Nach dreiwöchiger Pause wurde am Dienstag der Prozess gegen Bernie Ecclestone vor dem Oberlandesgericht München fortgesetzt. Während es an Verhandlungstag 12 noch recht beschaulich zuging, kam es am 13. Tag zum Eklat. Grund dafür war eine Dolmetscherin.

In den Zeugenstand wurde Sacha Jane Woodward-Hill, enge Vertraute von Ecclestone und Juristin der Formula One Administration gerufen. Ihre Vernehmung sollte ein weiteres Teil in das unendlich groß scheinende Ecclestone'sche Puzzle bringen. Doch die Vernehmung verlief alles andere als reibungslos.

Schon zu Beginn gab es Ungereimtheiten: Die Übersetzerin hatte Probleme, den Familienstatus der Zeugin zu übersetzen. Aus unverheiratet wurde so verheiratet. Ein kleiner Fauxpas, dem allerdings weitere folgen sollten. So zeigten sich Ecclestones Anwälte von den Übersetzungskünsten der Gerichtsdolmetscherin wenig angetan.

Ecclestones Dolmetscherin hilft aus

Mehrmals wurde um die genaue Übersetzung gestritten, Feinheiten würden in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielen, so Ecclestones Anwälte. Nach rund einer Stunde musste die Verhandlung unterbrochen werden - eine sichtlich mitgenommene Woodward-Hill verließ mit Tränen in den Augen den Sitzungssaal.

Woodward-Hill musste aussagen, Foto: Sutton
Woodward-Hill musste aussagen, Foto: Sutton

Nach langem Hin und Her wurde schließlich Ecclestones private Übersetzerin zu Rate gezogen, um die Zeugenaussage zu dolmetschen. Für den Formel-1-Zampano selbst wurde kurzerhand eine neue Dolmetscherin herangeschafft. Schon am ersten Verhandlungstag gab es Irritationen mit Übersetzungen: Ecclestone durfte nicht einfach die englische Verteidigungsschrift mitlesen, weil diese nicht von einem Gerichtsübersetzer übersetz wurde. Also musste Ecclestones Dolmetscherin das 91-seitige Dokument bei der Verlesung simultan übersetzen.

Eine Vernehmung gab es schließlich auch noch: Und da ging es vorrangig um die Einschätzung der Zeugin bezüglich der angeblichen Druckausübung Gribkowskys auf Ecclestone. Im Mittelpunkt steht der Bambino Fond und Ecclestones Verhältnis dazu. "Mein Eindruck damals war, dass Herr Gribkowsky sehr wohl der Ansicht war, dass es eine solche Beziehung gibt", wird Woodward-Hill von der dpa zitiert. Die Erpressungstheorie von Ecclestone würde somit Sinn ergeben.

Keine Absetzung Ecclestones

Auch auf einem anderen Nebenkriegsschauplatz entlastete die Juristin Ecclestone. Aus Angst, als Formel 1 CEO abgesetzt zu werden, habe er jedenfalls nicht gehandelt. "Wenn Dr. Gribkowsky ihm mit dieser Drohung gekommen wäre, dann wäre er mit Sicherheit in sein Flugzeug gestiegen und nach Hause geflogen", so Woodward Hill.

Der Prozess wird am 01. Juli fortgesetzt. Am 14. Verhandlungstag wird am Vormittag ein Mitarbeiter des Bambino Trusts vernommen, später wird Jurist Dr. Martin Bauer zu Erkenntnissen aus den Ermittlungsverfahren gegen Eccclestone und Gribkowsky befragt. Tags darauf wird eine weitere Mitarbeiterin des Bambino Trusts in den Zeugenstand gerufen, die geplante Vernehmung eines ehemaligen BayernLB Vorstandes musste verschoben werden.