Red Bull kommt auch beim Auftakt der zweiten Testfahrten in Bahrain nicht richtig in Gang. Der Donnerstagvormittag auf dem Bahrain International Circuit startete verheißungsvoll, als Daniel Ricciardo mit dem RB10-Boliden 32 Runden abspulte und Red Bulls bisherige Bahrain-Testbestzeit unterbot. Doch nach der Mittagspause blieb das Auto wieder einmal in der Box. Hohe Temperaturen sorgten offenbar für Probleme am neuen Turbo-Auto - wie schon vergangene Woche beim Test in der Wüste, als der RB10 überhitzte. Eine halbe Stunde vor Feierabend durfte Ricciardo noch einmal in den RB10 klettern, doch nach einer Installationsrunde musste er schon wieder in die Garage abbiegen - und Mechaniker machten sich mit einem Feuerlöscher am Auto zu schaffen.

Häufigster Aufenthaltsort des RB10, Foto: Sutton
Häufigster Aufenthaltsort des RB10, Foto: Sutton

Einen Großteil des Nachmittags verbrachte der junge Australier vor der Kamera statt im Cockpit - Red Bull nutzte Ricciardos Ausfallzeit für Werbeaufnahmen. Am Ende hatte der Red Bull 39 Runden auf der Uhr. Zum Vergleich: Valtteri Bottas kam als fleißigster Pilot auf 128Umläufe. "Wir hatten heute zwar ein paar Schwierigkeiten, aber die Zeit, in der ich auf der Strecke war, war viel nützlicher und wir konnten uns verbessern", sagte Ricciardo. "Unser Paket scheint besser zu funktionieren, heute habe ich mich am Steuer so wohl wie noch nie gefühlt."

Der Plan sah vor, Ricciardos Longruns am Vormittag kontinuierlich zu verlängern, um die wichtigen - und fehlenden - Daten sammeln zu können. Das funktionierte zunächst auch gut, bis Probleme dazwischen grätschten. Während eines Runs entdeckte Red Bull Schwierigkeiten an einem der Sensoren. Zurück in der Box stellte sich dann laut des Teams heraus, dass ein Bereich des Auspuffs für Ärger sorgte. Wieder einmal können sich die Mechaniker auf eine lange Nacht gefasst machen, bevor Ricciardo am Freitag erneut ins Auto steigt. Der Plan sieht vor, ein ähnliches Programm wie am Donnerstag durchzuziehen - wenn auch mit hoffentlich mehr Runden.

"In der vergangenen Woche haben wir Dinge erledigt, die eigentlich schon in Jerez machen wollten und jetzt holen wir die Sachen von vergangener Woche nach", machte Ricciardo kein Geheimnis aus dem Rückstand des Teams. Ganz klar: Red Bull liegt im Rückstand. "Es ist klar, dass wir in Melbourne wahrscheinlich nicht so dominant auftreten werden wie es das Team im vergangenen Jahr gemacht hat", so Sebastian Vettels Teamkollege weiter. "Aber es ist noch zu früh, um etwas Konkretes zu sagen. Von außen betrachtet geht es wohl nur um Rundenzeiten und die Rundenanzahlen, aber im Innern wissen wir, wo wir mit der Performance des Autos stehen - und ich denke, dass wir weiter zuversichtlich sein können, oben dazu zu sein."

Viel Zeit bleibt Red Bull nicht mehr, um für den Saisonauftakt in Melbourne einsatzbereit zu sein - nur noch drei Testtage in Bahrain, dann wird es ernst. Macht sich langsam Panik breit beim Weltmeister-Team, das seit Beginn der Testfahrten mit zahlreichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat? Zuletzt blieben die meisten Teammitglieder ruhig, doch kurz vor dem Auftakt der zweiten Bahrain-Tests schlug Helmut Marko Alarm. "Unsere Probleme würden gerade nicht einmal zehn Millionen Euro lösen", so Red Bulls Motorsportberater gegenüber der Bild.

Klare Ansage von Marko: "Renault muss den Motor in den Griff bekommen." Mercedes, das sich bislang am stärksten präsentierte, sei Red Bull laut Marko einen großen Schritt voraus. "Wir müssen bis Australien und wahrscheinlich darüber hinaus zittern. Erfreulich ist das alles nicht", malte Marko ein düsteres Bild des Saisonstarts, der von vielen Experten als besonders wichtig im Hinblick auf den Ausgang der diesjährigen Weltmeisterschaft angesehen wird.