foto: Sutton

Das macht den Unterschied

Als die Formel 1 im Jahr 2009 am Scheideweg stand, schwang die Gründung einer so genannten GP1-Serie als Alternative zur Formel 1 zur Debatte. Diese hätte sich am Modell der GP2 mit Einheits-Chassis und Co. orientiert. Laut Newey sei die stetige Einschränkung keine gute Entwicklung in der Königsklasse, schließlich hätten die Fans ein Interesse an der Evolution der Autos im Laufe der Zeit.

"Das ist das, was uns von anderen Sportarten unterscheidet", so Newey. "Es ist diese Kombination aus verschiedenen Faktoren. Du hast den Fahrer, das Chassis und den Antriebsstrang. Es ist diese Mischung an Besonderheiten, die es spannend und interessant macht."

Wie wichtig ist die Aero-Komponente in der Formel 1?, Foto: Sutton
Wie wichtig ist die Aero-Komponente in der Formel 1?, Foto: Sutton

IndyCars als Negativ-Beispiel

Kein Wunder, dass Newey mit den aktuellen IndyCars und ähnlich organisierten Serien nicht viel anfangen konnte. "Als die IndyCars beispielsweise vor einigen Jahren auf ein Einheits-Chassis umgestellt haben, gingen die Quoten immer weiter herunter", so Newey ,der sich in Zukunft anderen Projekten auch abseits der Formel 1 zuwenden möchte.

Der Brite weiter: "Die Autos sehen sich immer ähnlicher. Ich denke, dass wir in diesem Jahr eine verringerte Anzahl an Teilen sehen, die eingeführt werden, weil die Regeln ziemlich restriktiv sind, und weil wir uns einem Reglement befinden, dessen Wurzeln in den Änderungen von 2009 liegen."

Bei McLaren fließt F1-Wissen in die die Serienproduktion ein, Foto: Sutton
Bei McLaren fließt F1-Wissen in die die Serienproduktion ein, Foto: Sutton

Mehrwert der Aerodynamik

Laut Pat Symonds habe die Entwicklung von Aerodynamik auch einen Einfluss auf andere Bereiche abseits des Motorsports - sie sei also nicht allein dem Sport vorbehalten, sondern erfülle sinnvolle Zwecke. "In der Formel 1 entwickeln wir die Teile nicht nur für ein Formel-1-Auto", argumentierte der Williams-Technikchef. "Wir entwickeln Techniken. Ich wurde in der Vergangenheit von einem großen Auto-Hersteller gefragt, diese Techniken bei der Aerodynamik von Straßenautos anzuwenden mit Blick auf die Reduzierung des Luftwiderstandes - und das sehr erfolgreich."

Hier sprang Jonathan Neale in die Bresche und führte ein konkretes Beispiel an. "Ich denke, dass dies relevant für die Effizienz und die Autoproduktion ist", so McLarens Geschäftsführer. "Ich kann das sagen, denn genau das machen wir bei McLaren in unserem Sportwagenbereich." Newey ging sogar so weit zu sagen, dass ein offenes Reglement im Bereich der Aerodynamik wünschenswert wäre - doch das dürfte ein Traum für den Briten bleiben.