Sebastian Vettel marschiert seinem vierten Titelgewinn in der Formel 1 unbeirrt entgegen. Der Red-Bull-Pilot wäre nach Juan-Manuel Fangio und Michael Schumacher erst der dritte Pilot in der Geschichte der Königsklasse, der vier Titel nacheinander einfahren könnte. Grund genug unter anderem für seinen Chef, Vettel in den Olymp der F1 zu hieven. "Für mich ist er nun auf Augenhöhe mit Juan Manuel Fangio, Jim Clark, Jackie Stewart, Ayrton Senna, Alain Prost und Michael Schumacher", sagte Christian Horner erst kürzlich. Vettel selbst war nie bekannt dafür, sich selbst in den Himmel zu loben oder sich mit den Legenden des Sports zu vergleichen. "Ich bin sehr stolz, dass ich überhaupt auf der Liste der Weltmeister stehe", sagte er deshalb. "Ich bin großer Fan des Sports und interessiere mich auch für die Geschichte der Formel 1. Es hat auch etwas mit Respekt zu tun, die Namen zu kennen und die Zeiten einordnen zu können."

Zwar sei es toll, sich in der Liste mit anderen Weltmeistern einreihen zu können, doch dieser Umstand bestimme nicht Vettels Leben. "Ich wache nicht jeden Morgen auf und denke daran", wie er es selbst ausdrückte. "Ich schaue generell nicht zurück und lebe nicht in der Vergangenheit. Aber wenn man einmal anhält und zurückblickt, ist es schon verrückt zu sehen, was so alles passiert ist." Das gilt auch für das allgemeine Interesse am Heppenheimer. Zu seinen Anfangszeiten in der Formel 1 war die Zahl der Journalisten, die sich zu Medienrunden anmeldeten, äußerst überschaubar. Und heute? Die versammelte Motorsportfachwelt hört zu, wenn der Dreifach-Champion spricht.

"Die Entwicklung ist extrem", stellte Vettel diesbezüglich fest. Das gilt jedoch nicht nur für den kleinen Motorsport-Kosmos während der Rennwochenenden, sondern auch für Vettels Auftritt im normalen Leben. Nicht ohne Grund versucht der 26-Jährige seit Jahren, möglichst wenig über sein Privatleben preis zu geben. Einfach so durch die Stadt schlendern, ohne erkannt zu werden? Für Vettel nicht möglich. "In Deutschland ist es extrem, weil einen die meisten Leute direkt erkennen", sagte er. "Das ist aber auch schön, weil es bestätigt, dass man in den vergangenen Jahren das eine oder andere richtig gemacht hat." Der Vettel-Hype habe natürlich Einfluss auf sein Leben habt, ihn als Menschen jedoch nicht verändert.

Vettel sucht das Rampenlicht, in dem er wegen seiner Erfolge sowieso schon steht, nicht. Er sagt: "Ich bin nicht der Typ, der rausgeht und sagt: Jetzt sprich mich an! Du müsstest mich doch schon längst erkannt haben." Ihm sei es sogar lieber, wenn die Leute ihn zwar kennen, aber nicht direkt als Rennfahrer und Weltmeister einordnen können. "Denn dann wird man so wahrgenommen, wie man ist", erklärte Vettel. Dass es bei solchen Begegnungen zu kuriosen Gegebenheiten kommen kann, dafür kramte Vettel ein Beispiel heraus: "An einem Flughafen wurde ich schon angesprochen und gefragt, ob ich bei 'Gute Zeiten, schlechte Zeiten' mitspiele. Da wird schon einmal etwas verwechselt, weil die Leute nur dein Gesicht kennen."

Auf der anderen Seite treffe Vettel auch immer wieder auf richtige Motorsport-Fans, die ihn mit Fachfragen löchern. "Da werden die Fragen schon spezifischer", sagte Vettel mit einem Schmunzeln im Gesicht. "Die fragen dann: Was war genau mit deinem KERS? Warum bist du in dem und dem Rennen nicht früher zum Reifenwechsel an die Box? Da muss ich manchmal selbst erst nachdenken, was da los war, damit ich nicht als Trottel dastehe - ich saß ja praktisch selbst im Auto..."