Optisch auffälligstes Element des Sauber C33-Ferrari ist die weit nach unten gezogene, rüsselartige Nase. Die Pylonen der Frontflügelbefestigung sind, unter Berücksichtigung des Reglements, so weit außen wie möglich angebracht, um möglichst viel Luft unter das Auto zu leiten.
Vor einer neuen Aufgabe standen die Aerodynamiker bei der Konzipierung des Frontflügels, der im Vergleich zur früheren Version auf jeder Seite 7,5 cm schmaler ist, was stark veränderte Bedingungen beim Luftfluss ergibt. Der gesamte Frontflügel mit seinen komplexen Endscheiben wurde deshalb von Grund auf neu entwickelt.
Vom Konzept her ähnlich geblieben ist die Vorderradaufhängung, deren Federn und Dämpfer weiterhin über eine Druckstrebe aktiviert werden. Allerdings führten die Reglementänderungen im Bereich des Chassis-Querschnitts dennoch zu einigen Anpassungen im Detail.
Die Form der Seitenkästen wird maßgeblich durch die standardisierten seitlichen Crash-Elemente beeinflusst. Etwas größer als beim Vorgänger sind die Kühllufteinlässe, weil der Kühlbedarf der komplexen Antriebseinheit deutlich zugenommen hat. Aus dem gleichen Grund sind ebenso die Kühler, die seitlich stehend angeordnet sind, signifikant größer geworden. Auch hier wurde eine gewisse Flexibilität eingebaut, um reagieren zu können, sollten sich die Anforderungen in die eine oder andere Richtung verschieben.
Komplexe Antriebseinheit
Motor, Energierückgewinnungssystem und Getriebe stammen von Ferrari. Beim Triebwerk handelt es sich um einen 1,6-Liter-Turbo-V6, der nicht höher als 15'000/min drehen darf. Für das Rennen stehen maximal 100 kg Treibstoff zur Verfügung. Diese Einschränkung ist neu. Bisher wurden während eines Rennens bis zu 140 kg verbraucht. Das zeigt, welche drastischen Verbesserungen beim Benzinverbrauch erzielt wurden.
Deutlich leistungsfähiger im Vergleich zum Vorjahr wurde das Energierückgewinnungssystem (früher KERS, jetzt ERS), das nun über zwei Motoren/Generatoren verfügt. Einer ist an den V6-Motor gekoppelt, der andere an den Turbolader. Während über die Batterien bisher maximal 60 kW während 6,6 Sekunden abgerufen werden konnten, so sind das neu 120 kW während maximal 33 Sekunden. Das ist zehnmal mehr Energie als bisher. Diese kann sogar noch weiter gesteigert werden, wenn der Elektromotor des V6-Motors direkt durch jenen des Turboladers gespeist wird.
Das völlig neue, aus Carbon gefertigte Getriebe verfügt gemäß Reglement über acht Vorwärtsgänge, deren Übersetzungen während der Saison nicht geändert werden dürfen.
Hohe Flexibilität
Flexibel konzipiert wurde das Heck des Sauber C33-Ferrari, so dass man das Auto auch in diesem Bereich unterschiedlichen Bedingungen anpassen kann. Das Auspuffendrohr ist zentral angeordnet und verläuft zwischen zwei Pylonen, über die sich der Heckflügel am hinteren Crashelement abstützt. Die Öffnung zwischen dem Flap und dem Hauptflügel darf neu maximal 65 Millimeter betragen (bisher 50 mm), was den DRS-Effekt des Heckflügels steigert. Vom Konzept her unverändert präsentiert sich die Hinterradaufhängung, die wie bisher mit einer Zugstrebe arbeitet.
Eine große Herausforderung stellt für die Ingenieure das Gewicht des Fahrzeugs dar, denn die Anhebung des erlaubten Mindestgewichts um 48 kg kompensiert nur zum Teil den Zuwachs, der durch alle Nebenaggregate, wie zum Beispiel Turbolader, Ladeluftkühler, zwei Elektromotoren/Generatoren entsteht. Dabei spielt nicht nur das absolute Gewicht, sondern auch die Gewichtsverteilung eine wichtige Rolle. Vor allem zur optimalen Nutzung der Reifen ist es entscheidend, dass man das vom Reglement gegebene Fenster maximal nutzen kann.
