Nico Hülkenberg hatte im letzten Abschnitt des Qualifyings die Qual der Wahl: sollte er mit den Mediums fahren, um im Rennen einen Vorteil zu haben, dafür aber von weiter hinten starten oder aber auf den weichen die bestmögliche Startposition herausholen und im Rennen das Beste daraus machen? Der Sauber-Pilot entschied sich für letztere Variante und qualifizierte sich als Siebter.

Es habe bei Sauber vorab intensive Gespräche gegeben, in denen die Priorität schließlich auf die Startposition gelegt wurde. "Wir hatten die Hoffnung, etwas über den siebten Platz hinaus zu kommen. Nach vorne zu Kimi und Massa ist nicht viel", erklärte er. "Wir hatten uns einen etwas besseren Startplatz erhofft, aber es ist ok."

Er habe etwas davon profitiert, dass andere Piloten Q3 auf den Medium-Reifen bestritten und dadurch nicht so schnell waren, räumte er gegenüber Motorsport-Magazin.com ein. "Mit den McLarens wäre es extrem eng geworden, Fernando hätte ich nicht halten können." Für das Rennen sieht er die McLaren-Piloten, die auf Medium starten, als Hauptkonkurrenten an. "Wir müssen abwarten, was besser funktioniert", meinte Hülkenberg mit Blick auf die Strategie. "Es spricht mehr für einen Start auf den harten Reifen. Bei den weichen haben wir gestern gesehen, dass sie schnell abbauen."

Im Training seien die weichen Reifen bereits nach drei Runden in die Knie gegangen. Als erster sei der linke Vorderreifen betroffen, der in mehreren Kurven "richtig auf den Deckel bekommt". Blasen auf dem Pirelli-Pneu machen sich dann auf den Geraden durch Vibrationen bemerkbar, wobei die Angst mitfährt, der Reifen könnte sich - wie in dieser Saison bereits oft geschehen - vollkommen auflösen. Sauber hat jedoch vorgebaut, damit der weiche Reifen länger hält. "Wir haben am Auto ein bisschen was verändert, was den Reifen mehr schützt", verriet Hülkenberg Motorsport-Magazin.com.

Einen Vorteil hat der Start auf den weichen Reifen: Wenn das Safety Car früh auf die Strecke kommt, können die Piloten die empfindlichen Pneus schnell und ohne großen Zeitverlust loswerden. "Was ein bisschen riskant ist, wenn man auf dem Medium startet, ist, wenn das Safety Car kommt, denn dann ist man angreifbarer. Wenn ich einen Stopp mache, bin ich direkt wieder dahinter, sie müssen dann rein und fallen automatisch zurück", erläuterte Hülkenberg. Einziges Problem in dieser Rechnung: Einen Safety-Car-Einsatz gab es in Indien bislang nicht. "Aber sag niemals nie", orakelte Hülkenberg und riskierte eine Spende ins allseits bekannte Phrasenschwein.

Für diejenigen, die auf den Mediums starten, gibt es verschiedene Szenarien, wie der Sauber-Pilot überlegte. "Man kann auf nur eine Runde gehen oder am Ende mit weniger Sprit hält der vielleicht zehn Runden, wer weiß das schon?", meinte er. Der weiche Pneu habe im Training am Freitag bei Mercedes und Alonso gut funktioniert. "Das ist Auto-anhängig", stellte er fest. Für Sauber habe sich der Medium-Reifen als der stärkere erwiesen. "Ich hoffe, dass wir unsere Position halten können", meinte Hülkenberg, dem während des Gesprächs ein Spruch rausrutschte, der in Indien wohl häufiger vorkommt: "Ist das scharf, leck mich am Arsch!"