Zuverlässigkeit entscheidend
Einiges Kopfzerbrechen bereitete den Ingenieuren das so genannte "Packaging", das Unterbringen aller Komponenten. Gegenüber dem C32 hat sich aufgrund der Komplexität des Antriebs allein die Zahl der Elektronikboxen verdreifacht, so dass es nun gilt, über 40 solcher Komponenten unterzubringen; mehr als 30 davon benötigen Kühlung. Klar ist, dass das Management des Wärmehaushalts in diesem Jahr von großer Bedeutung sein wird.
Konzeptionell völlig neu ist die Bremsanlage, die an den Hinterrädern erstmals als "brake-by-wyre" ausgelegt ist. Nötig wurde dies wegen der stark gestiegenen Leistungsfähigkeit des ERS. "Brake-by-wyre" bedeutet, dass ein elektronisches System misst, wie stark der Fahrer aufs Bremspedal drückt und dann mit den zusätzlichen Informationen der Energierückgewinnung in Bruchteilen einer Sekunde den Bremsdruck an den Rädern festlegt.
"Aufgrund der radikalen technischen Änderungen sind Prognosen im Hinblick auf die neue Saison 2014 noch schwieriger als je zuvor", erklärt Chefdesigner Eric Gandelin und fährt fort: "Wir wissen zwar, was wir selber erreicht haben und sind zufrieden damit, aber niemand kann abschätzen, wie es bei der Konkurrenz aussieht. Frühestens bei den Tests wird man einen ersten Eindruck erhalten, wer wo steht. Bei der Konstruktion des Sauber C33-Ferrari sind wir einen Weg gegangen, der uns maximale Flexibilität erlaubt, so dass wir schnell reagieren können. Klar ist zudem eines: Insbesondere in den ersten Rennen wird die Zuverlässigkeit eine wichtige Rolle spielen. Entsprechend räumen wir diesem Thema eine sehr hohe Priorität ein."
Das Sauber F1 Team wird den ersten Test in Jerez mit einer so genannten Roll-out-Version in Angriff nehmen. Das bedeutet, dass das Fahrzeug voll funktionsfähig sein wird, dass aber zahlreiche, für die Performance wichtige Teile, noch nicht am Auto sind. Diese werden dann bei den zwei Bahrain-Tests folgen. Eric Gandelin erklärt: "Diese Herangehensweise gibt uns die Möglichkeit, die maximale Entwicklungszeit für diese Teile zu nutzen, gleichzeitig werden wir mit dem neuen Auto auf der Strecke fahren und alle Systeme prüfen können, was angesichts der einschneidenden technischen Änderungen sehr wichtig ist."
Technische Daten zum Sauber C33
Chassis | Kohlefaser-Monocoque |
Vorderradaufhängung | Obere und untere Querlenker, innen liegende, über Druckstreben aktivierte Federn und Dämpfer (Sachs Race Engineering) |
Hinterradaufhängung | Obere und untere Querlenker, innen liegende, über Zugstreben aktivierte Federn und Dämpfer (Sachs Race Engineering) |
Bremsen | Bremssättel (Brembo), Beläge und Scheiben aus Kohlefaser (Brembo) |
Kraftübertragung | Ferrari 8-Gang-Schnellschaltgetriebe aus Karbon, längs gerichtet, Kohlefaserkupplung |
Chassis-Elektronik | MES |
KERS | Ferrari |
Lenkrad | Sauber F1 Team |
Reifen | Pirelli |
Räder | OZ |
Abmessung: | |
Länge | 5.300 mm |
Breite | 1.800 mm |
Höhe | 950 mm |
Spurweite vorn | 1.460 mm |
Spurweite hinten | 1.416 mm |
Gewicht | 691 kg (inkl. Fahrer, Tank leer) |
Ferrari Motor
Konfiguration | V6 90° |
Hubraum | 1600 cc |
Bohrung | 80 mm |
Hub | 53 mm |
Ventile | 4 pro Zylinder |
Maximale Drehzahl | 15.000/min |
Aufladung | 1 Turbolader |
Maximaler Kraftstoffdurchfluss | 100 kg/h |
Maximale Tankkapazität | 100 kg |
Einspritzung | Direkteinspritzung 500 bar |
Einheiten pro Fahrer | 5 |
ERS System: | |
Batterieenergie (pro Runde) | 4 Mj |
MGU-K-Leistung | 120kW |
MGU-K, maximale Drehzahl | 50.000/min |
MGU-H, maximale Drehzahl | 12.000/min |
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